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Das Vermaechtnis

Das Vermaechtnis

Titel: Das Vermaechtnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Angela Scherer-Kern
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davon entfernt war, weise zu sein, obgleich sie sich anfangs noch ganz weise vorkamen. Natürlich hatte er viele Freunde, Bewunderer, Schüler, wie mich, meist junge Menschen, die die Tiefe seiner Vorgehensweise und die große Weisheit in ihr verstanden.
    Aber, ihr könnt euch vorstellen, und du weißt es genauso wie ich, Salana-Gorgias, dass er damit auch viele Feinde hatte, die es nicht mochten, dass er sie als unwissend entblößte.
    Und es gab die, die meinten, sein Vorgehen sei gottlos, doch auch das war falsch. Gerade dieser Gott, der Gott des Lichts, Apollon , war der Grund für seine Untersuchungen, seine Prüfungen! Der Gott hatte ihm seine Aufgabe gesandt. Er nahm sie ernst und für wahr und lebte danach. Er sprach von einer göttlichen Stimme, die er fühlte und die ihn leitete. Diese hielt ihn davon ab, etwas Unrechtes zu tun. Er nannte diese innere Stimme daimonion , das Gewissen. Dieses Gewissen hatte er, da er in seinem tiefsten Innern ein guter Mensch war.
    Er war der beste, weiseste und gerechteste Mensch, den ich je kannte, denn er war zudem fähig, auch hinter sich selbst zu schauen, eben in sein Inneres, um es immer wieder von neuem zu beleuchten und zu erkennen.
    Dann gab es jene, die meinten, da sie ihn nicht verstanden, dass er der Jugend schade. Er würde sie in die Irre führen. Sie meinten, dass die Jugendlichen sich ab einem bestimmten Alter nicht mehr um die Philosophie kümmern sollten, denn all die Themen wie Tugend, das Gute, Gerechtigkeit, das sei von Schwächlingen für Schwächlinge geschaffen. Die Philosophie mache den jungen Menschen schwach und dämpfe Aggressivität, Willensstärke und Instinkte. Und das sei eben nicht gut für unser Vaterland.
    Sie wollten es nicht verstehen – Sokrates war der Lehrer der Jungend! Er war es, der ihnen wahre Stärke zeigte. Deswegen musste er sterben. Allein die Zeit von dem Urteilsspruch bis zum Entleeren des Schierlingsbechers bewies seine Größe als Mensch Er lehnte den Vorschlag zur Flucht ab, nachdem er nach langer Überlegung dazu kam, dass das Richtige sei, dem Tod ins Auge zu sehen. Die moralische Pflicht, die man gegenüber sich selbst habe, sei höher als die gegenüber den Göttern oder dem Gesetz. Bei einer Flucht hätte er sich verstecken müssen und nicht mehr reden und leben können, wie er es wollte. Er diskutierte noch bis zum Schluss über die Unsterblichkeit der Seele und leerte ruhig und besonnen den Giftbecher, der ihm den Tod brachte.
    Doch ich werde in seinem Namen seinen Namen wieder ins rechte Licht rücken, ich werde seinen Lehren Gerechtigkeit widerfahren lassen!
    Allein das Gerichtsurteil bekundete einmal mehr seine große Weisheit gegenüber all den Nichtwissenden. Leider fehlt mir hier der Glaube an die Gerechtigkeit und das Wirken der Götter.
    Da taucht sie wieder auf, die Frage Was ist Gerechtigkeit? Sie zieht sich wie ein Wollfaden durch unser Leben. Sie ist die Basis unseres Lebens und sollte auch die Basis für politische Entscheidungen sein.  
    Salana-Gorgias So sollte man andere davon überzeugen, wie das Gerechte von Natur aus ist. Wenn man es nicht schafft, dann sollte man sich entsprechend der allgemeinen gesellschaftlichen Regeln verhalten.
    Tanobakt-Platon Als Meister der Redekunst wirst du stets die meisten Menschen vom Guten überzeugen können. Gefahr sehe ich nur, wenn aus dem Überzeugen ein Überreden wird und eine schlechte Sache zum Guten gemacht wird, woraus anderen Nachteile entstehen können, gerade vor Gericht. Dieses dient dann nicht dem Guten und ist schlussfolgernd nicht gerecht.
    Gimraios Da könnte man fast soweit gehen, sich zu fragen, ob Sklaverei gerecht ist?
    Salana-Gorgias Wenn wir die Natur beobachten, gibt es selbst im Tierreich keine Sklaven, denn die Natur hat niemanden zum Sklaven gemacht. Die Gottheit hat alle frei erschaffen, ob Mensch, ob Tier. Dies sind allein die Vorrechte der Adligen und Wohlhabenden. Ich sehe, in deinem Hause sind einige Sklaven.
    Gimraios Das stimmt, doch die Sklaven in unserem Haus sind schnell in unsere kleine Familie hineingewachsen. Ich sehe sie als Teil unserer Familie. Sie arbeiten hier, aber sie leben auch mit uns, müssen nicht Hunger leiden und nicht dursten, haben gute Kleidung. Besonders meine Frau hat ein sehr freundschaftliches Verhältnis zu ihnen. In anderen Häusern geht man schlechter mit Sklaven um. Seht meinen Haussklaven Rosuran, der an der Tür steht und die ganze Zeit ansprechbar ist, um sich zu kümmern. Ein fleißiger junger

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