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Das Vermaechtnis

Das Vermaechtnis

Titel: Das Vermaechtnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Angela Scherer-Kern
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lenken.“
    Alēi’na verfolgt jede Silbe, die er sagt. Sie hat das Gefühl, dass sie sich hier oben bei der Hütte des Kahunas besser auf alles konzentrieren kann.
    „Die Gebete helfen mir dabei, dass alles geschieht, ohne dass ich einen Knoten in all meine Verbindungs- Aka -Fäden bekomme. Mir gibt der Gedanke sehr viel Kraft, dass ich über die Aka -Fäden mit meinen Eltern noch verbunden bin. Es gibt mir so viel Trost und fast ein glückliches Empfinden, denn ich glaube seitdem, dass sie immer in meiner Nähe sind, irgendwie. Und, wie du und auch Uhala’an gesagt habt, dass ich im Grunde deswegen auch die lange Reise auf dem Meer überlebt habe, weil unsere Aka -Fäden sehr stark sind. Ich habe an sie gedacht, so lange ich wach war und denken konnte, Tag für Tag.
    So habe ich eine Ahnung davon wie es ist, wenn man dieses beherrscht. Ich kann von mir aus die Stärke der Verbindung über die Dicke meines Aka -Fadens beeinflussen. Ich bin es selbst, jeder ist es selbst, für sich. Ich bin es für mich, das kann mir keiner abnehmen – mit meinem Glauben, mit meinen Gedanken, wenn Gefühl und Verstand sich einig sind. Wenn ich weiß, dass meine göttliche Verbindung über mich wacht, bei Tag und Nacht. Es ist schwer und leicht zugleich, wenn man es verstanden hat.“
    „Nun, ‚beherrschen’ sagst du, das ist etwas hart ausgedrückt. Es geht um das Verstehen und darum, diesen Ablauf der Verbindungen so aufzunehmen, dass diese einfach zu dir und deiner Art zu leben dazugehören, wie dein Atem und alles in dir fließt“, berichtigt der Kahuna .
    „Die Verbindungen zu allem und allen anderen laufen ja außerhalb ab, aber ich kann sie nicht sehen – die Aka -Fäden – ich kann sie einfach nicht sehen. Die Luft, die Erde, der ganze Himmel, alles muss voll davon sein! Das ist sehr verwirrend, allein sich das vorzustellen. Ich sehe meine Aka -Fäden nicht und von anderen erst recht nicht.“ Alēi’na schaut sich fragend um und versucht, etwas in der Luft zu erkennen. Kahuna - Koī lacht.
    „Das wäre viel zu früh, diese Fähigkeit lernst du mit der Zeit, hab keine Sorge. Es heißt auch nicht, dass du sie direkt vor dir siehst wie dich und mich und den Strand und das Dorf. Dass du sie siehst wie feine Spinnfäden. Du siehst sie mit deinem inneren Auge. Du nimmst schon jetzt mehr Verbindungen wahr als andere, allein deine Verbindung zum Meer ist so stark, wie ich es selten zuvor gesehen habe. Ich bin geübt in diesen Dingen. Es gehört zu meiner Aufgabe und all mein Wissen werde ich dir weitergeben, bis du das letzte Sandkorn verstehst und mit ihm verbunden bist. Dadurch, dass hier im Dorf alle sehr nah an allem und damit der göttlichen Seele leben, können viele auch sehr viel mehr wahrnehmen als wohl in anderen Völkern, wo diese Verbindungen mutwillig von den Machthabenden unterbrochen wurden. Aber nicht jeder kann alles wahrnehmen, denn jeder hat wiederum eine andere Arbeit zu tun. Jeder hat seine eigenen Begabungen.
    Meine ist das Wissen um Heilung, innen wie außen, und die Wahrung der göttlichen Verbindungen. Wenn ich will, sehe ich die Aka -Fäden. Je nach dem Problem des Mannes oder der Frau kann ich an ihnen sehen, wo die Verbindungen blockiert oder unterbrochen sind, und daran können wir arbeiten, um alles wieder in den Fluss zu bekommen. Manchmal helfen Reinigungen, wie du es gleich selbst unten am Wasser kennen lernen wirst. Manches Mal unterstützen Kräuteranwendungen, manchmal das Auflegen der Hände oder sanftes Streichen der Haut, oft Gebete oder bestimmte wiederkehrende Handlungen oder auch Bewegungen, wie das Tanzen. Oder eben eine Kombination aus diesen Mitteln und Methoden – je nach Mensch und Unstimmigkeit. Alles sollte gut auf ihn abgestimmt sein. An seiner Seelenhülle Aka kann ich oft schon von weitem erkennen, ob es ihm besser geht und was noch zu tun ist. So kann ich sehr oft dem Menschen helfen.“
    „Allerdings nur, wenn der Mensch auch will, er deinem Rat folgt und alles genau so tut.“
    „Ja, das ist schon richtig, so lange, bis er sich wieder wohlfühlt, dann weiß er wieder selbst weiter. Dazu bin ich da, da zu sein, bis er selbst weiter heilen kann. Die wichtigste Regel ist, niemals zu schaden und immer zu helfen. Und manchmal hilft man durch Nicht-Helfen.“
    „Es klingt hier bei euch alles so einfach. Warum machen die Menschen sich das nur so schwer überall. Ich meine da, wo ich überall war, war alles anders. Sie lebten anders. Hier bestimmt jeder sein Leben

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