Das verlorene Land
Lieutenant Colonel Andrew »Havoc« Porter, freute sich über die schützende Wolkendecke. Nicht etwa aus taktischen Gründen, sondern weil es ihn deprimierte, Hunderte von Kilometern über leeres Land und ausgebrannte Städte zu fliegen in dem Wissen, dass dort unten die Überreste von Millionen seiner Landsleute noch immer unbegraben herumlagen.
Porter war kein Mann, der gern über die Schrecken der Vergangenheit nachdachte. Er hatte genug über das schreckliche Geschehen im Zusammenhang mit dem Effekt und der nachfolgenden verheerenden Katastrophe nachgedacht. Diese Grübeleien lagen nun hinter ihm. Weiteres Nachdenken darüber öffnete seiner Meinung nach nur dem Wahnsinn Tür und Tor. Wenn man nämlich nicht erklären konnte, woher diese zerstörerische Energiewelle gekommen war und warum, dann konnte man auch nicht sicher sein, dass das Ereignis sich nicht wiederholte. In dieser Situation war es besser, sich ausschließlich mit der Aufgabe
zu beschäftigen, die direkt vor einem lag, und da gab es weiß Gott genug zu tun. Hinter ihm in seiner Maschine und in den anderen »Stratosphärenfestungen« verbrachten die Mannschaften ihre Zeit damit, Computersimulationen der bevorstehenden Mission durchzuspielen, während neun andere Piloten ihre Bomber in zehntausend Metern Höhe auf Kurs hielten.
Dieser Einsatz würde sich von ihren bisherigen Operationen im Luftraum über Manhattan unterscheiden. Dort hatten sie schon des Öfteren stundenlang über dem Kampfgebiet herumgelungert, wie lange, hatte jeweils von der Verfügbarkeit von Tankflugzeugen abgehangen. Gelegentlich hatten sie präzisionsgelenkte Munition auf besondere Ziele abgeschossen, die üblicherweise von einem Soldaten der Luftnahunterstützung dort unten auf dem Schlachtfeld angefordert worden war. Porter schnalzte mit der Zunge – es war eine unbewusste Angewohnheit von ihm -, als er über diese Air Controller nachdachte, die sich in dieses verdammte Irrenhaus dort unten hineinwagten. Diese Typen hatten einen Höllenrespekt verdient. Die Frauen auch, korrigierte er sich. Manchmal wurden sie mit kleinen Spezial-Teams eingesetzt, manchmal hatten sie schlecht ausgebildete und mangelhaft ausgestattete Milizeinheiten dabei. Oftmals waren sie die Einzigen, die über Leben und Tod einer Einheit am Boden entschieden. Deshalb wurde ihre Lebensspanne ab dem Zeitpunkt, wo sie die Straßen von Manhattan betraten, in Stunden gemessen. Als Porter sein Geschwader auf verändertem Kurs weiter Richtung Norden brachte, fragte er sich, und zwar nicht zum ersten Mal, wer zum Teufel eigentlich zur Air Force ging, um sich anschließend am Boden in ein Tollhaus zu begeben, wo Horden von Irren ihr Unwesen trieben.
Das mussten zweifellos außergewöhnliche Typen sein.
In seinem Job dagegen kam es einfach nur darauf an, im Cockpit zu sitzen und nach einem langen Tag mit krummem
Rücken wieder zum Stützpunkt zurückzukehren. Er musste sich nicht mal Sorgen über Flugabwehrkanonen oder sonstiges feindliches Feuer machen. Trotzdem war er nicht so dumm, seine Bedeutung und die seiner Kameraden geringzuschätzen. Wegen ihnen würden Tausende von Männern der Bodentruppen überleben und Tausende Piraten und sonstige Aufrührer ausradiert werden.
Er grinste düster hinter seiner Pilotenmaske. Wenn seine Mission so vonstattenging wie geplant, dann würde es zu dem Zeitpunkt, wo er wieder festen Boden unter die Füße bekam, wahrscheinlich keine Piraten mehr geben. Und wie toll wäre das denn? Diese beschissenen Kopftuchfuzzis hatten sowieso schon viel zu lange freie Bahn gehabt dort unten, jedenfalls war das die Meinung von Lieutenant Colonel Andrew »Havoc« Porter. Es war höchste Zeit, dass ihnen jemand klarmachte, dass New York ein sehr teurer Ort für Touristen war. Und er war genau der Richtige, um ihnen das beizubringen.
Es hatte noch ein paar typische Gerüchte gegeben in der renovierten Offiziersmesse in Whiteman, bevor sie zu diesem Einsatz losgeflogen waren. Manche hatten sich die Köpfe heißgeredet über einen möglichen Nukleareinsatz über dem Big Apple, nachdem alle Bodentruppen rausgegangen waren. Ganz bestimmt hatten sich auch ein paar Schwachköpfe unerlaubt von der Truppe entfernt und waren nach Texas aufgebrochen, aber die konnten ihm gestohlen bleiben. Die würden dann wohl auf ihren nächsten Sold verzichten müssen. Erst nachdem man die Angehörigen des Geschwaders separiert, ihnen ihren Sold ausbezahlt und sie mit einer Extraration Steak und Kartoffeln
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