Das Vermaechtnis
gleicht…“ Er räuspert sich verlegen. „Nun, in einem halben Jahr etwa ist der Zeitpunkt der Geburt. Dann würden wir uns sehr freuen und ich wäre sehr beruhigt, wenn du uns beistehen kannst, um die Dämonin Lamaschtu rechtzeitig abzuwehren, damit das Kindbettfieber meine geliebte Frau nicht aufsucht und auch unser Kind bei der Geburt nicht stirbt.“
„Ein drittes Kind, ich freue mich für euch beide! Nur, dass wir uns einig sind… Die Ölaugen haben sich zunächst verbunden, was auf einen Jungen deutet. Daraus haben sich schöne Ringe gebildet, die sich langsam nach oben bewegten. Dies ist ein erfolgreiches Zeichen und deutet daraufhin, dass er ein erfolgreicher Feldherr werden wird, dem die Götter wohlgesinnt sind.“
„Oh, das klingt aber sehr gut, das nehme ich gern mit!“, lacht der Königsvertraute voller Stolz.
„Nun, ich kenne deine bezaubernde Frau und komme gern schon gut zwei Monde vor dem Kindestermin, um die Zeichen zu sehen und die Götter günstig zu stimmen. Jeden Morgen nach dem Aufstehen soll sie ein kleines Rauchopfer an Sarpanitu , der Göttin der Schwangerschaft, darbringen. Das wird der Göttin gefallen und deine Frau wird die ganze Zeit über unter dem besonderen Schutz der Göttin stehen. Deine Frau ist wahrhaftig von zarter Gestalt, so verbiete ihr unter dem Zorn der Götter, dass sie schwere Dinge trägt. Sie möge ihre Schwangerschaft genießen, im Schatten sitzen und am frühen Morgen und zum Abend Spaziergänge unternehmen. Nur nicht am Fluss!
Sie kann gern durch die Hängenden Gärten des Palastes gehen. Ich werde dies für sie erbitten, sodass sie sich frei und jeder Zeit nach Belieben dort aufhalten kann, so lange sie möchte. Die Hängenden Gärten sind nicht weit zu Fuß, nur die Treppen möge sie langsam hinaufgehen und auf jeder Gartenebene rasten. Hier kann sie sich gern an einen kleinen Wasserfall setzen oder an einen der vielen lustigen Springbrunnen. Ein wundervoller Ort ist es, liebevoll bepflanzt wachsen die Blumen und Bäume üppig empor, sodass von außen keine Stufe mehr zu erkennen ist, nur ein riesiger grüner und blühender Berg mitten in der Stadt. Die Aussicht von ganz oben über die Mauern der Stadt ist berauschend, bei klarem Wetter kann sie bis zu den Bergen sehen. Dort oben hört man nichts mehr von dem Lärm der Straßen, dort hört man nur den Wind in den Blättern und die unterschiedlichsten Vogelstimmen. Es wird ihr gefallen.
Sich mit schönen Blumen und Pflanzen zu umgeben und wohligen Blütendüften ist genau das Richtige für diese Zeit.“
„Ja, ich hatte meiner schönen und klugen Frau schon von den Hängenden Gärten erzählt. Sie wird sich sehr darüber freuen und es sicher oft nutzen, wie ich sie kenne. Ich hatte schon zweimal das besondere Vergnügen, mit Nebukadnezar einen Arbeits-Spaziergang dort zu machen. Ihre Fragen kamen danach jedes Mal wie ein Sandsturm über mich. Ich konnte ihr nicht viel erklären, außer, dass es dort wunderschön ist. Aber welche Pflanzen dort stehen, welche Blumen, wie sie aussehen, das ist mir unmöglich. Das einzige, das ich ihr zu den Pflanzen sagen konnte ist, dass Nebukadnezar von den Soldaten und Händlern aus anderen Ländern sogar fremdartige Bäume hat mitbringen lassen, die auch hier bestens gedeihen. Ich weiß noch nicht mal, welche es sind und erst recht nicht, wie sie heißen. Der einzige Baum, vor dem ich staunend stehen blieb, war eine Sykomore . Mehrere gibt es von diesen prächtigen Bäumen, ganz oben bilden sie fast einen kleinen Wald, wie ich ihn in groß schon in Ägypten gesehen habe. Diese kräftigen Stämme, diese großen ausladenden Kronen und diese sonderbaren Wurzeln…“
„Wahrlich königliche Bäume, ich kenne sie, denn ihr Milchsaft und ihre Früchte gelten auch als Heilmittel. Ich opfere die Früchte gern der Göttin Ischtar “, erklärt sie, geht aber nicht weiter darauf ein, da ihn das sichtlich nicht interessiert.
„Ja, die Früchte habe ich auch gesehen, kleine gelb-rote Feigen, alle eng aneinander an kürzeren Zweigen. Aber – ich konnte meiner klugen Wüstenblume etwas zum Bau dieses beeindruckenden Berg-Gartens erklären. Es ist ein Wunder, wie die Baumeister das geschafft haben! Allein diese Konstruktion bringt einen aus dem Staunen nicht mehr heraus. Aber die Anlage der Bewässerung ist das Meisterwerk überhaupt. Mit dem Wasser des Euphrat werden auch die obersten Pflanzen immer ausreichend mit Wasser versorgt. Sie hatten ein drehendes Werk aus Holz
Weitere Kostenlose Bücher