Das Vermaechtnis
tapferen Handlungen stets nur von kurzer Dauer sind und sich in jedem Augenblick verändern können.
Alles ist Werden, nichts ist. Sämtliche Erscheinungen dieser Welt sind ausnahmslos nur kurze Abbilder einer idealen Form. Diese idealen Formen sind vollkommen. Daher sind sie etwas Göttliches und nur sie sind . So ist das höchste Ziel, unter die Oberfläche der Dinge bis zur eigentlichen Wirklichkeit zu dringen, der wirklichen Wirklichkeit. Diese kurzen Augenblicke, hinter Körper und hinter Seele, in denen wir etwas dahinter wahrnehmen, etwas zu finden, das nicht stofflich, zeitlos und unzerstörbar ist. Das ist die Natur, die Idee. Wir können es nicht direkt sehen, doch unser Geist kann davon Kenntnis erhalten.
Gimraios Aus deiner Schule werden sicher hervorragende Denker hervorgehen, die ebenso deinen Weg weitergehen, im Geiste.
Tanobakt-Platon Das erhoffe ich mir. Ein Orakel hatte mir einst prophezeit, dass ich einen Schüler lehren werde, dieser wiederum seinen, die beide die Naturbeobachtungen weit vorantreiben werden, bis hin zu wissenschaftlichen Forschungen in den Wirkungsweisen der Pflanzen. Daraus können große Erkenntnisse gezogen werden, was mir nur recht zu sein scheint, denn ich werde in meinem Leben bisweilen nicht alles überdenken und hinterfragen können.
Gimraios Ein beruhigendes Gefühl, dass sich das Gedankengut von Sokrates , dessen Gedankengut sich aus seinen Vorgängern entwickelt hatte, über dich, deine Schüler und immer weiter, fortsetzen wird. Auch wenn nicht immer alles so übernommen wird, sondern von neuem von einem anderen Standpunkt aus beleuchtet wird, so ist dies umso mehr in deinem Sinne. So verstehe ich dich.
Tanobakt-Platon Die Gedanken und Handlungen unserer Vorfahren sind stets unsere größten Lehrer, auch wenn sie vom Gegenteil der eigenen Gedanken überzeugt waren.
Salana-Gorgias Dabei kommt mir natürlich Parmenides in den Sinn und so wollen wir auch ihn preisen, denn wir scheinen ganz und gar in Lobpreisungen auf unsere Denker-Vorfahren zu versinken.
Tanobakt-Platon Parmenides , unbedingt! Für ihn war es ein Selbstwiderspruch, wenn man vom Nichts sagt, es würde existieren. Die Grundidee für deine Antwort auf seine Rede, werter Freund. Er sah alles Bestehende als unausweichlich und notwendig. Der objektive Standpunkt sei für alle gleich und der subjektive Standpunkt eines Beobachters stets im Jetzt. Dieses hielte alles als Eines zusammen, das Vergangene und das Zukünftige.
All das, was des Menschen Sinne wahrnehmen, sei wahr. Eine objektive Wahrheit gäbe es nicht, so wie er zu sagen pflegte, dass man das Nichtseiende weder erkennen noch aussprechen könne, und daher nur das Sein sei. Es sei das allen Gemeinsame. Denken und Sein sei dasselbe. Das Sein, das ist und nicht Nichtsein sein kann, das allein war für ihn der Weg der Überzeugung, der zur Wahrheit gehörte. Das Wachstum, die Natur, die Himmelskörper, Licht und Finsternis, aus deren Mitte die Göttin alles lenkt.
Gimraios Unsere Denker-Vorfahren, sie beobachteten alles von der uns umgebenden Natur aus. Empedokles war es, der wieder die vier Elemente ins Gespräch brachte: Feuer, Erde, Wasser und Luft. Dann kamen die Atomisten , die, die die kleinsten Teilchen fanden, die nicht mehr teilbar sind und aus denen einfach alles besteht. Aus Atomen und natürlich Raum.
Salana-Gorgias Wir könnten uns wohl endlos weiter erinnern, denn viele sind noch nicht benannt.
Es ist noch nicht lange her, dass die Tragödie um unseren geschätzten Freund Sokrates in ihrem furchtbaren Höhepunkt gipfelte. Er war dein Lehrer, der den schlummernden Geist des Denkers in dir zum Leben erweckt hat. Athen hat einen großen Sohn verloren! Es ist so absurd, dass sie es einfach nicht merkten. Es ist erschütternd!
Tanobakt-Platon Nicht merkten? Oh, sie merkten schon sehr wohl und sie wussten sehr wohl, was sie taten! Es stimmt mich finster, dieses Thema. Seinen Prozess verfolgte ich von Anfang bis Ende. Er öffnete mir die Augen auf bittere Weise.
Gimraios Inwiefern geöffnet, konnte der Prozess nicht einfach nur zur Hoffnungslosigkeit verleiten?
Tanobakt-Platon Ich muss zugeben, im ersten Moment wallte dieser Gedanke oder eher das Gefühl in mir auf. Auch Ohnmacht und nie gekannte Wut.
Als jemand, der um seine Gedanken bedacht ist, ist es ein umso härterer Schlag. Das zäh Nagende ist der Zweifel.
Ich habe vieles infrage gestellt und es von einem Tag auf den anderen von einem neuen Standpunkt aus beleuchtet
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