Das Vermaechtnis
gelernt habe, lässt zu viel Geist die Sinne vergessen. Daher werden wir unseren Sinnen jetzt etwas Schönes und Anmutiges gönnen und unseren Geist verwöhnen – Musik und Tanz!
(Zwei Flötenspielerinnen kommen herein und beginnen mit zarten Klängen. Dann kommt Aleyna, die Frau von Gimraios, verhüllt, sodass niemand sie erkennt, und tanzt.)
(Als sie fertig ist klatschen alle begeistert. Auch der Chorführer.)
Chorführer Bezaubernd, entzückend, doch warum ist sie verhüllt – enthülle deine Schönheit, Tänzerin Aphrodites !
Salana-Gorgias Ja, zeig’ uns dein schönes Gesicht, Frau voller Anmut!
Tanobakt-Platon Selbst einem Tag- und Nacht-Philosophen wie mir hast du Zeit und Raum vergessen lassen!
Gimraios (nickt Aleyna zu) Gern, meine Schöne, enthülle unser Geheimnis!
(Aleyna nimmt den Schleier vor dem Gesicht hoch und schlägt ihn nach hinten.)
Salana-Gorgias Bei Aphrodite , du bist ein Mann des Glücks, Gimraios!
Chorführer Welch eine Frau, Gimraios, welch eine Frau! Sie ist mit Gold nicht aufzuwiegen. Weißt du diesen Schatz zu schätzen?
(Chorführer geht wieder zur Seite.)
Tanobakt-Platon Wahrhaft! Ein Mann mit solch einer Frau an seiner Seite kann sich glücklich schätzen. Er braucht sie nicht zu verhüllen und kann sie voller Stolz auf den Straßen Athens zeigen.
Gimraios (strahlt voller Genugtuung) Habt Dank, Freunde, genug der schmeichelnden Worte. Es ist mir eine besondere Freude, die Gaben meiner Frau zu präsentieren. Hab Dank Aleyna, und auch den Flötenspielerinnen. Die beiden sind noch nicht lange unsere Haussklavinnen. Ich bin selbst überrascht, welch anmutige Talente sich in unserem Haus verbergen. Nun geht eurer Arbeit wieder nach.
(Aleyna und die beiden Flötenspielerinnen gehen.)
Tanobakt-Platon Gimraios, einen Sohn hast du gezeugt. Wo bleibt die Tochter, nachdem du so von Frauen umgeben bist und du deine Frau so umschwärmst, müsste es Töchter in eurem Hause geben wie damals bei den Minoern .
Gimraios Du triffst ungeahnt einen wunden Punkt, lieber Freund. Froh und traurig bin ich darum gleichermaßen, denn ein Orakel bestimmte mir vor langer Zeit: ‚Von der Tochter Hand wirst du sterben, in Scherben, und nichts wird man finden, außer Scherben’. So bin ich doch froh, dass es keine Tochter gab, und betrübt, dass ich das Tochterglück nicht empfinden darf. Was klage ich, ich habe eine schön anzusehende und kluge Frau, die ich, wie ihr seht, sehr schätze. Im Haus sehe ich nur schöne und begabte Sklavinnen außer einem Haussklaven. Gestern erst kam meine Frau wieder mit zwei neuen Sklavinnen, um sie in der Küche einzusetzen. Sie sollen Schwestern sein. Zwar führen die beiden kein freies Leben, aber wenigstens können sie in unserem Haus zusammen leben.
Das ist das zweie Geschwisterpaar in kurzer Zeit; erst vor zwei Wochen hatte meine Frau auf dem Markt zwei Sklavinnen erkauft, um sie in Haus und Garten einzusetzen. Ihr habt sie eben bewundern können. Sie können hervorragend musizieren. Die Sklavinnen, die vor ihnen hier waren, waren uns nicht zuverlässig genug. So verkauften wir sie weiter.
Die, die wir jetzt haben, sehen auch nicht so heruntergekommen aus, ihr wisst, wie ich das meine, eben noch unverbraucht und unberührt.
Bei mir brauchen sie keine Sorge haben, denn ich will schon gar keine Tochter von einer Sklavin, auch wenn sie noch so liebreizend aussehen. Die Notzeiten nach der großen Seuche in Athen sind vorbei, wo sich jeder Mann zwei Frauen nehmen sollte, um wieder neue Bürger in die Stadt zu bringen. Die Prophezeiung würde sich dann wahrscheinlich sofort erfüllen. Nein, keine Sklavinnen.
Nun, bei all den Frauen im Haus, darf ich auf meinen Sohn umso stolzer sein, denn er entwickelt sich zu einem guten Schauspieler. Heute Abend im Théatron werden wir ihn sehen. Es ist nicht ganz die Laufbahn, die ich mir für ihn erhofft hatte, doch er ist jung. Vieles wird sich noch ändern. Ich erkläre ihm hier und da etwas von meinen Geschäften, so gehe ich davon aus, dass er sie eines Tages selbstverständlich übernehmen wird.
Salana-Gorgias Ein Haus voller Künstler! Und, wie ich hörte, ist deine Frau auch eine erfolgreiche Sportlerin! Sport für Frauen ist bei den Spartanern sehr beliebt und nichts Ungewöhnliches. In Athen ist es leider nicht sehr verbreitet, bis auf wenige kleine Gruppen. Auch wenn es ein kleines Frauensportfest gibt hier in Athen , so gibt es nicht sehr viele Frauen, die daran teilnehmen, treffender gesprochen, teilnehmen
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