Das Verlorene Symbol
Überzeugung ist unser wirksamstes Gegengift. Vertiefen Sie weiterhin Ihren Glauben. Studieren Sie die Bibel.« Er lächelte. »Besonders die letzten Seiten.«
»Die Apokalypse?«, fragte sie.
»Unbedingt. Die Offenbarung des Johannes ist ein lebendiges Beispiel unserer gemeinsamen Wahrheit. Das letzte Buch der Bibel erzählt die gleiche Geschichte, wie sie in zahllosen anderen Überlieferungen vorkommt. Sie alle sagen die bevorstehende Enthüllung großen Wissens voraus.«
Jemand fragte: »Aber ist die Apokalypse denn nicht das Ende der Welt? Der Antichrist, Armageddon, die letzte Schlacht zwischen Gut und Böse?«
Solomon lachte leise. »Wer von Ihnen lernt Griechisch?«
Mehrere Hände schnellten hoch.
»Was bedeutet das Wort Apokalypse wörtlich?«
»Es bedeutet …«, begann ein Student und hielt inne, als wäre er überrascht. » Apokalyptein bedeutet ›offenbaren‹ oder ›enthüllen‹.«
Solomon nickte ihm zu. »Sehr gut. Die Apokalypse ist wortwörtlich eine Enthüllung. Die Offenbarung des Johannes sagt die Enthüllung einer großen Wahrheit und unvorstellbaren Wissens voraus. Die Apokalypse ist nicht das Ende der Welt, sondern das Ende der Welt, wie wir sie kennen. Die Prophezeiung der Apokalypse ist nur eine der wundervollen Botschaften der Bibel, die verzerrt worden sind.« Solomon trat wieder nach vorn an den Rand der Bühne. »Glauben Sie mir, die Apokalypse wird kommen … und sie wird nicht im Mindesten so sein, wie man es uns einreden will.«
Hoch über seinem Kopf begann die Glocke zu läuten.
Von den Studenten kam donnernder Applaus.
KAPITEL 112
Katherine Solomon war am Rande der Bewusstlosigkeit, als sie von der Druckwelle einer ohrenbetäubenden Explosion durchgeschüttelt wurde.
Augenblicke später roch sie Rauch.
In ihren Ohren klingelte es.
Sie hörte gedämpfte Stimmen aus der Ferne. Rufe. Schritte. Plötzlich atmete sie leichter. Man hatte ihr das Tuch aus dem Mund gezogen.
»Sie sind in Sicherheit«, flüsterte eine Männerstimme. »Halten Sie noch ein bisschen durch.«
Katherine rechnete damit, dass der Mann ihr die Kanüle aus dem Arm zog; stattdessen erteilte er Anweisungen: »Den Sanitätskasten hierher … Infusionsflasche an die Kanüle … geben Sie ihr Ringer-Lactat-Lösung … messen Sie den Blutdruck.« Er kniete neben ihr nieder und fragte: »Miss Solomon, der Mann, der Ihnen das angetan hat … wo ist er hin?«
Katherine versuchte die Augen zu öffnen und etwas zu sagen, brachte aber kein Wort hervor.
»Miss Solomon?«, wiederholte die Stimme. »Wohin ist er?«
Katherine spürte, wie ihr Bewusstsein schwand.
»Wir müssen wissen, wohin er gegangen ist«, drängte der Mann.
Katherine wisperte drei Wörter, obwohl sie wusste, dass sie keinen Sinn ergaben. »Zum … heiligen … Berg.«
Sato ging zur aufgesprengten Stahltür und stieg eine Rampe aus Holz in den verborgenen Keller hinunter. Am unteren Ende erwartete sie einer ihrer Agenten.
»Ma'am, ich glaube, das sollten Sie sich ansehen.«
Sato folgte dem Mann in einen kleinen Raum, der an dem schmalen Gang lag. Das Zimmer war hell erleuchtet und leer bis auf einen Haufen Kleidungsstücke am Boden. Sato erkannte Robert Langdons Tweedjacke und seine Slipper.
Der Agent zeigte auf einen großen, sargartigen Behälter am anderen Ende des Raums.
Was ist das, um alles in der Welt?
Als Sato sich dem Behälter näherte, sah sie, dass er mit einem durchsichtigen Plastikschlauch verbunden war, der in der Wand verschwand. Vorsichtig trat sie an den Tank. Aus der Nähe entdeckte sie den kleinen Schieber auf der Oberseite. Sie streckte die Hand aus und zog ihn zur Seite. Darunter befand sich ein kleines Fenster.
Sato zuckte zurück.
Unter dem Plexiglas trieb unter Wasser das starre Gesicht von Robert Langdon.
Licht!
In der endlosen Leere, in der Langdon schwebte, strahlte plötzlich eine blendend grelle Sonne auf. Weiß glühendes Licht schoss durch die Schwärze des Alls und brannte sich in seinen Kopf.
Das Licht war überall.
Dann erschien in der strahlenden Wolke vor ihm eine wunderschöne Silhouette. Ein Gesicht war es … verschwommen und undeutlich … zwei Augen, die ihn durch die Leere anschauten. Licht umwaberte das Gesicht. Langdon fragte sich, ob er in das Antlitz Gottes schaute.
Sato starrte in den Tank. Ob Robert Langdon auch nur halbwegs begriff, was geschehen war? Sie bezweifelte es. Letzten Endes war Desorientierung ja Sinn und Zweck des Verfahrens.
Deprivationstanks, in denen
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