Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Verlorene Labyrinth

Das Verlorene Labyrinth

Titel: Das Verlorene Labyrinth Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kate Mosse
Vom Netzwerk:
ihn so verstanden, dass beide noch in deinem Besitz sind. Oder dass du zumindest weißt, wo sie sich befinden.«
    Simeon schüttelte den Kopf. »Früher, ja, doch das ist viele Jahre her. Das Buch der Zahlen ist hier. Was das andere betrifft, so habe ich eigentlich gehofft, dass du mir Neues darüber berichten könntest.«
    »Wenn du es nicht hast, wer dann?«, fragte Pelletier eindringlich. »Ich hatte angenommen, dass du beide Bücher mitgenommen hast, als du Chartres verlassen hast.«
    »Das trifft auch zu.«
    »Aber ...«
    Alaïs legte ihrem Vater eine Hand auf den Arm. »Lass Simeon erklären.«
    Einen Moment lang schien es, als wollte Pelletier aus der Haut fahren, dann nickte er. »Also gut«, sagte er barsch. »Erzähl deine Geschichte.«
    »Wie sehr sie dir ähnelt, mein Freund«, schmunzelte Simeon.
    »Kurz nachdem du Chartres verlassen hattest, erhielt ich eine Nachricht vom Navigataire, dass ein Hüter kommen und das zweite Buch mitnehmen würde, das Buch der Arzneien, allerdings ohne einen Hinweis, wer diese Person sein würde. Ich hielt mich bereit, wartete unentwegt. Die Zeit verging, ich wurde älter, doch niemand kam. Dann, im Jahre eures Herrn 1194 - kurz bevor der entsetzliche Brand die Kathedrale und einen Großteil der Stadt Chartres zerstörte -, kam tatsächlich ein Mann, ein Christ, ein Ritter namens Philippe de Saint-Maure.«
    »Sein Name ist mir bekannt. Er war zur selben Zeit im Heiligen Land wie ich, doch wir sind uns nie begegnet.« Pelletier runzelte die Stirn. »Warum hatte er so lange gewartet?«
    »Das, mein Freund, habe ich mich auch gefragt. Saint-Maure überreichte mir einen merel, in der angemessenen Weise. Er trug den Ring, den du und ich beide die Ehre haben zu tragen. Ich hatte keinerlei Grund, an ihm zu zweifeln ... und doch ...« Simeon zuckte die Achseln. »Irgendetwas stimmte nicht mit ihm. Seine Augen waren stechend, wie bei einem Fuchs. Ich vertraute ihm nicht. Er kam mir nicht vor wie die Sorte Mann, die Harif auserwählt hätte. Es war keine Ehre in ihm. Also beschloss ich, ihn auf die Probe zu stellen, trotz der Vertrauen erweckenden Zeichen, die er trug.«
    Alaïs konnte sich nicht beherrschen und fragte: »Und wie?« » Alaïs «, ermahnte ihr Vater sie.
    »Schon gut, Bertrand. Ich gab vor, nicht zu verstehen, was er wollte. Ich rang die Hände, demütig, unterwürfig, bat um Verzeihung und versicherte ihm, er müsse mich mit jemandem verwechseln. Er zog sein Schwert.«
    »Was deinen Verdacht bestätigte, dass er nicht der war, der zu sein er vorgab.«
    »Er drohte mir, beschimpfte mich, doch meine Diener kamen hinzu, und sie waren in der Überzahl, daher blieb ihm nichts anderes übrig, als unverrichteter Dinge zu gehen.« Simeon beugte sich vor und senkte die Stimme zu einem Flüstern. »Sobald ich mich vergewissert hatte, dass er fort war, wickelte ich die beiden Bücher in ein Bündel alter Kleidung und suchte bei einer vertrauenswürdigen christlichen Familie in der Nähe Zuflucht. Ich wusste nicht, was ich tun sollte. Ich war mir einfach nicht sicher. War er ein Betrüger? Oder war er tatsächlich ein Hüter, dessen Herz jedoch durch Gier und die Aussicht auf Macht und Reichtum verhärtet worden war? Hatte er uns verraten? War Ersteres der Fall, dann bestand noch immer die Möglichkeit, dass der wahre Hüter nach Chartres kommen und mich dort vergeblich suchen würde. War jedoch Letzteres der Fall, musste ich der Sache so gut ich konnte auf den Grund gehen. Bis heute weiß ich nicht, ob meine Entscheidung klug war.«
    »Ihr habt getan, was Ihr für richtig hieltet«, sagte Alaïs , ohne auf den warnenden Blick ihres Vaters zu achten, der ihr sagte, sie solle still sein. »Mehr kann ein Mensch nicht tun.«
    »Richtig oder falsch, Tatsache ist, ich hielt mich zwei weitere Tage lang versteckt. Dann wurde der verstümmelte Leichnam eines Mannes gefunden, der in der Eure trieb. Man hatte ihm die Augen ausgestochen und die Zunge herausgerissen. Es verbreitete sich das Gerücht, dass er ein Ritter im Dienste des ältesten Sohnes von Charles d'Evreux war, dessen Gebiet nicht weit von Chartres liegt.«
    »Philippe de Saint-Maure.«
    Simeon nickte. »Man beschuldigte die Juden des Mordes. Sogleich begannen Vergeltungsmaßnahmen. Es war ein Leichtes, mich zum Sündenbock zu machen. Es wurde gemunkelt, dass man mich ergreifen wollte. Es gab angeblich Zeugen, die Saint- Maure vor meiner Tür gesehen haben wollten, Zeugen, die beschwören würden, dass wir Streit hatten und

Weitere Kostenlose Bücher