Das Vermaechtnis
Schildkröten, wenn sie soweit waren, wussten, wo sie ihre Eier ablegen konnten, blieb sie an dieser Stelle liegen. Die Schildkröten konnten diesen Ort durch sie gut wiederfinden, und sie bewachte fortan die Nester. Als sie starb wurde sie zu Stein und blieb dort für ewig. Die Meeresschildkröten kommen seither zu dem Strand zwischen dem Schildkrötenfelsen und dem Abgeschnittenen Berg .“
„Das ist eine schöne Geschichte. Ich bin gern oben auf dem Schildkrötenfelsen. Er hat etwas so Beruhigendes. Ich fühle mich dort irgendwie sicher.
Wie aber hat überhaupt alles einmal angefangen? Woher kommt das alles, die Götter, die Erde, das Meer, der Himmel, wir?“, fragt Alēi’na . Der Kahuna freut sich über ihren Wissensdurst.
„Irgendwann einmal hatten alle den gleichen Ursprung, alle Völker, die Erde, alles entstand aus der weiblichen Nacht Pō . Und sie kam aus einem mächtigen Wolkenschleier der Makali’i , mit deren Aufgehen wir, wie du weißt, unser Jahr, das wir Makahiki nennen, mit dem großen Makahiki -Fest beginnen.“
„Das war das erste, das mein Vater mir am Himmel zeigte, der Aufgang der Makali’i , des Siebengestirns, im Osten, während die Sonne im Westen untergeht. Das Jahr beginnt immer in der Nacht des unsichtbaren Mondes, nachdem die Makali’i aufgegangen sind“, weiß Alēi’na zu erklären. Kahuna - Koī nickt.
„Genau, und du hast dein erstes Makahiki -Fest bei uns schon gefeiert. Eine schöne und sehr ausgelassene Zeit – vier Monde lang. In diese Zeit fällt stets die Wanderung der großen Buckelwale, die draußen im Meer zu ihrem Winterquartier vorbeiziehen, wo ihre Jungen geboren werden. Das schließen wir natürlich in unsere Feier mit ein, ebenso in unsere Gebete. Einen Tanz ihnen zu Ehren haben wir natürlich auch, um ihnen Glück zu wünschen für ihre Familien und ihren Familiennachwuchs.
Wir feiern die Zeit des Makahiki -Beginns mit Dankes-Gebeten für die erhaltene Ernte, mit Bittgebeten für die Fülle des kommenden Jahres, Tänzen für unsere Götter, mit Liedern, Spielen, Essen und Vorbereitungen für das kommende Jahr. Das Fest, das wir zu Ehren von Lono feiern, dem Gott der Fruchtbarkeit, des Windes und des Regens. Im Tanz, in der Bewegung, bringen wir das zum Ausdruck. Im Tanz ehren wir auch seine Frau, Laka , die Göttin der Schönheit und des Tanzes. Lono stieg einst auf einem Regenbogen zur Erde hinab, um hier Laka zur Frau zu nehmen. All das zeigt der Tanz, zeigt jede genauste Bewegung, wie du es so gut kennst und kannst.
Doch nun wieder zum wahrhaftigen Anfang von allem. I’o ist das erste und höchste Sein. Aus I’o selbst ist letztendlich alles entstanden. I’o atmete sein mana in Pō , die Dunkelheit, und es entstand daraus ihr Sohn Kane , das Licht oder auch Gott des Lichts, und Na’wahine , deren Tochter und damit Kanes Frau, die Göttin der Gelassenheit und der Heiterkeit. Deren erste Tochter war Malama , die Mondgöttin, und ihre ersten drei Söhne waren Kanaloa , Gott des Meeres, Ku, Gott der männlichen Aspekte, und Lono , Gott der Fruchtbarkeit, des Tanzes, des Lernens, die dann ihre weiteren drei Töchter Tapo , Hina und Laka heirateten.
Das mana ist die weibliche Kraft. Es ist die Energie, die alles durchfließt. Ohne mana wäre alles unbeweglich und starr. Die männlichen Gottheiten können nur wirken durch das mana, ihrem weiblichen Aspekt, ihrer Frau.
Kane , Lono , Ku und Kanaloa erschufen durch ihr mana , ihren weiblichen Aspekten gemeinsam Himmel und Erde und alles Leben und alle Lebewesen.
Jedes Lebewesen der Welt ist von der Entstehung an mit den anderen verbunden und verwoben mit allem zu einem Ganzen. All unsere Götter, unsere Akua , drücken sich in jeder Erscheinungsform der Erde aus. Und aus der Vereinigung der Akua Papa , der Mutter Erde, und ihrem Bruder Wakea , dem Vater Himmel, aber auch der Erde, der Luft, die die Erde umgibt, entstanden unsere Inseln und aus der Verbindung ihrer Tochter Haumea mit Wakea entstanden weitere Nachbarinseln. Aus der Totgeburt, die sie in der Erde vergruben, wuchs die Taro -Pflanze, die alle ernährt. Aus dem nächsten lebenden Kind schließlich wurde Hāloanaka geboren, der erste Mensch, als Verkörperung von Freude und Kraft. Aus ihm wurden der erste Mann und die erste Frau.
So siehst du, dass alles mit allem verbunden ist, da alles durch die Schöpfung mit I’o selbst verbunden ist.“
„Dann liegt es daran, dass es dort, wo ich schon gewesen bin, anders ist als hier, weil sie
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