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Das verlorene Regiment 01 - Der letzte Befehl

Das verlorene Regiment 01 - Der letzte Befehl

Titel: Das verlorene Regiment 01 - Der letzte Befehl Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William R. Forstchen
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lächelte traurig.
    »Solange ich lebe, betrete ich nie wieder ein Schiff.« Sie beide lachten leise.
    »Sergeant Schuder berichtete, dass es Verluste gegeben hat. Ich wäre Ihnen sehr dankbar, wenn Sie Dr. Weiss ausfindig machten und ihm beistünden.«
    Er musterte sie weiter forschend, wollte aber nicht eingestehen, dass er sich Sorgen um sie gemacht hatte.
    »Colonel, Sir!«
    Andrew blickte zu dem einfachen Soldaten hinauf, der auf der Reling stand und auf eine Stelle am Ufer deutete. Er ging zu ihm hinüber, betrachtete ihn und versuchte auf seinen Namen zu kommen. Der Junge war ein schmales Hemd und kaum einssechzig groß. Mit den roten Haaren, den Sommersprossen und der fröhlichen Offenheit seiner Miene wirkte er unschuldig, fast kindlich. Andrew stöberte im Gedächtnis nach dem Namen und fragte sich, wie es dieser Junge jemals geschafft hatte, den Werbersergeant zu übertölpeln. Andererseits waren die Werber der Armee einfach nur an noch lebendigen Leibern interessiert und nichts sonst. Plötzlich fiel ihm der Name wieder ein.
    »Was ist los, Hawthorne?«
    Vincent sah ihn einen Augenblick lang an und war doch ein wenig stolz darauf, dass der Colonel seinen Namen kannte. Auch das hatte dieser von Hans gelernt: Präge dir immer ihre Namen ein, auch wenn dieses Wissen zu oft letztlich nur Schmerz bereitete.
    Der Junge schwieg und sah ihn lediglich an.
    »Nur zu, Junge! Was ist?«
    »Oh ja, Sir! Sir, sehen Sie mal dorthin, bei dem Einschnitt in den Dünen, ein paar hundert Meter den Strand hinauf. Sieht nach einem Kavalleristen aus.«
    Andrew schirmte die Augen mit der Hand ab und blickte zu der Stelle hinüber, auf die der Junge zeigte.
    Ein verdammt großes Pferd! Sah nach einem Clydesdale aus.
    »Seltsam, Colonel – er scheint eine Lanze oder einen Speer zu tragen.«
    Andrew blickte sich nach Tobias um, bewegt von der Hoffnung, ein Fernrohr zu erhalten, aber der Kapitän war noch nicht wieder zum Vorschein gekommen.
    »Junge, weißt du, wo ich untergebracht bin?«
    »Ich denke schon, Sir.«
    »Nun, dann lauf rasch hin – dort steht eine einzelne Kiste mit meinem Namen darauf. Darin findest du meinen Feldstecher. Und meinen Säbel. Jetzt hol sie rasch, Junge.«
    »Ja, Sir!«
    Offensichtlich beeindruckt von der Verantwortung, die ihm übertragen worden war, sprang Vincent von der Reling und stürmte unter Deck.
    Andrew beugte sich stärker vor, die Augen weiterhin abgeschirmt, und versuchte den einsamen Reiter besser zu erkennen.
    »Bleib, wo du bist, verdammt!«, flüsterte Andrew. »Beweg dich bloß nicht!«
    »Ist da was, Colonel?«
    Andrew drehte sich um und sah Pat O’Donald auf sich zukommen.
    Er deutete auf den einsamen Kavalleristen, der halb verdeckt war.
    »Wie haben Ihre Männer den Sturm überstanden?«, versuchte Andrew die Wartezeit auf Vincent zu überbrücken.
    »Es betrifft weniger die Männer als die Pferde«, antwortete O’Donald traurig. »Wir haben genug mitgebracht für zwei Kanonen und einen Munitionswagen – die übrigen wurden mit einem anderen Schiff transportiert. Die meisten werden getötet werden müssen oder sind schon tot. Ich habe nach Ihrem Pferd gesehen, Sir – es hat alles gut überstanden.«
    Die tränenfeuchte Reue im Ton des Majors wirkte seltsam paradox bei einem Mann von seinem Ruf.
    »Ihr Feldstecher, Sir!«, rief Hawthorne fast atemlos, als er zu Andrew gestürmt kam.
    Andrew hob den Feldstecher und stellte ihn scharf.
    »Na, das ist das Verrückteste überhaupt«, flüsterte er.
    Falls das die Rebellenkavallerie war, dann kratzten sie wirklich die letzten Reserven zusammen. Der Mann trug einen Bart bis fast an die Taille; die langen zottigen Haare ringelten sich über die Schultern, und am kuriosesten war, dass auf ihnen etwas saß, was nach einem kegelförmigen Eisenhelm aussah. Das schmutzige weiße Hemd, das anscheinend einen hohen Priesterkragen aufwies, war seitlich zugeknöpft.
    Der Mann trug nicht mal Stiefel; die Unterschenkel steckten in Lumpen, kreuzweise mit Lederriemen zugebunden. Und Hawthorne hatte Recht gehabt- der Mann hielt tatsächlich einen Speer in der Hand.
    Vor Petersburg hatte er fast täglich Deserteure ankommen sehen, aber die hatten zumindest noch Gewehre und den Anschein von Uniformen getragen.
    Andrew reichte den Feldstecher O’Donald, der gleich lachte.
    »Meiner Treu! Da haben wir also die viel gerühmte Rebellenkavallerie.«
    Als bemerkte er, dass man ihn ins Auge gefasst hatte, drehte der einsame Reiter jetzt sein Pferd, gab ihm

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