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Das Verlorene Labyrinth

Das Verlorene Labyrinth

Titel: Das Verlorene Labyrinth Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kate Mosse
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ist wahr. Der Vicomte will innerhalb von zwei Wochen von seiner Mission wieder da sein. Auf jeden Fall vor Ende Juli.«
    »Wird der Vicomte mit seiner Mission Erfolg haben?«
    Pelletier antwortete nicht, sondern schritt nur weiter auf und ab. Seine Anspannung übertrug sich auf sie.
    Um sich Mut anzutrinken, nahm sie einen kräftigen Schluck Wein. »Wird Guilhem den Vicomte begleiten?«
    »Hat er dir das nicht selbst gesagt?«, fragte er scharf.
    »Ich habe ihn noch nicht gesehen, seit der Rat sich aufgelöst hat«, gab sie zu.
    »Beim Sant Foy, wo steckt er denn?«, wollte Pelletier wissen. »Bitte, sagt mir einfach, ob ja oder nein.«
    »Guilhem du Mas ist auserwählt worden, allerdings gegen meinen Wunsch. Der Vicomte schätzt ihn.«
    »Mit gutem Grund, Paire«, sagte sie leise. »Er ist ein erfahrener chevalier.«
    Pelletier beugte sich vor und schenkte ihr Wein nach. »Sag mir eines, Alaïs , vertraust du ihm?«
    Die Frage traf sie unvorbereitet, aber sie antwortete ohne Zögern. »Sollte nicht jede Frau ihrem Gemahl vertrauen?«
    »Ja, ja. Ich hatte keine andere Antwort von dir erwartet«, sagte er abfällig und winkte ab. »Aber hat er dich gefragt, was heute Morgen am Fluss geschehen ist?«
    »Ihr habt mir befohlen, mit niemandem darüber zu sprechen«, sagte sie. »Selbstverständlich war ich Euch gehorsam.«
    »Und ich habe darauf vertraut, dass du Wort hältst«, sagte er. »Aber dennoch, du hast meine Frage nicht beantwortet. Hat Guilhem dich gefragt, wo du warst?«
    »Es gab keine Gelegenheit dazu«, sagte sie trotzig. »Wie ich schon sagte, ich habe ihn nicht mehr gesehen.«
    Pelletier trat ans Fenster. »Hast du Angst, dass es Krieg geben könnte?«, fragte er mit dem Rücken zu ihr.
    Der unvermittelte Themenwechsel brachte Alaïs aus der Fassung, aber sie antwortete prompt.
    »Der Gedanke ängstigt mich, ja, Paire«, erwiderte sie vorsichtig. »Aber es wird doch gewiss nicht so weit kommen?«
    »Nein, vielleicht nicht.«
    Er stützte die Hände auf den Fenstersims, offenbar ganz in Gedanken versunken, als hätte er vergessen, dass sie da war. »Ich weiß, du hältst meine Frage für ungehörig, aber ich habe einen Grund dafür, sie zu stellen. Schau tief in dein Herz. Wäge deine Antwort sorgfältig ab. Und dann sag mir die Wahrheit. Vertraust du deinem Mann? Vertraust du ihm, dass er dich schützt und recht behandelt?«
    Alaïs spürte, dass das Entscheidende noch nicht gesagt worden war und irgendwo unter der Oberfläche lauerte, aber sie hatte Angst zu antworten. Sie wollte Guilhem nicht verraten. Und gleichzeitig brachte sie es nicht über sich, ihren Vater anzulügen.
    »Ich weiß, dass Ihr ihn nicht mögt, Messire«, sagte sie mit fester Stimme, »wenngleich ich nicht weiß, womit er Euren Unwillen erregt ...«
    »Du weißt sehr wohl, womit er meinen Unwillen erregt«, sagte Pelletier ungehalten. »Das habe ich dir oft genug gesagt. Aber wie dem auch sei, meine persönliche Meinung von du Mas, sei sie nun gut oder schlecht, spielt keine Rolle. Man kann den Wert eines Mannes erkennen und ihn trotzdem nicht mögen. Bitte, Alaïs . Beantworte meine Frage. Es hängt sehr viel davon ab.« Bilder des schlafenden Guilhem. Seine Augen, dunkel wie ein Magnet, die Linie seiner Lippen, wenn er die zarte Innenseite ihres Handgelenks küsste. Erinnerungen von solcher Macht, dass ihr schwindelig wurde.
    »Ich kann nicht antworten«, sagte sie schließlich.
    »Ah«, er seufzte. »Gut. Gut. Ich verstehe.«
    »Mit Verlaub, Vater, Ihr versteht nichts«, entfuhr es Alaïs . »Ich habe nichts gesagt.«
    Er wandte sich um. »Hast du Guilhem gesagt, dass ich dich habe rufen lassen?«
    »Wie ich bereits sagte, ich habe ihn nicht gesehen, und ... es ist nicht recht, dass Ihr mich auf diese Weise befragt. Dass ich zwischen meiner Treue zu ihm und zu Euch entscheiden muss.«
    Alaïs erhob sich. »Wenn es also keinen weiteren Grund gibt, der zu dieser späten Stunde meine Anwesenheit verlangt, Messire, bitte ich um die Erlaubnis, mich zurückziehen zu dürfen.« Pelletier wollte die Situation beruhigen. »Setz dich, setz dich. Ich sehe, dass ich dich gekränkt habe. Verzeih mir. Das war nicht meine Absicht.«
    Er streckte ihr die Hand hin. Nach einem Augenblick ergriff Alaïs sie.
    »Ich möchte nicht in Rätseln sprechen. Mein Zögern ist ... Ich muss mir selbst über manches klar werden. Heute Abend habe ich eine Nachricht von großer Bedeutung erhalten, Alaïs . In den vergangenen Stunden habe ich überlegt, was ich

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