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Das Vermaechtnis

Das Vermaechtnis

Titel: Das Vermaechtnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Angela Scherer-Kern
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Reinigung mit einem huna -Gebet. Du weißt, dass Gebete uns jeden Tag begleiten. Gebete sind für uns lebenswichtig. Worte öffnen und schließen.
    Du wirst lernen, auf deine Worte zu achten. Worte besitzen großes mana . In einem Gebet kannst du die Kraft des geheimen Wissens, das Wissen, das du in dir selbst ergründest, mit der Kraft der Worte verbinden. Huna , das Geheimnis, das, was alles ist, was wir nicht sehen, das, was spricht und wir nicht hören. Auch die Harmonie von hu und na , von Bewegung und Ruhe, von Chaos und Stille, von männlich und weiblich.
    Die Kunst, das Gebet in den Tanz umzusetzen, beherrschst du schon bemerkenswert gut. Du verstehst genau, worauf es bei einem Gebet ankommt. Die Tiefe des Gefühls, die Hingabe, aber auch die damit verbundene Ehrung der Götter, vor allem von ’aina , der Erde, und von moana , dem Meer. Du hast schon viele von unseren Göttern kennengelernt. Sie umgeben uns in allen Erscheinungen unserer Erde.“
    „Bevor ihr tiefer in die alten Geschichten der Götter einsteigt, will ich schon einmal zum Strand gehen und einige Vorbereitungen zum Empfang unseres Brautpaares treffen. Außerdem hoffe ich sehr, dass ‘Lo’ulan und ihre Tochter Elieano’o die Gewänder aus feinster wauke -Rinde fertig bemalt haben. Auch um das Essen will ich mich kümmern, dass jeder nachher einen Teil mit zum Strand nimmt. Und die Musiker – nun, den Willkommenstanz zeige ich dir, wenn ihr wiederkommt.“ Uhala’an steht auf.
    „Wenn wir aber zu spät kommen und nicht zum Empfang von Pu’kon und Nainoa da sind…“, wendet Alēi’na ein.
    „Auch da hab keine Sorge. Kahuna - Koī und ‘Alana sind stets die Ersten, die wissen, wann etwas so weit ist.“ Dann sucht sie noch ein paar Dinge in der Hütte zusammen, kommt durch den rauschenden Blättervorhang an der Tür wieder heraus und geht hinunter zum Strand.
     
     
    „Wir werden auch losgehen. Ich erzähle auf dem Weg zur Bucht der Fische weiter.“
    Die beiden gehen hinter der Hütte vorbei in die andere Richtung. Zunächst gehen sie ein Stück schweigend und langsam den Berg hinauf. Alēi’na ist ungewöhnlich ruhig, denn in ihrem Kopf schwirren allerhand Gedanken. Von dem Weg hinauf bekommt sie nicht so viel mit. Nach einiger Zeit kommen sie an der Hütte des Kahunas an, die etwas oberhalb am Hang des Berges liegt, mit einer kleinen Ebene, von welcher es nach vorn steil bergab geht. Kahuna - Koī stellt sich an den Rand der Ebene. Hier haben sie einen wunderschönen Aus- und Überblick.
    „Der Kahuna lebt nicht mitten im Dorf. Er – oder sie – braucht den Abstand zu den Menschen. Von hier oben hast du einen guten Überblick über zwei Buchten – auf der einen Seite ist die Fischbucht, die unsere Vorfahren bereits so genutzt haben wie wir es heute tun. Es erspart oft die lange und auch gefährliche Fahrt hinaus auf das Meer. Hier werden Fische durch Netze, die wir ausgelegt haben, daran gehindert, wieder aus der Bucht hinauszuschwimmen. So bleiben sie und vermehren sich hier. Es gibt Ruhezeiten, da darf nicht gefangen werden, und Fangzeiten. Wenn die Fischbestände sinken, dann ziehen die Fischer die Netze ein, warten ein paar Tage und legen sie wieder neu aus. In dieser Zeit hat sich die Bucht wieder mit neuen Fischen gefüllt, nicht zuletzt auch, weil die Fischer mit dem Schlagen der leis aus den Blüten der Strandwindenpflanze die Fische in die Fisch-Bucht treiben.
    Auf der anderen Seite, von der wir eben gekommen sind, liegen Dorf und Strand. Du kannst hinübersehen bis zum Schildkrötenfelsen . Wenn du genau schaust, dann siehst du ein Stück der Bucht dahinter und den Abgeschnittenen Berg . Diese beiden Orte sind ebenso wichtig für uns, um von dort die Götter zu ehren. Du kannst die Feuerstellen sehen.“
    „Die Fischer haben erzählt, dass ihr abends die Feuer auf den Felsen entzündet, wenn Fischer bis zur Dämmerung noch nicht zurückgekehrt sind. Wenn es allerdings regnet oder stürmt, können nur noch die Götter helfen“, wirft Alēi’na wissend ein. Der Kahuna nickt lächelnd.
    „Und natürlich auch der Stein der Fruchtbarkeit oder auch Lonos Kraft . Du weißt ja, Lono ist unser Gott der Fruchtbarkeit und des Wachstums. Aber auch der Gott des Windes, des Regens, der ja immens wichtig ist für das Sprießen und Wachsen, und der Gott des Tanzes. Ich bin sicher, dass Lono und seine Frau Laka , die Göttin der Schönheit und des hula -Tanzes dir voller Bewunderung und Freude beim Tanzen zusehen.“

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