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Das verlorene Land

Das verlorene Land

Titel: Das verlorene Land Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Birmingham
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wäre, wenn Miss Julianne und Miss Fifi und alle seine Freunde vom Boot des toten Golfstars hier bei ihm sein könnten. Sie würden sämtliche Road Agents, die sich ihnen in den Weg stellten, problemlos fertigmachen. Und diese Muskelmänner aus Nepal, an die erinnerte er sich auch, Miss Julianne hatte sie eingestellt … Gurkhas! Er hatte sich ihre Namen nie merken können, aber er erinnerte sich noch sehr genau daran, wie leidenschaftlich sie gekämpft hatten, um das Boot und seine Familie vor den Piraten zu schützen, irgendwo dort unten am Arsch der Welt.
    Miguel schüttelte den Kopf.
    Piraten. Am Arsch der Welt.
    Sein Leben verlief wirklich in merkwürdigen Bahnen.
     
    Am Nachmittag baute sich eine Gewitterfront im Westen auf, und damit bestätigte sich, was Miguel schon früher am Tag gespürt hatte. Die Road Agents würden sie jetzt bestimmt nicht mehr kriegen, selbst wenn sie Hubschrauber oder Flugzeuge zur Unterstützung hätten. Die tiefdunklen Wolken, in denen sich unheilvolle Kräfte ballten und deren Ränder grünlich schimmerten, wurden schon von flackernden weißen Blitzen durchzuckt, die Schlimmstes befürchten ließen. Fernes, aber deutlich wahrnehmbares Donnergrollen kam ihnen dröhnend über die hügelige Landschaft entgegen, und der Himmel verdunkelte sich mehr und mehr. Die Wolken breiteten sich überraschend schnell aus, und Miguel war bald klar, dass die Front sie erreichen würde, lange bevor sie das Tal hinter sich gebracht hatten.
    Die Herde wogte vor Aufregung, die Tiere muhten laut. Flossie schnaubte und schüttelte ihre Mähne und zerrte an den Zügeln. Sie tänzelte zur Seite und wurde widerspenstig.

    »Ruhig«, sagte Miguel und zog kurz, aber heftig an den Zügeln. Er beugte sich vor, klopfte dem Pferd auf den Hals und flüsterte ihm beruhigende Worte zu.
    »So was sieht man zu dieser Jahreszeit nicht oft.«
    Cooper Aronson ritt jetzt neben ihm und warf der Wolkenwand einen missbilligenden Blick zu, als würde er sie als persönliche Beleidigung empfinden.
    Miguel deutete mit seinem Stetson auf den herannahenden Sturm. In den wenigen Minuten, die er die Wolken beobachtet hatte, war die Front ein großes Stück weit auf sie zugekommen. Angst stieg in ihm auf, und er suchte nach seiner Tochter. Sie ritt auf der anderen Seite der Herde und unterhielt sich mit Trudi Jessup. Er unterdrückte den Drang, zu ihr zu reiten, um ihr zu sagen, dass sie aufpassen sollte. Ihnen blieb vielleicht noch eine halbe Stunde, womöglich weniger. »Nein«, sagte er, »das sieht nach einem Sommersturm aus, und zwar nach einem der übelsten Sorte, aber das Wetter spielt ja schon seit einigen Jahren verrückt.«
    »Ich hatte eigentlich den Eindruck, dass es sich etwas beruhigt hatte«, entgegnete Aronson. »Zumindest in den letzten zwölf Monaten.«
    »Vielleicht in den letzten zwölf Monaten, aber nicht in den nächsten zwei Stunden«, sagte Miguel. »Das gefällt mir gar nicht, Aronson. Schauen Sie sich das Land hier an. Wir bewegen uns durch ein breites Tal, und soweit ich Ihre Karte im Kopf habe, sind mindestens vier Flussarme in der Nähe.«
    »Fürchten Sie, dass es zu einer Flut kommt?«, fragte der Mormone.
    »Dieser Sturm bringt jedenfalls eine Menge Regen mit sich«, sagte Miguel.
    Die Rinder wurden immer unruhiger, als die ersten Blitze aus der finster dräuenden Wolkenbank herabfuhren und die Donnerschläge immer lauter wurden. Miguel sah, wie sich
die anderen Reiter im Sattel umdrehten, um das Spektakel zu betrachten, während der Schatten der Gewitterfront bereits über das hintere Ende der Herde fiel. Seine Hunde fingen an zu bellen, und er schrie sie an, um sie zum Schweigen zu bringen. Er wollte nicht, dass sie die Herde noch mehr aufscheuchten. Sofia, das stellte er mit Genugtuung fest, warf ihm einen beunruhigten Blick zu, bevor sie ihr Pferd auf eine kleine Anhöhe lenkte. Anscheinend forderte sie Miss Jessup auf, ihr zu folgen, was die ehemalige Catering-Expertin und Restaurantkritikerin auch tat.
    Eiliges Hufgetrappel war zu hören, und Willem d’Age sprengte heran. Er nickte Aronson knapp zu, bevor er zu sprechen begann.
    »Ich denke, es ist wohl besser, wenn wir die Herde auf einen Hügel treiben«, sagte er.
    »Miguel meint das auch«, antwortete Aronson. »Aber auf einer Erhöhnung sind wir natürlich den Blitzen ausgeliefert.«
    Miguel wehrte ab.
    »Das ist eher zweitrangig, Aronson. Natürlich kann es passieren, dass wir von einem Blitz erwischt werden, aber bei einer Überflutung

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