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Das Vermächtnis der Feen (German Edition)

Das Vermächtnis der Feen (German Edition)

Titel: Das Vermächtnis der Feen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Endres
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Traumbild! Ja, jetzt erinnerte sie sich! Sie hatte von diesem geheimnisvollen Vogelwesen geträumt. Und nicht nur einmal! Träumte sie jetzt etwa immer noch? Als sie die Augen wieder aufschlug, saß nur noch der Vogel da. Gänsehaut überkam sie. Was bedeutete das alles? Spielte ihr der Jetlag einen Streich? Hatte sie Halluzinationen?
    »Kschsch!« Sie klatschte in die Hände.
    Aber die Amsel rührte sich nicht vom Fleck. Sie blieb sitzen, unbeeindruckt, ja überlegen, als fühle sie sich ganz Herr der Lage. Josie wirbelte herum und rannte zurück ins Treppenhaus.
     
    »Ich hab mir schon Sorgen gemacht.« Taddy stand im Schlafanzug vor dem Badezimmer, als Josie die Wohnungstür öffnete. »Wo um Himmels willen warst du denn schon in aller Herrgottsfrühe?«
    Josie blickte ihn geistesabwesend an. Noch immer saß ihr das Entsetzen wie eine Schraubzwinge im Nacken.
    »Josefa?«
    Josie fuhr zusammen. »Sorry. Ich – ich hab mir den Sonnenaufgang angesehen«, stotterte sie. »Oben auf dem Dach. Sieht toll aus! Der See und so …«
    Ihr Vater schüttelte vorwurfsvoll den Kopf. »Du hättest wenigstens einen Zettel hinlegen können!«
    Josie presste schuldbewusst die Lippen zusammen. Während des ganzen Frühstücks ließ Josie das eigenartige Erlebnis auf dem Dach nicht los.
    »Taddy?«, setzte sie an, während sie gedankenverloren Milch über ihre Flakes goss. »Gibt es eigentlich Amseln mit weißen Brustfedern?«
    Dr. Stark sah seine Tochter erstaunt an. »Normalerweise nicht. Wieso?«
    Josie erzählte ihm von dem ungewöhnlichen Vogel, der ihr auf der Dachterrasse begegnet war. Dass sie sich eingebildet hatte, in der Amsel einen kleinen Mann in einem Federmantel gesehen zu haben, behielt sie wohlweislich für sich. Taddy musste sie ja sonst für total übergeschnappt halten.
    Taddy lächelte. »Ach so, na ja, Mutationen gibt es ab und zu. Die Natur spielt in allen Spezies mit den Genen. Wie sage ich immer? Gottes Tierpark ist groß!«
    Josie nickte, obwohl sie nicht wirklich überzeugt war. Nicht dass sie Taddys logische Erklärung nicht nachvollziehen konnte – es war mehr ein Gefühl. Das beunruhigende Gefühl, dass die Amsel mehr war als nur eine zufällige Mutation. Holten sie ihre wirren Träume jetzt schon am helllichten Tag ein? Schnappte sie langsam über?
     
    Nachdem ihr Vater sich auf den Weg zur Uni gemacht hatte, räumte Josie den Tisch ab und klappte die Schlafcouch zusammen. Anschließend stopfte sie die restlichen Sachen aus ihrem Koffer in die Schlafzimmerkommode. Als sie damit fertig war, sagte ihr ein Blick auf die Uhr, dass ein schier endlos langer Tag vor ihr lag, bis Taddy heimkommen würde. Sie schlug den zweiten Band von Der Herr der Ringe auf. Aber sosehr sie sich auch bemühte, sie konnte sich einfach nicht aufs Lesen konzentrieren. Immer wieder flatterte das Bild der Amsel über die Seiten. Als dann draußen auf dem Flur auch noch ein Staubsauger mit der Lautstärke eines Düsenjägers losbrüllte, legte sie das Buch zur Seite und schaltete den Fernseher ein. Genervt zappte sie sich durch die Kanäle. Werbung, ein Wrestlingkampf, Werbung, ein Western, eine Horrorserie. Lauter negativer Mist! Fiel denen denn außer Gewalt und Grusel gar nicht mehr ein? Sie mochte solche Geschichten nicht und auch in diesem Punkt war sie sich mit ihrer Großmutter einig.
    »Eine Geschichte, die nicht gut ausgeht, ist eine schlechte Geschichte«, sagte Moma immer, wenn ihr ein Kritiker vorwarf, dass ihre Bücher stets ein glückliches Ende nahmen. »Das wirkliche Leben ist traurig genug. Wer Endzeitstimmung braucht, soll sich die Nachrichten ansehen. Hoffnung und Zuversicht – daran mangelt es der Welt. Und dagegen schreibe ich an!«
    Mit einem Seufzen legte Josie die Fernbedienung weg. Das Programm hier war ebenso erbärmlich wie zu Hause. Blöd, dass Taddy arbeiten musste, ihr fiel ja schon jetzt die Decke auf den Kopf. Mürrisch griff sie nach dem Reiseführer, den ihr Vater für sie hingelegt hatte, und blätterte mit zunehmendem Interesse darin herum. Chicago war sicher toll. Aber konnte sie es wirklich wagen, allein in dieser fremden Millionenstadt herumzustreifen? Unschlüssig klemmte sie das Buch unter den Arm und verließ das Appartement, um zunächst das Hotel zu erkunden.
    Als Josie aus dem Lift trat, winkte ihr Nancy an der Rezeption so begeistert zu, als begrüße sie eine alte Bekannte. Josie erwiderte ihren überfreundlichen Gruß mit einem verwunderten Lächeln. Einer der Gänge, die von

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