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Das Verlorene Labyrinth

Das Verlorene Labyrinth

Titel: Das Verlorene Labyrinth Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kate Mosse
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Stadtväter auffordern, sich auf eine Belagerung vorzubereiten, und zugleich um Verstärkung für die Truppen in
    Carcassonne bitten. Je länger das Kreuzheer in Beziers aufgehalten wurde, desto mehr Zeit blieb ihnen für die Vorbereitung der Befestigungsanlagen. Außerdem beabsichtigte er, denjenigen Zuflucht in Carcassonne anzubieten, die von den Franzosen am stärksten bedroht wurden - Juden, den wenigen sarazenischen Kaufleuten aus Spanien ebenso wie den Bons Homes. Dabei trieb ihn nicht nur seine Pflicht als Landesherr. Die Verwaltung und Organisation von Beziers lag größtenteils in den Händen jüdischer Diplomaten und Händler. Kriegsgefahr hin oder her, er war nicht gewillt, sich der Dienste so vieler geschätzter und erfahrener Diener berauben zu lassen.
    Trencavels Entscheidung erleichterte Pelletiers Aufgabe. Er legte eine Hand auf Harifs Brief, der in seiner Gürteltasche steckte. Sobald sie in Beziers waren, musste er sich unter einem Vorwand etwas Zeit verschaffen, um Simeon zu suchen.
     
    Eine blasse Sonne erhob sich über den Fluss Orb, als die erschöpften Männer über die große steinerne Bogenbrücke ritten. Beziers ragte stolz und hoch vor ihnen auf und wirkte hinter seinen uralten Steinmauern prächtig und uneinnehmbar. Die Türme der Kathedrale und großen Kirchen, die Santa Magdalena, Sant Jude und Santa Maria geweiht waren, glitzerten im Morgenlicht.
    Trotz seiner Müdigkeit hatte Raymond-Roger Trencavel nichts von seiner natürlichen Autorität und Ausstrahlungskraft verloren, als er sein Pferd durch das Gewirr von steilen, gewundenen Straßen trieb, die zum Haupttor führten. Das Klappern der Hufeisen auf dem Pflaster riss die Menschen in den stillen Vororten, die sich um die Festungsmauern drängten, aus dem Schlaf. Pelletier stieg von seinem Pferd und rief den Wachen zu, das Tor zu öffnen und sie hineinzulassen. Sie kamen nur langsam voran, da sich die Nachricht, dass Vicomte Trencavel in der Stadt war, wie ein Lauffeuer verbreitet hatte, doch schließlich erreichten sie den Sitz des Suzeräns.
    Raymond-Roger begrüßte den Suzerän mit aufrichtiger Zuneigung. Er war ein alter Freund und Verbündeter, ein begabter Diplomat und Politiker und dem Haus Trencavel treu ergeben. Pelletier wartete, während die beiden Männer einander in der Manier des Midi begrüßten und Zeichen der Ehrerbietung austauschten. Nachdem sie die Förmlichkeiten in ungewohnter Eile hinter sich gebracht hatten, kam Trencavel sogleich zur Sache. Der Suzerän hörte ihm mit wachsender Beunruhigung zu. Sobald der Vicomte zu Ende gesprochen hatte, schickte er Boten los, um die Consuln der Stadt in den Rat zu rufen.
    Während sie noch sprachen, war in der Mitte der Halle ein Tisch mit Brot, Fleisch, Käse, Obst und Wein gedeckt worden. »Messire«, sagte der Suzerän. »Ihr würdet mir eine Ehre erweisen, wenn Ihr von meiner Gastfreundschaft Gebrauch machen würdet, während wir warten.«
    Pelletier sah seine Chance gekommen. Er trat unauffällig vor und flüsterte Vicomte Trencavel ins Ohr.
    »Messire, könntet Ihr mich entbehren? Ich möchte nach unseren Männern sehen. Mich vergewissern, dass sie alles haben, was sie brauchen. Dafür sorgen, dass ihre Zungen ruhig und ihre Zuversicht stark ist.«
    Trencavel blickte ihn verwundert an. »Jetzt, Bertrand?«
    »Wenn es genehm ist, Messire.«
    »Ich zweifle nicht daran, dass unsere Männer gut versorgt werden«, sagte Trencavel und lächelte seinem Gastgeber zu. »Ihr solltet etwas essen und ein Weilchen ruhen.«
    »Mit Verlaub, Messire, ich bitte dennoch, mich zu entschuldigen.«
    Raymond-Roger suchte in Pelletiers Gesicht nach einer Erklärung, konnte aber keine finden.
    »Nun gut«, sagte er schließlich noch immer verwundert. »Ihr habt eine Stunde.«
    Lärm herrschte auf den Straßen, und sie füllten sich mehr und mehr, je weiter das Gerücht sich verbreitete. Eine Menschenmasse versammelte sich auf dem großen Platz vor der Kathedrale. Pelletier kannte Beziers gut, da er es schon mehrmals mit Vicomte Trencavel besucht hatte, doch er kämpfte gegen den Strom, und nur seine Größe und seine Autorität verhinderten, dass er einfach umgerissen wurde. Er hielt Harifs Brief fest in der geballten Faust, und sobald er das jüdische Viertel erreicht hatte, fragte er Vorübergehende, ob sie Simeon kannten. Er spürte ein Zupfen am Ärmel. Als er nach unten blickte, sah er ein hübsches, dunkelhaariges, dunkeläugiges Mädchen.
    »Ich weiß, wo er wohnt«, sagte die

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