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Das verlorene Regiment 01 - Der letzte Befehl

Das verlorene Regiment 01 - Der letzte Befehl

Titel: Das verlorene Regiment 01 - Der letzte Befehl Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William R. Forstchen
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sich ihnen näherte.
    Andrew nahm die Reihe von fünfhundert Mann in Augenschein, die ihm direkt unterstanden, und die achtzig Mann von O’Donalds Kommando, die sich hinter ihnen postiert hatten. Bisher war es immer leicht gewesen, ihnen zu erklären, wem sie bald gegenüberstanden; die Befehle, die von oben ergingen, sagten ihnen, wo die Rebellen standen und ob er, Andrew, die Stellung halten oder angreifen sollte. Dann waren ein paar Bemerkungen über die Ehre des Regiments fällig, über den Stolz, aus Maine zu stammen, und dann marschierten sie ab.
    Aber jetzt war es anders. Der Himmel mochte ihnen helfen, aber was sollte er nur sagen? Er versuchte, seine Gedanken zu sammeln. Die Männer sahen einander inzwischen unbehaglich an, während in der Ferne das Grollen der heranrückenden Heerschar immer lauter wurde.
    Kein Brigadier stand jetzt über ihm, und keine weiteren Regimenter standen im Begriff, den Flankenschutz zu übernehmen. Diesmal war er allein, genau wie in Gettysburg, und die Entscheidung lag bei ihm.
    »Die Flaggen hissen!«, brüllte er.
    Eine Bewegung lief durch die Linie, als die Standartenträger ihre Stangen senkten. Zu beiden Seiten stürzten Männer vor, um die Flaggenbehälter abzuziehen. In der schwachen Brise des Nachmittags entfaltete sich flappend die blaue Fahne von Maine, Sekunden später gefolgt von der durchschossenen Nationalflagge; auf ihren Streifen waren in goldenen Lettern die Namen von einem Dutzend harter Schlachten aufgelistet, die das Regiment ehrenvoll bestanden hatte.
    Die Männer blickten einander an, manche voller Eifer, andere blass vor Nervosität; die Flaggen zu entrollen, das bedeutete gewöhnlich, dass ein Kampf unmittelbar bevorstand.
    »Seht auf diese Flaggen, Jungs!«, schrie Andrew, und wie ein Mann hoben sich aller Augen zu den Standarten, denen sie bereits über zahllose Schlachtfelder gefolgt waren.
    Andrew wusste, dass es rhetorischer Schnörkel war, aber er musste irgendwo anfangen, und für die Männer seines Regiments – jedes Regiments – waren die von Kugeln durchlöcherten Flaggen Symbole des Stolzes und der Ehre.
    »Vieles kann ich euch jetzt nicht erklären«, fuhr Andrew fort. »Ihr werdet Dinge sehen, an die ihr zunächst nicht glauben oder die ihr nicht verstehen werdet. Alles, worum ich bitte: Gehorcht meinen Befehlen! Vertraut mir einfach, Jungs, wie ihr mir schon auf jedem anderen Schlachtfeld vertraut habt. Folgt meinen Befehlen, und ich führe uns alle sicher durch das, was geschieht.«
    Er wurde still. Das war nicht die typische Flaggen-, Maine- und Unionsansprache. Er spürte das Unbehagen seiner Männer, aber er hatte keine Zeit für weitere Erklärungen.
    »Kompanien C bis F beziehen Aufstellung am Ostwall. H bis K am Westwall. Ich möchte, dass sich A und B mit den Flaggen im Zentrum als Reserve bereithalten. Major O’Donald, bitte zu mir! Geht jetzt auf eure Posten, Jungs!«
    Die Stellung verwandelte sich in eine wilde Explosion aus Bewegung, als die Soldaten die Formation auflösten und zu ihren Posten rannten.
    »Was gibt es, Colonel?«, fragte Pat, der sich zu ihm gesellte.
    »Sehen Sie, Pat, ich kann die Lage jetzt nicht erklären … ich verstehe sie selbst noch nicht. Wir müssen warten und schauen. Steigen wir zu Ihrer Stellung hinauf und verfolgen die Show von dort.«
    Die beiden Kommandeure bemühten sich, nach außen Ruhe zu zeigen, als sie durch die Stellung schritten. Sie erreichten die Batterie, wo O’Donalds napoleonische Bronzezwölfpfünder aufgestellt waren.
    »Sie kommen näher«, flüsterte Pat. »Gott, das hört sich an, als wären es Tausende!«
    »Das sind es.«
    »Da kommen sie!«, schrie ein aufgeregter Soldat weiter unten in der Reihe.
    Ein einzelner Reiter, der die Standarte mit den gekreuzten Schwertern mitführte, erschien in achthundert Metern Entfernung auf dem Höhenzug. Sekunden später schien er von einer Flut aus Menschen umspült zu werden, während Tausende von Fußsoldaten um ihn herum über den Hügel strömten. Weiter links tauchte die vorrückende Reiterkolonne auf.
    »Die verdammt schlechteste Rebelleninfanterie, die ich je gesehen habe«, schniefte O’Donald. »Keinerlei Formation … Muss die örtliche Miliz sein.«
    Er wandte sich seinen Männern zu.
    »Kartätschen laden, Vier-Sekunden-Zünder!«
    »Warten Sie damit«, sagte Andrew leise.
    O’Donald drehte sich wieder zu ihm um.
    »Jetzt sehen Sie mal, mein lieber Colonel – meine Jungs hier verstehen sich auf ihre Arbeit.«
    »Pat«,

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