Das Verlorene Labyrinth
Verachtung. »Das sind die Schlimmsten. Gierige Hunde, alle, wie sie da sind. Wir haben Berichte gehört, von ...«
Er hielt abrupt inne.
Alaïs sah ihn an. »Berichte von was?«
»Nicht der Rede wert«, sagte er rasch. »Lasst uns jetzt in die Stadt reiten.«
Hintereinander ritten sie zum anderen Ende des Waldes und hinaus in die Ebene.
»Darf ich fragen, was Euch hierher verschlagen hat, Dame Alaïs ?« »Ich bin auf der Suche nach meinem Vater, der sich mit Vicomte Trencavel in Montpelhier aufhält. Ich habe eine Botschaft von höchster Dringlichkeit für ihn, die nicht bis zu seiner Rückkehr nach Carcassona warten konnte.«
Ein Schatten fiel über de Coursans Gesicht.
»Was ist? Habt Ihr irgendwas erfahren?«
»Ihr werdet über Nacht bei uns bleiben, Dame Alaïs . Sobald Eure Blessuren versorgt sind, wird mein Vater Euch sagen, welche Neuigkeiten zu uns gedrungen sind. Im Morgengrauen werde ich selbst Euch dann nach Besiers begleiten.«
Alaïs wandte sich im Sattel um und sah ihn an. »Nach Besiers, Messire?«
»Wenn die Gerüchte stimmen, dann werdet Ihr Euren Vater und Vicomte Trencavel in Besiers antreffen.«
Kapitel 27
Besiers
S chweiß tropfte vom Fell de s Hengstes, als Vicomte Trenca vel seine Männer Richtung Beziers führte, während hinter ihnen Donner grollte.
Schweiß schäumte auf dem Zaumzeug der Pferde, und Speichel tropfte aus den Mäulern. Flanken und Widerrist waren blutig von Sporen und Peitsche, denn die Tiere wurden gnadenlos durch die Nacht getrieben. Der silbrige Mond kam hinter zerfetzten schwarzen Wolken hervor, die tief am Horizont dahinjagten, und erhellte die Blesse auf der Nase von Trencavels Pferd.
Pelletier ritt an der Seite des Vicomte, die Lippen fest aufeinander gepresst. Es war schlecht gelaufen, in Montpellier. Da zwischen dem Vicomte und seinem Onkel böses Blut herrschte, hatte er nicht damit gerechnet, dass der Comte sich so ohne weiteres zu einem Bündnis überreden lassen würde, trotz der Verwandtschaft und der Lehnsherrenbande zwischen den beiden Männern. Er hatte indes gehofft, dass der Comte sich für seinen Neffen einsetzen würde.
Stattdessen hatte er sich geweigert, seinen Neffen auch nur zu empfangen. Das war eine bewusste und unmissverständliche Beleidigung. Trencavel hatte vor dem französischen Lager warten müssen, bis ihm heute endlich eine Audienz gewährt wurde. Man hatte dem Vicomte lediglich erlaubt, sich von Pelletier und zwei seiner chevaliers begleiten zu lassen, als er zum Zelt des Abtes von Citeaux geführt wurde, wo man sie aufforderte, die Waffen abzulegen. Dem waren sie nachgekommen. Drinnen jedoch erwartete den Vicomte nicht der Abt, sondern zwei päpstliche Legaten.
Raymond-Roger war kaum selbst das Wort erteilt worden, während die Legaten ihn dafür tadelten, dass er in seinem Herrschaftsgebiet die ungehinderte Ausbreitung der Häresie dulde. Sie kritisierten seine Politik, in größeren Städten auch Juden auf wichtige Posten zu berufen. Sie führten etliche Beispiele dafür an, dass er für das perfide und verderbliche Verhalten von katharischen Bischöfen innerhalb seiner Ländereien blind und taub sei.
Als sie schließlich fertig waren, hatten die Legaten den Vicomte entlassen, als wäre er ein unbedeutender kleiner Grundbesitzer und nicht das Oberhaupt einer der mächtigsten Dynastien des Midi. Pelletier geriet noch jetzt, als er daran dachte, das Blut ins Kochen.
Die Spione des Abtes hatten die Legaten gut unterrichtet. Alles, was man dem Vicomte vorwarf, war zwar ungenau und in seiner Absicht falsch dargestellt, aber die Beschuldigungen waren sachlich richtig und wurden durch Schriftstücke und Augenzeugenberichte erhärtet. Dieser Umstand, mehr noch als die bewusste Beleidigung Trencavels, ließ Pelletier nicht daran zweifeln, dass der Vicomte der nächste Feind sein sollte. Das Kreuzheer brauchte jemanden, gegen den es kämpfen konnte. Nach der Kapitulation des Comte de Toulouse kam kein anderer mehr in Frage.
Sie hatten das Lager der Kreuzfahrer vor Montpellier sofort verlassen. Nach einem kurzen Blick zum Mond rechnete Pelletier sich aus, dass sie Beziers im Morgengrauen erreichen müssten, wenn sie dieses Tempo beibehielten. Vicomte Trencavel wollte die biterrois persönlich warnen, dass die französische Armee höchstens fünfzehn Meilen entfernt und zum Krieg entschlossen war. Die römische Straße, die von Montpellier nach Beziers führte, war weit offen und unmöglich zu blockieren.
Er würde die
Weitere Kostenlose Bücher