Das Verlorene Labyrinth
herab und küsste seine Brust und, noch etwas tiefer, seinen festen Bauch. »So, jetzt verschwindet schnell. Ich muss ihn reinlassen, bevor er völlig die Geduld verliert.«
Sobald sich ihr Geliebter gut versteckt hatte, lief Oriane auf Zehenspitzen zur Tür, drehte lautlos den Schlüssel im Schloss, rannte dann zum Bett zurück und ordnete die Vorhänge um sich herum. Sie würde sich einen kleinen Spaß erlauben.
»Oriane!«
»Gemahl«, antwortete sie ungehalten. »Euer Geschrei ist unnötig. Die Tür ist auf.«
Oriane hörte, wie die Klinke hinuntergedrückt wurde, dann öffnete sich die Tür und fiel laut wieder zu. Ihr Ehemann kam ins Zimmer gehastet. Sie hörte das Kläcken von Metall auf Holz, als er seine Kerze auf den Tisch stellte.
»Wo seid Ihr?«, fragte er gereizt. »Und warum ist es hier so dunkel? Mir ist nicht nach Spielchen zu Mute.«
Oriane lächelte. Sie rekelte sich auf den Kissen, die Beine leicht gespreizt und die glatten, nackten Arme über den Kopf gereckt. Sie wollte nichts seiner Phantasie überlassen.
»Ich bin hier, mein Gemahl.«
»Die Tür war verschlossen, als ich gekommen bin«, sagte er gereizt, zog die Vorhänge zurück und verstummte dann.
»Nun, dann habt Ihr vielleicht nicht... fest genug ... gedrückt«, sagte sie.
Oriane sah, wie sein Gesicht zuerst weiß wurde, dann dunkelrot. Die Augen traten ihm aus den Höhlen, und sein Mund klappte auf, als er auf ihre festen, vollen Brüste mit den dunklen Brustwarzen starrte, auf ihr loses Haar, das wie eine sich windende Masse Schlangen um sie herum auf dem Kissen lag, auf die geschwungene Linie ihrer schmalen Taille und die zarte Wölbung ihres Bauches, das Dreieck aus schwarzem Kraushaar zwischen ihren Schenkeln.
»Was soll das?«, kreischte er. »Bedeckt Eure Blöße, sofort.« »Ich habe geschlafen, mein Gemahl«, entgegnete sie. »Ihr habt mich geweckt.«
»Ich habe Euch geweckt? Ich habe Euch geweckt?«, stammelte er. »Ihr habt so geschlafen ... so?«
»Die Nacht ist heiß, Jehan. Darf ich denn nicht so schlafen, wie ich möchte, hier in meinem eigenen Zimmer?«
»Es hätte doch jeder hereinkommen und Euch so sehen können. Eure Schwester, Eure Dienerin Guirande. Jeder!«
Oriane setzte sich langsam auf und sah ihn trotzig an, zwirbelte eine Haarsträhne zwischen den Fingern. »Jeder?«, fragte sie sarkastisch. »Guirande habe ich weggeschickt«, sagte sie unterkühlt. »Für ihre Dienste hatte ich keine weitere Verwendung.« Sie sah ihm an, dass er sich am liebsten abwenden wollte, es aber nicht konnte. In seinen ausgetrockneten Adern wetteiferten Verlangen und Widerwillen miteinander.
»Jeder hätte hereinkommen können«, wiederholte er, diesmal weniger selbstbewusst.
»Ja, wahrscheinlich habt Ihr Recht. Aber es ist niemand gekommen. Außer Euch, natürlich, mein Gemahl.« Sie lächelte. Es war der Ausdruck eines Raubtieres, kurz bevor es zuschlägt. »Und nun, da Ihr hier seid, könnt Ihr mir vielleicht verraten, wo Ihr gewesen seid?«
»Ihr wisst, wo ich war«, fauchte er. »Im Rat.«
Sie lächelte. »Im Rat? Die ganze Zeit? Der Rat ist doch schon lange vor Einbruch der Dunkelheit auseinander gegangen.« Congost wurde wieder rot. »Was fällt Euch ein, meine Worte anzuzweifeln?«
Oriane kniff die Augen zusammen. »Beim Sant Foy, Jehan, Ihr seid ein Wichtigtuer. »>Was fällt Euch ein ...<« Die Parodie war gekonnt, und ihre Grausamkeit ließ beide Männer zusammenzucken. »Kommt schon, Jehan, sagt mir, wo Ihr gewesen seid. Ging es vielleicht um Staats affären? Oder wart Ihr gar bei einer Geliebten, e, Jehan? Habt Ihr hier irgendwo im Chateau eine Geliebte versteckt?«
»Wie könnt Ihr es wagen, so mit mir zu sprechen. Ich ...« »Andere Männer sagen ihren Ehefrauen, wo sie gewesen sind. Warum Ihr nicht? Es sei denn, Ihr habt einen guten Grund dafür, wie ich schon sagte.«
Congost brüllte sie an. »Andere Männer sollten lernen, ihre Zunge zu zügeln. So etwas geht Frauen nichts an.«
Oriane bewegte sich langsam über das Bett auf ihn zu.
»So etwas geht Frauen nichts an«, sagte sie. »Wirklich nicht?« Ihre Stimme war tief und voller Gehässigkeit. Congost wusste, dass sie sich über ihn lustig machte, aber er durchschaute die Spielregeln nicht. Wie immer.
Orianes Hand schnellte vor und fasste nach der verräterischen Ausbuchtung unter seiner Tunika. Zufrieden bemerkte sie die Panik und die Verblüffung in seinen Augen, als sie anfing, ihre Hand auf und ab zu bewegen.
»Also, mein Gemahl«, sagte
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