Das Verlorene Symbol
müssen zur Freedom Plaza, Robert!«
Langdon kam nicht mehr mit. Die Freedom Plaza war zwar ganz in der Nähe, erschien ihm aber völlig unbedeutend in den rätselhaften Geschehnissen der letzten Stunden.
»Jeova Sanctus Unus!«, sagte Katherine. »Der Eine Wahre Gott der Hebräer. Das heilige Symbol der Hebräer ist der Davidsstern, das Siegel Salomons, ein bedeutendes Symbol der Freimaurer!« Sie fischte eine Dollarnote aus der Tasche und zog einen Stift hervor. »Schau her.« Sie breitete die Dollarnote auf ihrem Schenkel aus, nahm den Stift und deutete auf das Staatssiegel. »Wenn man Salomons Siegel über das Staatssiegel der Vereinigten Staaten legt …« Sie zeichnete den Davidsstern exakt über die Pyramide. »Sieh dir an, was man dann bekommt.«
Langdon blickte auf die Banknote und dann wieder zu Katherine, als hätte sie den Verstand verloren.
»Sieh genauer hin, Robert. Erkennst du denn nicht, worauf ich zeige?«
Erneut sah er sich die Zeichnung an.
Worauf will sie hinaus? Langdon hatte dieses Bild schon allzu oft gesehen. Bei Verschwörungstheoretikern war es ein populärer ›Beweis‹ dafür, dass die Freimaurer unmittelbar nach der Gründung der USA insgeheim Einfluss auf die Geschicke des Landes ausgeübt hätten. Wenn man den sechszackigen Stern so über das Staatssiegel der Vereinigten Staaten legte, dass das obere Feld das allsehende Auge einrahmte, deuteten die fünf anderen Spitzen genau auf die Buchstaben, die das Wort M-A-S-O-N bildeten – ›Freimaurer‹.
»Das ist Zufall, Katherine. Ich verstehe immer noch nicht, was das mit der Freedom Plaza zu tun hat.«
»Sieh noch einmal hin!« Katherine klang allmählich wütend. »Du schaust nicht auf das, worauf ich zeige! Genau da!«
Einen Augenblick später sah Langdon es.
Der Chef des CIA-Einsatzteams, Turner Simkins, stand vor dem Adams Building, drückte sich das Handy ans Ohr und versuchte, das Gespräch zu verfolgen, das im Fond des Taxis geführt wurde.
Irgendwas geschieht da …
Sein Team war gerade dabei, an Bord eines modifizierten Black-Hawk-Helikopters zu steigen, um nach Nordwesten zu fliegen und eine Straßensperre zu errichten, doch nun schien die Situation sich plötzlich geändert zu haben.
Mit einem Mal beharrte Katherine Solomon darauf, dass das Taxi in die falsche Richtung fuhr. Ihre Erklärung – irgendetwas mit der amerikanischen Eindollarnote und dem Davidsstern – ergab keinen Sinn, weder für Simkins noch für Langdon.
Nun aber schien Langdon zu begreifen, worauf die Frau hinauswollte.
»Du hast recht«, stieß Langdon hervor. »Das habe ich anfangs nicht gesehen.«
Plötzlich hörte Simkins, wie jemand gegen die Trennscheibe hämmerte, die daraufhin aufglitt.
»Planänderung«, rief Katherine dem Fahrer zu. »Bringen Sie uns zur Freedom Plaza!«
»Zur Freedom Plaza?« Die Stimme des Fahrers klang nervös. »Nicht nach Nordwesten über die Massachusetts?«
»Vergessen Sie das«, sagte Katherine. »Zur Freedom Plaza! Da vorne links! Hier! Hier!«
Simkins hörte, wie das Taxi mit kreischenden Reifen um eine Kurve schoss. Katherine redete wieder aufgeregt auf Langdon ein. Sie sagte irgendwas von einem berühmten Bronzeabguss des Staatssiegels, der in die Plaza eingelassen sei.
»Ma'am, nur um sicherzugehen«, unterbrach sie die Stimme des Fahrers. »Sie wollen zur Freedom Plaza an der Ecke Pennsylvania und Dreizehnte?«
»Ja!«, antwortete Katherine. »Beeilen Sie sich!«
»Das ist sehr nah. Zwei Minuten.«
Simkins lächelte. Gut gemacht, Omar. Als er zu dem wartenden Helikopter rannte, rief er seinem Team zu: »Wir haben sie! Freedom Plaza! Bewegung!«
KAPITEL 76
Die Freedom Plaza ist eine Karte.
An der Ecke Pennsylvania Avenue und Dreizehnte Straße gelegen, zeigt die riesige Oberfläche der Plaza in schwarzen und weißen Steinen die Straßen Washingtons, wie Pierre L'Enfant sie sich ursprünglich vorgestellt hatte. Die Plaza wird von Touristen auch deshalb viel besucht, weil Martin Luther King Jr. dem die Freedom Plaza ihren Namen zu verdanken hatte, einen Großteil seiner ›Ich habe einen Traum‹-Rede im nahen Willard Hotel geschrieben hat.
Omar Amirana fuhr ständig Touristen zur Freedom Plaza, doch in dieser Nacht hatten seine beiden Fahrgäste offensichtlich kein Sightseeing im Sinn. Sie werden von der CIA gejagt? Omar hatte kaum am Bordstein gehalten, schon sprangen der Mann und die Frau aus seinem Taxi.
»Warten Sie hier«, sagte der Mann in der Tweedjacke zu Omar. »Wir sind
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