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Das Verlorene Labyrinth

Das Verlorene Labyrinth

Titel: Das Verlorene Labyrinth Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kate Mosse
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Finger zu dem Silberkettchen um seinen Hals bewegten, wenn er redete.
    Sie hatten sich draußen einen Tisch gesucht. Über den Hausdächern lugte der Turm der Kathedrale hervor. Sobald sie Platz
    genommen hatten, wurden beide ein wenig verlegen und fingen gleichzeitig an zu reden. Alice lachte, Will entschuldigte sich. Vorsichtig, behutsam begannen sie, einander zu erzählen, wie ihr Leben verlaufen war, seit sie sich vor zehn Jahren zuletzt gesehen hatten.
    »Du warst ja völlig in deine Lektüre versunken«, sagte sie und drehte die Zeitung um, damit sie die Schlagzeile lesen konnte. »Ich meine vorhin, als du um die Ecke geschossen kamst.«
    Will grinste. »Ja, tut mir echt Leid«, entschuldigte er sich erneut. »Normalerweise ist das Lokalblatt nicht so spannend. Ein Mann ist hier mitten in der Stadt tot aus dem Fluss gefischt worden. Er hatte eine Stichverletzung im Rücken, Hände und Füße waren gefesselt, und die beim lokalen Radiosender drehen vollends durch. Die denken doch tatsächlich, es war ein Ritualmord. Und jetzt stellen sie eine Verbindung her zu einem hiesigen Journalisten, der an einer Story über religiöse Geheimgesellschaften gearbeitet hat und letzte Woche verschwunden ist.«
    Das Lächeln auf Alice' Gesicht verschwand. »Darf ich mal sehen?«, sagte sie und griff nach der Zeitung.
    »Klar.«
    Ihre Beklommenheit wuchs, als sie die Namensliste las. Nou blesso Véritable. Der Name kam ihr irgendwie bekannt vor. »Alles in Ordnung?«, fragte Will. Alice sah auf und bemerkte, dass er sie betrachtete.
    »Entschuldige«, sagte sie. »Ich war in Gedanken ganz weit weg. Aber ich bin vor kurzem auf etwas Ähnliches gestoßen. Und die Übereinstimmung hat mich ein bisschen erschreckt.« »Übereinstimmung? Klingt spannend.«
    »Auch das ist eine lange Geschichte.«
    »Ich hab's nicht eilig«, sagte Will, stützte die Ellbogen auf den Tisch und lächelte ihr aufmunternd zu.
    Nachdem sie nun schon so lange in ihren Gedanken gefangen war, spürte Alice das Bedürfnis, endlich mit jemandem zu sprechen. Und eigentlich kannte sie ihn ja auch.
    Erzähl ihm nur, was du willst.
    »Tja, es ist gut möglich, dass sich das alles ziemlich konfus anhört«, begann sie. »Also, vor ein paar Monaten erfuhr ich aus heiterem Himmel, dass eine Tante, von der ich nie im Leben gehört hatte, gestorben war und mir ihren ganzen Besitz hinterlassen hatte, darunter auch ein Haus in Frankreich.«
    »Die Dame auf dem Foto.«
    Sie nickte. »Sie hieß Grace Tanner. Ich hatte ohnehin vor, nach Frankreich zu reisen, um eine Freundin zu besuchen, die in den Pyrenäen bei einer Ausgrabung mitarbeitete, daher beschloss ich, zwei Fliegen mit einer Klappe zu schlagen.« Sie stockte. »Bei der Ausgrabung, bei der ich mitgeholfen habe, sind dann ein paar Dinge geschehen ... Ich will dich nicht mit den Einzelheiten langweilen, aber wie es aussah ... Ach, egal.« Sie atmete einmal tief durch. »Gestern war ich erst bei der Anwältin, die den Nachlass regelt, und danach im Haus meiner Tante, und da habe ich ein paar Sachen gefunden ... unter anderem ein eingraviertes Muster, das ich auch bei der Ausgrabung entdeckt hatte.« Sie geriet ins Stottern, fand nicht die richtigen Worte. »Dann war da auch noch ein Buch, von einem Autor namens Audric Baillard, der, und da bin ich mir fast hundertprozentig sicher, der Mann auf dem Foto ist.«
    »Lebt er noch?«
    »Soweit ich weiß, ja. Ich habe ihn noch nicht ausfindig machen können.«
    »Was für eine Beziehung hatte er zu deiner Tante?«
    »Ich weiß es nicht. Das wird er mir hoffentlich sagen können. Er ist meine einzige Verbindung zu ihr. Und zu anderen Dingen.« Zum Labyrinth, dem Stammbaum, meinem Traum.
    Als sie den Blick hob, sah sie, dass Will zwar verwirrt schien, aber ganz bei der Sache war. »Ich kann nicht behaupten, dass ich jetzt klüger bin«, sagte er grinsend.
    »Ich kann's eben nicht so gut erklären«, räumte sie ein. »Reden wir über was anderes, etwas, das nicht so kompliziert ist. Du hast mir noch gar nicht verraten, was du eigentlich in Chartres machst.«
    »Was jeder Amerikaner in Frankreich macht. Ich versuche zu schreiben.«
    Alice lächelte. »Passiert das nicht eher in Paris?«
    »Da hab ich angefangen, aber ich fand es irgendwie zu, na ja, unpersönlich, wenn du verstehst, was ich meine. Meine Eltern haben hier Bekannte. Die Stadt gefällt mir. Und da bin ich eben hier hängen geblieben.«
    Alice nickte und dachte, er würde noch mehr dazu sagen. Statt- dessen kam er

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