Das Vermächtnis der Kandari (German Edition)
Frage galt, stimmte wortlos zu.
„Julius?“
„Ich bin einverstanden.“
François warf Sibelius einen kurzen, fragenden Blick zu, woraufhin der Heerführer der Kandari zustimmend nickte. Plötzlich hielt der Sprecher der Gilde eine Pergamentrolle in der Hand, die er mit einer geübten Bewegung aufrollte: „Da ich mir das gedacht habe, habe ich dieses Schriftstück vorbereitet. Seht es euch an und unterschreibt, wenn ihr einverstanden seid. Wahrscheinlich haben wir alle noch genügend andere Aufgaben.“
Keiner widersprach und so verließen sie nach kurzer Zeit den Thronsaal. Julius und Elaine, dicht gefolgt von einer Gruppe von Soldaten der königlichen Garde, begleiteten die beiden Brochonier durch die Stadt bis zum Tor.
Als Sibelius jedoch die Burg verlassen wollte, hielt ihn François zurück: „Wie geht es Laurent?“
Der Heerführer hob nichtssagend die Schultern: „Nicht allzu schlecht. Allerdings sagte mir Roxana, dass er sich sehr verändert hat“, er zögerte einen Augenblick, bevor er leiser hinzufügte: „Er will abdanken. Er sagt, er sei nicht länger fähig, Hamada zu regieren.“
François schüttelte müde den Kopf: „So etwas habe ich erwartet. Wer wird sein Nachfolger sein? Anila?“
„Da bin ich mir nicht sicher. Ich glaube, Laurent hätte es gern gesehen, dass Larenia ihren alten Platz als Thronfolgerin wieder einnimmt“, er griff in seine Manteltasche und zog einen schmalen Stirnreif aus Weißgold hervor, „er wollte, dass ich ihr das gebe.“
Er drückte François die Krone des Hochkönigs von Hamada in die Hand, die dieser einen Augenblick lang ehrfürchtig betrachtete, bevor er sie einsteckte.
„Ich fürchte, dieser seiner Wünsche wird sich nicht erfüllen“, sosehr François sich auch um Sachlichkeit bemühte, die Trauer in seinem Blick konnte er nicht verbergen, „davon einmal abgesehen, dass es ihr im Moment sehr schlecht geht, glaube ich nicht, dass sie das gewollt hätte.“
„Gibt es keine Hoffnung? Für Larenia, meine ich“, in diesem Augenblick wirkte Sibelius nur noch besorgt und François erinnerte sich, dass er Larenia stets wie seinen Lieblingsenkel behandelt hatte.
„Ich weiß es nicht. Philipe meinte, es wäre möglich. Sei froh, dass du es nicht mit ansehen musstest“, Sibelius sah ihn fragend an, doch François schüttelte nur noch einmal wortlos den Kopf, drehte sich um und hastete durch die dämmrigen Gänge der Burg davon.
In dem kleinen Zimmer im abgelegensten Teil der Burg saß Felicius noch immer in der gleichen verkrampften Haltung auf der Bettkante, den Blick auf Larenias schmales Gesicht fixiert, ohne wirklich etwas zu sehen. Das Tageslicht schwand bereits und graues Zwielicht erfüllte den stillen Raum, als er sich endlich aufrichtete. Er blinzelte ein paar Mal und strich sich mit einer matten Bewegung das Haar aus dem Gesicht, bevor er wieder auf Larenia herabblickte. Sie bewegte sich unruhig im Schlaf und die geisterhafte Blässe ihres Gesichtes war einem ungleichmäßigen Rot gewichen.
Seufzend schüttelte Felicius den Kopf. Er hatte alles für sie getan, was in seiner Macht stand, er wusste nur nicht, ob es genug war. Schließlich wandte er den Blick ab und drehte sich zu Arthenius um, der sich auf einem der Sessel zusammengerollt hatte. Er hatte den ganzen Tag in dieser sichtbar unbequemen Haltung zugebracht. Jetzt schien er zu schlafen, doch Felicius war sich sicher, dass er jede seiner Bewegungen beobachtete. Einen Moment lang sah er seinen Bruder mit einem verständnislosen Kopfschütteln an, bevor er sich mit einem leichten Schulterzucken wieder zu Larenia umdrehte. Er hob die Hand und berührte ihre Schulter, aber dann zögerte er erneut. Vielleicht sollte er sie einfach schlafen lassen. Sogar durch den Stoff ihrer Kleidung hindurch konnte er fühlen, wie ihre Haut glühte, und sie würde sehr viel mehr Zeit als diesen einen Tag brauchen, um sich zu erholen. Trotzdem, er musste wissen, welchen Erfolg seine Bemühungen gehabt hatten.
„Larenia?“, er schüttelte sie sanft, fühlte, wie sie zusammenzuckte, und zog seine Hand zurück. „Kannst du mich hören?“
Zuerst geschah nichts, doch dann als Felicius bereits aufgeben wollte, öffnete sie die Augen. Sie blinzelte und einen Moment lang irrte ihr Blick ziellos durch den Raum, dann sah sie Felicius an, aber noch immer wirkte der Ausdruck in ihren Augen sonderbar unstet.
„Felicius?“
„Ja, ich bin hier“, behutsam griff er nach ihrer Hand und gleichzeitig
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