Das Verlorene Symbol
schon mal bei irgendeiner Fahndungssendung im Fernsehen gesehen?
Zögernd griff Omar nach seinem Mikrofon. »Zentrale?«, sagte er und sprach so leise wie möglich. »Hier Wagen 1-3-4. Die beiden Leute, nach denen ihr gefragt habt … Sie sind in meinem Taxi.«
Die Zentrale wies Omar sofort an, was er zu tun hatte. Die Hände des jungen Arabers zitterten, als er die Nummer wählte, die ihm die Zentrale gegeben hatte. Die Stimme am anderen Ende der Leitung klang herrisch und streng, wie die eines Soldaten.
»Agent Turner Simkins hier, CIA. Wer spricht da?«
»Äh … Ich bin der Taxifahrer«, sagte Omar. »Man hat mir gesagt, ich solle wegen der beiden …«
»Sind die Flüchtigen derzeit in Ihrem Taxi? Antworten Sie nur mit Ja oder Nein.«
»Ja.«
»Können sie dieses Gespräch mit anhören? Ja oder Nein?«
»Nein. Die Trennscheibe ist …«
»Wo fahren Sie die beiden hin?«
»Richtung Nordwesten auf der Massachusetts.«
»Das genaue Ziel?«
»Das haben sie nicht gesagt.«
Der Agent zögerte. »Hat der männliche Passagier eine Ledertasche dabei?«
Omar blickte in den Innenspiegel, und seine Augen wurden groß. »Ja! In der Tasche ist doch kein Sprengstoff oder so …?«
»Hören Sie mir gut zu«, sagte der Agent. »Sie sind so lange nicht in Gefahr, wie Sie meine Anweisungen genau befolgen. Ist das klar?«
»Jawohl, Sir.«
»Wie heißen Sie?«
»Omar.« Dem Fahrer rann eine Schweißperle über die Stirn.
»Hören Sie zu, Omar«, sagte der CIA-Mann ruhig. »Sie machen das großartig. Ich möchte, dass Sie so langsam wie möglich fahren, während ich ein Team in Ihre Nähe bringe. Haben Sie das verstanden?«
»Jawohl, Sir.«
»Können Sie mit Ihren Fahrgästen über Interkom reden?«
»Ja, Sir.«
»Gut. Dann möchte ich, dass Sie Folgendes tun.«
KAPITEL 74
Der ›Dschungel‹ bildete den Mittelpunkt des U.S. Botanic Garden – Amerikas lebendigen Museums – unmittelbar neben dem Kapitol. Technisch gesehen ein Regenwald, war der Dschungel in einem riesigen Gewächshaus untergebracht. Es gab hier gewaltige Gummibäume, Würgefeigen und einen Laufsteg in Baumwipfelhöhe für die Wagemutigeren unter den Touristen.
Normalerweise genoss Warren Bellamy den Duft der Pflanzen und der feuchten Erde und erfreute sich am Sonnenlicht, das durch den Dunst fiel, der von Wassersprenklern hoch oben in der gläsernen Decke erzeugt wurde. Heute jedoch, nur vom Mondlicht erhellt, jagte der Dschungel ihm Angst ein. Bellamy schwitzte aus allen Poren und wand sich unter den Krämpfen in seinen Armen, die noch immer schmerzhaft hinter seinem Rücken gefesselt waren.
Inoue Sato ging vor ihm auf und ab und rauchte in aller Ruhe eine Zigarette, was in dieser Umgebung das Äquivalent zu einem ökologischen Terroranschlag darstellte. In dem von Rauch erfüllten Mondlicht, das durchs Glasdach fiel, sah ihr Gesicht beinahe dämonisch aus.
»Nun denn«, sagte Sato, »als Sie heute Abend am Kapitol eingetroffen sind und herausfanden, dass ich bereits dort war, haben Sie einen Entschluss getroffen. Anstatt sich bei mir zu melden, haben Sie sich ins Tiefgeschoss geschlichen, wo Sie mich und Chief Anderson attackiert und Langdon geholfen haben, mit der Pyramide und dem Deckstein zu entkommen.« Sie rieb sich die Schulter. »Eine interessante Entscheidung.«
Eine Entscheidung, die ich jederzeit wieder treffen würde, dachte Bellamy. »Wo ist Peter?«, fragte er zornig.
»Woher soll ich das wissen?«, entgegnete Sato kalt.
»Alles andere scheinen Sie doch auch zu wissen!« Bellamy machte keinen Hehl aus seinem Verdacht, dass Sato hinter allem steckte. »Sie wussten, dass Sie sich ins Kapitol begeben mussten. Sie wussten, dass Sie Robert Langdon dort finden würden. Sie wussten sogar, dass Sie Langdons Tasche durchleuchten mussten, um den Deckstein zu finden. Offensichtlich hat irgendjemand Ihnen eine Menge Insiderinformationen zugespielt.«
Sato lachte kalt und trat einen Schritt auf ihn zu. »Mr. Bellamy, ist das der Grund, warum Sie mich angegriffen haben? Halten Sie mich für den Feind? Glauben Sie, ich versuche, Ihre kleine Pyramide zu stehlen?« Sato zog an Ihrer Zigarette und blies den Rauch durch die Nase. »Hören Sie mir gut zu. Niemand weiß besser als ich, wie wichtig es ist, Geheimnisse zu wahren. Genau wie Sie bin auch ich der Meinung, dass es Informationen gibt, die besser nicht an die Öffentlichkeit gelangen sollten. Heute Nacht jedoch sind hier Kräfte am Werk, die Sie offenbar noch nicht ganz
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