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Das Verlorene Labyrinth

Das Verlorene Labyrinth

Titel: Das Verlorene Labyrinth Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kate Mosse
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Umständen hier, Simeon.«
    Er nickte. »Natürlich. Komm, Bertrand, komm. Setz dich.«
    »Ich bin mit unserem Herrn Trencavel hier, Simeon, um Besiers ** vor der Armee zu warnen, die aus dem Norden anrückt. Hörst du die Glocken, die die Stadtväter in den Rat rufen?«
    »Eure christlichen Glocken sind schwer zu überhören«, erwiderte Simeon und zog die Augenbrauen hoch, »obwohl sie meistens nicht für uns geläutet werden.«'
    »Diesmal sind die Juden genauso betroffen - wenn nicht noch mehr-wie diejenigen, die man Häretiker nennt, das weißt du.«
    »Wie immer«, sagte Simeon sanft. »Ist das Kreuzheer so groß, wie man hört?«
    »Zwanzigtausend Mann, vielleicht mehr. Wir können sie nicht im offenen Gefecht bekämpfen, Simeon, die Übermacht ist zu groß. Wenn Besiers die Eindringlinge hier eine Weile aufhalten kann, so haben wir wenigstens die Chance, im Westen ein kampfstarkes Heer aufzustelle n und die Verteidigung von Car cassona vorzubereiten. Dort wird allen Zuflucht geboten, die das möchten.«
    »Ich war hier glücklich. Diese Stadt hat mich - uns - gut behandelt.«
    »Besiers ist nicht mehr sicher. Nicht für dich, nicht für die Bücher.«
    »Das weiß ich. Trotzdem«, er seufzte. »Es tut mir Leid, gehen zu müssen.«
    »So Gott will, wird es nicht für lange sein.« Pelletier hielt inne, verwirrt, weil sein Freund die Situation so unerschütterlich hinnahm. »Es ist ein ungerechter Krieg, Simeon, zu dem mit Lügen und Heuchelei aufgerufen wurde. Wie kannst du das so einfach hinnehmen?«
    Simeon breitete weit die Arme aus.
    »Es hinnehmen, Bertrand? Was soll ich denn deiner Meinung nach tun? Was soll ich denn deiner Meinung nach sagen? Einer von euren christlichen Mönchen, Franz, hat gebetet, dass Gott ihm die Kraft schenken möge, die Dinge hinzunehmen, die er nicht ändern kann. Was geschehen wird, wird geschehen, ob ich mir das wünsche oder nicht. Und deshalb, ja, ich nehme es hin. Das bedeutet nicht, dass es mir gefällt oder dass ich nicht wünschte, es wäre anders.«
    Pelletier schüttelte den Kopf.
    »Zorn nützt gar nichts. Du musst glauben. Um darauf zu vertrauen, dass es einen höheren Sinn gibt, jenseits unseres Lebens und unserer Weisheit, ist der Sprung in den Glauben erforderlich. Die großen Religionen haben alle ihre eigenen Geschichten - die Heilige Schrift, der Qur'an, die Tora um unserem unbedeutenden Leben einen Sinn zu geben.« Er hielt inne, und seine Augen funkelten schelmisch. »Die Bons Homes versuchen gar nicht erst, einen Sinn in dem Bösen zu entdecken, das Menschen tun. Ihr Glaube lehrt sie, dass das hier nicht Gottes Erde ist, eine vollkommene Schöpfung, sondern vielmehr ein unvollkommenes und verderbliches Reich. Sie erwarten nicht, dass Güte und Liebe über Not und Zwietracht triumphieren. Sie wissen, dass das in unserer kurzen Lebensspanne nicht so sein wird.« Er lächelte. »Und doch wunderst du dich, Bertrand, wenn das Böse dir von Angesicht zu Angesicht entgegentritt. Das ist doch seltsam, oder?«
    Pelletiers Kopf flog hoch, als wäre er ertappt worden. Wusste Simeon Bescheid? Wie war das möglich?
    Simeon bemerkte seinen Gesichtsausdruck, ging aber nicht weiter darauf ein. »Mein Glaube dagegen sagt mir, dass die Welt von Gott geschaffen ist, dass sie vollkommen ist bis ins Kleinste. Doch immer wenn der Mensch sich vom Wort der Propheten abwendet, wird das Gleichgewicht zwischen Gott und Mensch gestört, und die Strafe darauf folgt so sicher, wie die Nacht dem Tag folgt.«
    Pelletier öffnete den Mund, um etwas zu sagen, schloss ihn dann aber wieder.
    »Dieser Krieg geht uns nichts an, Bertrand, obwohl du im Dienst von Vicomte Trencavel stehst. Du und ich, wir haben ein höheres Ziel. Wir sind durch unsere Gelübde aneinander gebunden. Und das muss deine Schritte lenken und deine Entscheidungen bestimmen.« Er hob den Arm und umfasste Pelletiers Schulter. »Also, mein Freund, halte deinen Zorn und dein Schwert für die Schlachten bereit, die du gewinnen kannst.«
    »Woher wusstest du das?«, fragte Pelletier. »Hast du irgendwas gehört?«
    Simeon lachte leise. »Dass du ein Anhänger der neuen Kirche bist? Nein, nein, ich habe nichts dergleichen gehört. Das ist ein Thema, über das wir, so Gott will, irgendwann in der Zukunft diskutieren werden, nicht jetzt. So gern ich auch mit dir über theologische Fragen sprechen würde, Bertrand, aber wir haben Dringenderes zu bereden.«
    Sie verstummten, als die Dienerin mit heißem Minztee und süßem Gebäck

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