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Das Vermächtnis der Feen (German Edition)

Das Vermächtnis der Feen (German Edition)

Titel: Das Vermächtnis der Feen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Endres
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»Alles klar! Eine Elster! Es kann nur eine Elster gewesen sein! Die sind schwarz-weiß. Und Elstern gibt’s hier, ich hab auch schon auf dem Uni-Campus welche gesehen.« Damit leitete er einen längeren Vortrag über die Unterschiede zwischen Elstern und Amseln ein.
    Josies Mund zuckte nervös. »Taddy! Ich weiß, wie Elstern aussehen!«
    »Vielleicht ja doch nicht so genau.« Und schon öffnete er sein Notebook und präsentierte Josie kurz darauf Abbildungen von Elstern aus dem Internet. »Schau! Schwarz mit weißer Brust. Genau wie der Vogel, den du gesehen hast. Vielleicht war er ja eine besonders kleine Elster. Und die Biester stehlen. Die diebische Elster ist ja geradezu sprichwörtlich.«
    Josie gab sich geschlagen. Es hatte gar keinen Sinn, mit Taddy weiter darüber zu debattieren. Für ihn war die Sache klar. Und nichts würde ihn vom Gegenteil überzeugen.
    »Okay«, lenkte sie ein, um der Diskussion ein Ende zu bereiten. »Aber was soll ich jetzt mit der Fibel machen?«
    »Na ja, ich denke, die kannst du behalten. Weiß der Himmel, wo der Vogel sie hat mitgehen lassen. In einer Stadt wie Chicago dürfte es wohl kaum möglich sein, den rechtmäßigen Besitzer zu finden.«
    Josie nickte und steckte die Brosche an die Jeans zurück. Den rechtmäßigen Besitzer, dachte sie. Urplötzlich durchfuhr sie eine Gewissheit, die sie schaudern machte.
    Der rechtmäßige Besitzer war sie.

 
    Für das Wochenende hatte sich Dr. Stark vorgenommen, mit seiner Tochter Chicago zu entdecken. Er hatte selbst noch nicht viel gesehen, zu sehr hatte ihn seine Arbeit bisher in Anspruch genommen. Da es am Samstagmorgen nach Regen aussah, schlug er vor, das Art Institute, das ehrwürdige alte Kunstmuseum der Metropole, zu besuchen. Die Gemälde und Kunstgegenstände sowie die Gespräche mit ihrem Vater lenkten Josies Gedanken für ein paar Stunden weg von dem mysteriösen Vogel, der ihr so Kopfzerbrechen bereitete.
    Am Sonntag, der sich schon am Vormittag als heißer Sommertag entpuppte, unternahmen sie eine kleine Tour entlang des Seeufers. Die Luft flirrte in der Hitze und spiegelte nicht vorhandene Wasserlachen auf den Asphalt. In dem klimatisierten Buick, den Taddy in gemütlichem Tempo über die Uferstraße steuerte, konnte man es gut aushalten, stieg man jedoch aus, knallte einem die Glut eines Pizzaofens entgegen. In einem verschlafenen Ort mit weiß gestrichenen Verandahäuschen legten sie eine Pause ein. Das kleine Terrassencafé, das ihnen gleich ins Auge gesprungen war, bot einen herrlichen Blick über den See. Wie ein blaues Satintuch lag er heute da, glatt und seidig glänzend. Vom Jachthafen wehte das helle Klimpern der Verklicker zu ihnen her. Es roch nach Sommer und frisch gebrühtem Kaffee.
    Kaum hatte die Kellnerin Getränke und zwei mächtige Schoko-Muffins gebracht, flatterten zielstrebig drei Spatzen auf den Tisch. Es schien, als hätten sie genau auf diesen Moment gewartet. Ungeniert hüpften sie Richtung Teller. Josie und ihr Vater beobachteten sie amüsiert. Als aber einer von ihnen dem Gebäck schon gefährlich nahe kam, scheuchte ihn Taddy doch fort. »Weg da, du kleiner Fresssack!«
    Nur wenig beeindruckt von der Drohgebärde flatterten die Piepmätze zwar kurz hoch, ließen sich aber sofort wieder nieder.
    »Bestimmt verstehen die kein Deutsch!«, frotzelte Josie. »Probier’s doch mal auf Englisch!«
    »Die lassen sich nicht mal auf Chinesisch vertreiben.« Mit einem gutmütigen Grinsen trennte ihr Vater ein kleines Stück Kuchen ab und warf es den geflügelten Bettlern hin. Tschilpend und zankend teilten sie sich den Bissen.
    Ein melodiöses Zwitschern ließ Josie versteinern. Auf der Lehne des freien Stuhls, ihr genau gegenüber, saß ein Vogel. Ein schwarzer Vogel. Eine Amsel. Die Amsel!
    »Taddy!« Josies Pupillen weiteten sich. Sie deutete zitternd mit dem Finger.
    Ihr Vater folgte ihrem Blick. »Was ist?«
    »Die Amsel!«
    »Amsel?« Taddy drehte sich stirnrunzelnd um.
    »Du siehst sie nicht? Und du hörst auch nichts?« Josies Stimme bebte.
    Dr. Stark schüttelte irritiert den Kopf.
    Sie schloss für einen Moment die Augen. Das Abbild der Amsel auf ihrer Retina verwandelte sich zu dem seltsamen Vogelwesen, das sie schon auf der Dachterrasse gesehen hatte. Träumte sie? Was um Himmels willen war nur mit ihr los?
    Die Melodie verstummte. Josie öffnete die Augen. Die Amsel war weg.
    »Sie ist fort«, flüsterte sie tonlos.
    »Etwa wieder diese Amsel mit dem weißen Brustfleck?« Die Stimme

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