Das Vermaechtnis der Hexen
worden. Das Bettzeug war überall verteilt. Der Schreibtisch und die Schränke waren umgeworfen und die Polster der weichen Sessel lagen in Fetzen auf dem Boden. Der Teppich war
an vielen Stellen zerrissen. Alles in allem war es der reinste »Saustall«.
Ich ging weiter ins Zimmer hinein. Wo war ...? »Purzel? Purzel wo bist du?« Keine Antwort. Ich suchte hektisch nach ihm. Überall, in jeder Ecke. Er war nirgends zu sehen. Kraftlos ließ ich mich gegen Jas sinken. Er nahm mich in die Arme und führte mich die Treppe hinunter. Dort angekommen sah ich mehrere Personen auf dem Boden liegen. Emma und Elli waren unter ihnen. Ich rannte zu ihnen und versuchte sie
aufzuwecken. Sie reagierten nicht. Ich schluchzte und bedeckte beide mit Tränen.
»Was ist hier los? Was ist mit ihnen passiert?« Ein kleines Mädchen kam auf mich zu. Sie tätschelte leicht meine Schulter und sprach in einer eigenartigen Sprache: »Sie haben versucht, sie aufzuhalten. Sie sind aber nicht tot, aber mit einem Zauber belegt, Vanessa.
Nur du kannst sie wieder erwecken. Sie sind in einer Art Koma. Irgendwie in eine Traumlandschaft. Ich weiß nicht, wie ich es dir besser erklären kann.« Sie hielt kurz inne und dann sah sie mich ernst an. »Du bist ihre letzte Chance, Vanessa. Nur du kannst sie retten. Lies das Buch und finde ein Gegenmittel.«
Dann verschwand sie. Ich blickte mich um. Eine bedrückte Stille lag in der Luft. Ich sah wieder hinab und mein Magen verkrampfte sich. Zwei Arme hoben mich hoch und schon waren Lehrer und Mediziner zur Stelle. Sie schwangen ihren Stab und murmelten irgendwelche Worte. »Krankenbett.« Und dann verschwanden die zwanzig Mädchen. Oder waren es mehr?
Stimmen drangen an mein Ohr. Ich fühlte mich taub. Ein Lehrer fragte uns, ob wir etwas gesehen haben. Jas beantwortete alle Fragen. Ich machte mich von ihm los und ging noch einmal hinauf. Die letzten Worte des Mädchens drangen in mein Bewusstsein. Lies das Buch. Nur du kannst sie retten. Finde ein Gegenmittel. Zuerst musste ich das Buch finden. Es lag unter meinem Bett. Ich nahm es und rannte die
Treppe hinab.
Lauter neugierige Blicke. Das kann ich hier nicht gebrauchen. Ich brauche unbedingt einen ruhigen Ort. Die Bibliothek. Schnell machte ich mich auf den Weg. Überall kam ich an neugierigen und aufgebrachten Schülern vorbei. Ich beachtete sie nicht. Dann erreichte ich endlich die großen Holztüren und ging hinein.
Es war atemberaubend, ein echtes Paradies für Leser. Große runde Fenster, beidseitig, eine riesengroße Halle mit lauter Regalen und Büchern. An den Fenstern waren Leseecken. Es wirkte alles in allem sehr, sehr alt.
Ich suchte mir im hintersten Teil einen Platz. Versteckt und abgeschirmt von den anderen fing ich an, zu lesen ...
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