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Das verlorene Regiment 02 - Jenseits der Zeit

Das verlorene Regiment 02 - Jenseits der Zeit

Titel: Das verlorene Regiment 02 - Jenseits der Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William R. Forstchen
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den Blick ab.
    Wie durch ein Wunder stand die Kanonade weiter an ihrer Position und zielte durch das vordere Geschützluk.
    »Emil? Gottverdammt, Emil?«
    »Hier drüben.«
    In der Steuerbordecke neben der Kanonade sah er den Doktor ans Schott gelehnt sitzen.
    »Sind Sie okay?«
    Geistesabwesend nickte Emil.
    »Ich schwöre, dass das Scheißding hier drin herumgehüpft ist«, sagte er, und die Stimme schien aus der Ferne zu kommen. »Ich hatte gerade am Hornisten gearbeitet.«
    Er blickte auf die Leiche hinab, deren untere Hälfte weggerissen war. Neben ihm lag Bullfinch, einen Verband ums Gesicht, und weinte leise.
    »Haben Sie meine Brille gesehen?«, fragte Emil.
    Andrew wandte sich ab.
    O’Malley, dem das Blut aus Nase und Ohren floss, rappelte sich unsicher auf, wie auch etliche Männer hinter ihm.
    »Kommt schon!«, brüllte Andrew. »Wir können immer noch gegen sie kämpfen!«
    O’Malley sah ihn verständnislos an.
    »Gottverdammt, Mann, wir können noch kämpfen!«
    Andrew ging zum Sprachrohr am vorderen Geschützluk und blies hinein.
    »Maschinenraum! Chuck, schicken Sie einige Ihrer Jungs herauf. Ich brauche mehr Leute.«
    »Das Wasser strömt jetzt noch schneller ein, Colonel. Dieser letzte Treffer hat ihr unten noch mehr aus den Fugen gerissen.«
    »Fünf Minuten noch – mehr verlange ich nicht!«
    »Vielleicht, Sir.«
    »Ruder nach rechts – bringen Sie uns nach Süden.
    Jetzt öffnet das Geschützluk!«, schrie Andrew.
    Aus der Magazinluke kam die Holzmannschaft heraufgestiegen, gefolgt von den Gewehrschützen, die unter Deck darauf gewartet hatten, dass sie gebraucht wurden.
    Andrew blickte wieder zum jetzt offen stehenden Geschützluk hinaus, während sich die Aushilfsmannschaft neben ihm abmühte, die Kanonade zu laden.
    Die Ogunquit schwenkte scharf herum; Rauch quoll aus den zerschossenen Schornsteinen, und Wasser schäumte zwischen den beiden Schiffsschrauben.
    »Wir haben nur einen letzten Schuss! Macht eure Arbeit gut!«
    Andrew duckte sich hinter das Geschütz, während der Rammer den lang gestreckten Bolzen aus Schmiedeeisen hineinstopfte.
    »Den Lauf eine Kerbe weit anheben!«
    Mehrere Männer hebelten das Verschlussstück hoch, und Andrew schob den dreieckigen Holzklotz einen Klick weiter hinein.
    »Runterlassen!«
    Er visierte am Lauf entlang und hatte zunächst das Gefühl, dass er zu hoch zielte – sie würden glatt über das feindliche Schiff hinwegschießen. Aber während dieses seinen Schwenk fortsetzte, kam seine Oberseite ins Blickfeld.
    Ihm fiel auf, dass die eigene Geschwindigkeit plötzlich zurückging, und griff nach dem Sprachrohr. »Was ist los?«
    »Das Wasser erreicht die Kessel – hier füllt sich alles mit Dampf, und die Kraft lässt nach.«
    »Chuck, sehen Sie verdammt noch mal zu, dass Sie da herauskommen!«
    »Das Geschützluk geht auf, Sir!«
    Andrew beugte sich vor und blickte hinaus.
    Das schwere Buggeschütz starrte ihn direkt an. Die Ogunquit war auf weniger als hundert Meter heran. Er hockte sich wieder hinter die Kanonade. Sie zielte nach wie vor zu hoch.
    O’Malley kam an ihm vorbei und versperrte ihm kurz die Sicht, während er einen langen Stift einführte, um den Pulverbeutel im Lauf aufzustechen. Er zog den Stift wieder heraus, öffnete ein Pulverhorn und füllte das Verschlussloch. Er trat zurück, hob den zerbrochenen Luntenstock auf, schwenkte ihn, damit die Zündspitze starker aufflammte, sah Andrew an und wartete auf das Kommando.
    »Er kommt gleich direkt über uns!«, schrie ein Kanonier.
    »Warten Sie, warten Sie!«
    Die Ogunquit feuerte. Ein Turm aus Wasser schoss vor der Suzdal empor, und das Schiff bäumte sich auf.
    »Warten Sie!«
    Das Schiff sackte zurück und stieg dann langsam wieder.
    »Feuer!«
    Andrew sprang zur Seite, als die Kanonade zurückrollte.
    Einen Augenblick später prallten die beiden Schiffe aufeinander; die Ogunquit knallte an Backbord hinter den Bug der Suzdal, schrammte an ihrer Flanke entlang und riss in einem Funkenregen Gleisstücke und Holzfragmente ab.
    Andrew spürte, wie das Schiff unter ihm schlingerte und heftig nach rechts rollte, als wollte es vollständig kentern.
    »Alle raus!«
    Die enorme Masse der Ogunquit donnerte vorbei. Einen kurzen Augenblick lang erblickte Andrew am Heck knatternd die alte Bundesflagge, die Cromwell weiterhin trotzig gehisst hielt; dann war das Schiff fort.
    Wasser strömte durch das Loch in der Steuerbordwand herein.
    »Raus! Raus hier!«, brüllte Andrew.
    In dem Chaos sah er,

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