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Das Vermächtnis der Feen (German Edition)

Das Vermächtnis der Feen (German Edition)

Titel: Das Vermächtnis der Feen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Endres
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nur noch mit den Gliedern, stumm.
    Seine Finger wölbten sich verkrampft am Boden, kratzten über den Stein. Ein Satz, ein Wort und der Schmerz wäre vorüber, zumindest für eine Weile. Der gegenwärtige Horror überlagerte sogar seine Angst vor dem, was danach kommen würde, ließ sie mehr und mehr verblassen. Er hatte damit gerechnet, dass die Schmerzen unerträglich würden, aber sie waren mehr als das, weit mehr. Seine zitternden Lippen öffneten sich, bereit, es zu tun, bereit, seine Vision zu verraten und damit die Zukunft seines Volkes.
    Erschöpft senkte er die Lider, um diejenigen zu sehen, für die er das hier aushielt. Körperlos schwebte sein Geist im Wind unter einem grauen und zerfetzten Wolkenhimmel entlang und über die einst satten Felder Südloduuns, eine Erinnerung an goldene Zeiten, denn heute glichen die fruchtlosen Äcker einem einzigen Schauplatz der Verwüstung; der Krieg hatte um sich gegriffen und nichts hinterlassen als Asche und Staub. Sein Geist ließ die Vergangenheit hinter sich und zog einen Hügel hinauf, immer weiter, immer höher. Oben angekommen lag vor ihm auf der anderen Seite das Land des Clans der Stolzen. Wie ein breiter Fluss schlängelte es sich durch die rechts und links emporragenden Berge. Einst ein Ort des Wohlstands und der Würde, bis ihn Mord und Armut heimgesucht hatten. – Lokondras Werk.
    Sein Blick fiel auf die Talsohle. Dort standen sie und warteten auf ihn. Sein Volk, vom Krieg gezeichnet. Doch er würde nicht mehr kommen. Sie warteten vergeblich. Unter ihnen das kleine Mädchen. Ihre Knie wirkten unverhältnismäßig breit angesichts der dünnen Beine. Ihr Kopf war viel zu groß für den ausgehungerten Körper. Trübe Hoffnung schimmerte in ihren Augen. Ein schwaches Licht aus der Dunkelheit, in die ihr junges Leben getaucht war. Hatte er das Richtige getan? Er konnte es nicht sehen, denn die Antwort lag zeitlich nach seinem Tod. Wie konnte er ihr etwas zumuten, zu dem er selbst niemals imstande gewesen wäre? Umsonst. Vielleicht hielt er das hier alles umsonst aus. Wie könnte sein Clan weiterexistieren, ohne die Kraft eines fähigen Sehers, ohne zu wissen, wofür seine Nachkommen geboren wurden? Von der Suche nach ihrem Sinn verschluckt, würde das Mädchen ziel- und orientierungslos umherirren, ohne den Schatten einer Vorstellung, weshalb es sie gab. Doch sie war stark.
    Und dann waren da noch der Wächter und sein Sinn. Beide würden Hilfe brauchen, wenn ihre Zeit kam.
    Welch wichtiger Nerv im Kreislauf des Fortbestehens würde mit dem Tod des Sehers durchtrennt?
    War sein Ende auch das Ende des Clans oder nur ein neuer ungewisser Anfang?
    Schwieg er, hätte wenigstens das Mädchen eine Chance. Redete er hingegen, wäre es vorbei. Schnell. Ohne weiteren grässlichen Schmerz.
    Der Schmerz wurde noch stärker!!!
    Es ist mir gleich!
    Ich ertrage es nicht mehr!
    Lass es nur aufhören!
    Bitte!
    Hohl und kalt krochen die nächsten Worte aus dem Mund seines Peinigers. »Ich frage dich zum letzten Mal. Was genau ist Iasons Sinn? Warum sind meine Brüder gestorben?«
    Der Seher stützte sich auf die Hände, doch die Arme knickten ein und er sackte wieder zu Boden. Die Unterlippe vom Schmerz gelähmt.
    »Nein«, tropfte seine Entscheidung aus dem Mund, ergoss sich samt eines Speichelfadens auf den Boden.
    Neue eiskristallene Würmer bohrten sich in sein Gehirn, bissen, schmatzten, fraßen ihn von innen auf. ACH, WÄRE ES DOCH NUR VORBEI!
    Und an seinem Ende, dem Ende seines Sinns als Seher, blieb ihm nichts als blindes Vertrauen. Er schwieg und ließ es geschehen …
    »Nun gut«, sagte Die Stimme kalt. »Ich werde es auch ohne dich herausfinden.«

 
    Erster Teil
     
    Nebliger November
     
    »Die gefährlichsten Unwahrheiten
    sind Wahrheiten, mäßig entstellt.«
    Georg Christoph Lichtenberg

 
    1
     
    Ich liebe dich.« Iason lauschte seinen Worten, als könnte er sich nie daran gewöhnen. Gestern hatte er mir verraten, dass es sich immer noch seltsam, aber gut anhörte, es zu sagen.
    »Hey, wolltest du mich nicht Vokabeln abhören?«, fragte ich gespielt streng.
    »Mia.« Iason schloss die Augen, als müsste er sich in Geduld üben. »Du hast sie dir durchgelesen, ich habe dich abgefragt. Wie lange brauchst du noch, um dir die paar Wörter zu merken?«
    Ich klapste ihm mit meinem iCommplete gegen die Schulter, woraufhin er gespielt zusammenzuckte und sich den Arm rieb.
    »Es hat halt nicht jeder so ein überirdisches Scannerhirn wie du. Mann, das sind über

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