Das Vermaechtnis
Mann, der als Gefangener auf der Agora verkauft wurde. Er stammt aus Sparta . Es ist das Los des Krieges. Es gibt immer Gewinner und Verlierer.
Wenn man in den Krieg zieht, weiß man schon von vornherein, was kommen könnte. Man kämpft für das Vaterland oder für Geld und hofft zu gewinnen. Wenn man verliert, ist es klar, dass es einem das Leben kosten kann. Oder sie lassen einem das Leben und nehmen einem die Freiheit. Das ist die Strafe für einen verlorenen Kampf, so sind die Regeln des Krieges.
Rosuran scheint hier nicht zu leiden, er besitzt Ehre und fügt sich seinem Los. Er ist schon eine Weile bei uns und ist uns eine große Hilfe. Wir hatten gerade erst einen kleinen Anbau fertig gestellt, den er meisterhaft baute. Ich hatte den Eindruck, dass es ihm sogar Spaß machte. Ich glaube aber schon, dass er hofft, irgendwann einmal freizukommen. Er macht keinen einzigen Fehler. Egal was er tut, er ist sehr genau und gewissenhaft. Sodass ich tatsächlich schon mit dem Gedanken gespielt habe, ihn freizukaufen. Doch das tu ich natürlich erst, wenn wir ihn hier nicht mehr brauchen. Auch die Sklavinnen – sie sind begabte junge Frauen. Zwei weitere werdet ihr gleich kennenlernen. Sie sind gebildet und musikalisch sehr begabt.
Salana-Gimraios Die Musik scheint auch durch die Adern deines Haussklaven Rosuran zu fließen, seine Gehweise ist außerordentlich rhythmisch und geschmeidig. Überdenke tatsächlich, ihn freizugeben, das wäre durchaus ein Schritt Richtung Gerechtigkeit. Du verdienst so gut, dass du keine Sklaven bräuchtest und sie gegen Geld bei euch arbeiten lassen könntest, auch die Mädchen. Wie siehst du es Tanobakt-Platon?
Tanobakt-Platon Nun, Sklaverei an sich ist nicht gerecht, wenn man es aus der Sicht des Sklaven sieht. Wenn man alles aus der Sicht des Staates sieht und sein Funktionieren insgesamt, dann wäre eine maßvolle und bescheidene Sklaverei möglich, wenn die Sklaven, so wie ich es in diesem Hause sehe, freundlich behandelt werden. Doch Landsleute sollten nicht versklavt werden und die Zahl der Sklaven in einem Haus sollte auch nicht viel höher sein als die Zahl der freien Bürger, die in dem Haus leben. Es könnte zu einem Ungleichgewicht kommen. Der Mensch fühlt sich in der Masse stets stärker.
In einem gut funktionierenden Staat ist es auch wichtig, dass jeder seine Rolle spielt, die seinen persönlichen Möglichkeiten entspricht. Wenn einer durch eine verlorene Schlacht zu einem Unfreien wurde, dann muss auch dieser seine Rolle einnehmen zum Gemeinwohl aller. Doch wie es mit allem ist, es sollte Maß gehalten werden, und der Umgang sollte freundlich sein.
Chor Was ist Gerechtigkeit? Was ist Tapferkeit? Was ist die Mäßigkeit? Was ist die Besonnenheit?
Was ist die Weisheit? Was ist Glück? Was ist die Tüchtigkeit? Was ist das Wesen der Tugend? Der eine will eine genaue Definition, dem anderen reicht sie nicht aus, denn diese sei zu eng oder zu allgemein und gar nicht recht zu fassen, denn dahinter läge mehr. Er fragt nach dem Wesen und spürt allem auf, auf vernünftige Weise, mit weiser Vernunft. Demnach müsste dieser glücklich sein. Die Tugenden müssen erarbeitet werden. Sie fliegen einem nicht zu. Sie fordern höchste Anstrengung. Sie sind Züge aus selbst geschaffenem Wissen und mahnen stets zur Einhaltung der rechten Mitte.
Allein in der Vernunft liegt die Fähigkeit zwischen Recht und Unrecht zu unterscheiden.
4. Akt 1. Szene
Chorführer Die Vorhänge bewegen sich unruhig. Etwas Wind scheint aufzukommen. Schein ist nicht Sein oder doch? Aufmerksamkeit ist geboten. Auch wenn, wie Protagoras , der Skeptiker, bemerkte Der Mensch ist das Maß aller Dinge, der Seienden, dass sie sind, und der Nichtseienden, dass sie nicht sind , so ist nicht gesagt, dass dennoch etwas, das nicht ist, sein kann. Man kann weder feststellen, dass es die Götter gibt, noch dass es sie nicht gibt. Oder, etwas, das jetzt noch nicht ist, kann gleich sein, denn jeder Augenschlag verändert die Geschicke der Zeit. Jeder neue Augenblick macht den Menschen zu dem, was er ist.
So bleibt es jedem offen, stets das Gute zu denken oder von vornherein davon auszugehen, dass sich stets jederzeit alles in etwas Schlechteres wandeln kann. Wie war das mit den Zeitaltern? Da war einst vor langer Zeit das Goldene Zeitalter und jetzt? – Wo stehen wir jetzt? – Wendet sich jetzt alles stets dem Schlechten zu?
Gimraios Liebe Freunde, schwere Themen brauchen ihren Ausgleich. Wie ich heute
Weitere Kostenlose Bücher