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Das Vermächtnis der Kandari (German Edition)

Das Vermächtnis der Kandari (German Edition)

Titel: Das Vermächtnis der Kandari (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Tracy Schoch
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und warf ihm einen spöttischen Blick zu: „Das siehst du doch. Im Augenblick warte ich auf Julius, danach werde ich auf dieses Pferd steigen und nach Navalia reiten.“
    „Oh nein, komm mir nicht damit! Dieses Spiel kannst du mit den Anorianern spielen, aber nicht mit mir.“
    Einen Moment lang sah sie Pierre an, ernst und ohne jeden Spott, dann wandte sie sich seufzend ab. Sie würde nichts sagen, das wusste Pierre. Seit beinahe dreihundert Jahren, solange sie in Anoria lebten, tat sie genau das, wenn sie ihr Vorhaben nicht diskutieren wollte. Aber heute konnte er es nicht dabei belassen.
    „Warum willst du den Prinzen begleiten? Diese Aufgabe könnte jeder Knappe übernehmen. Außerdem brauchen wir dich hier, sollten die Brochonier angreifen.“
    Sein letztes Argument, das sah Pierre sofort, zeigte Wirkung. Für einen Augenblick stand sie da wie erstarrt. Dann drehte sie sich langsam zu ihm um und sah mit gequältem Gesichtsausdruck zu ihm auf. Als sich ihre Blicke begegneten, bereute er seine Worte schon wieder. Er kannte Larenias Geschichte und wie jedes andere Gildemitglied war er sich des schmalen Grates zwischen Verantwortung und Pflicht, auf dem sie wandelte, bewusst.
    „Dies ist ebenso wichtig“, es war keine Entschuldigung, keine Rechtfertigung.
    „Dann sag mir, warum!“
    In diesem Augenblick erklang hinter ihnen eine neue Stimme: „Merla.“
    Überrascht sah sich Pierre um. Am Treppengeländer lehnte Arthenius, und obwohl seine Worte Pierre galten, sah er Larenia unverwandt an.
    „Wie bitte?“
    Natürlich kannte Pierre Merla. Sie war eine Elfe, die vor über dreihundert Jahren eine Widerstandsbewegung gegen die Regierung Hamadas geführt hatte. Doch er verstand nicht, was sie mit all dem zu tun haben sollte. Immerhin war sie verbannt worden und würde ihnen im kommenden Krieg kaum von Hilfe sein.
    „Sie will Merla suchen und sie um Hilfe bitten“, endlich wandte er den Blick von Larenia zu Pierre.
    „Aber das ist Wahnsinn. Du weißt ja noch nicht einmal, wo sie ist.“
    „Ich werde sie schon zu finden wissen.“
    Die Sonne war inzwischen aufgegangen. Das Grau der Nacht verblasste und die Welt erstrahlte wieder in all ihren Farben. Auch Larenias schlanke Gestalt schien an Substanz zu gewinnen. Ihre im morgendlichen Zwielicht so geisterhaft wirkende Erscheinung verfestigte sich. Statt dem Weiß der Gilde trug sie heute das Grün und Braun der Waldläufer und darüber einen dunkelgrünen, etwas zu weiten Kapuzenmantel.
    „Bist du dir sicher?“, Arthenius war näher getreten und er sprach jetzt den weich klingenden Dialekt von Asana’dra. „Ja, das bin ich“, sie lächelte ihn an. Es war ein sehr warmes Lächeln, das er seit vielen Jahren nicht mehr gesehen hatte, „mach dir nur nicht zu viele Sorgen, Arthenius.“
    Sie nahm Philipus die Zügel des Pferdes ab.
    „Ich könnte gehen“, überrascht sah sie Philipus an, doch sie erkannte, dass sein Angebot ernst gemeint war, „ich kenne Merla besser als du.“
    „Nein. Dies ist etwas, das ich selbst tun muss. Es ist an der Zeit, dass jene den Krieg ausfechten, die ihn begonnen haben.“
    Sie saß auf.
    „Ich werde rechtzeitig zurück sein.“
    Philipe reichte ihr das Schwert, das sie anders als üblich über den Rücken geschnallt trug.
    „Sei vorsichtig bei dem, was du tust. Es wäre übertrieben zu sagen, dass Merla dich hasst, aber sie liebt dich auch nicht gerade. Und sie ist nicht die Einzige.“
    „Ich weiß. Und Arthenius“, sie zog die Kapuze tief ins Gesicht, sodass ihr verräterisches Haar und ihre sonderbaren Augen im Schatten verborgen waren, „gib gut auf die anderen acht.“
    Sie wendete das Pferd und ritt davon in Richtung der Siedlung Magiara, wo sie Julius treffen würde.
     
    „Larenia hat recht, mein Bruder. Du machst dir zu viele Sorgen.“
    Unbemerkt und lautlos hatte sich Felicius zu ihnen gesellt. Jetzt sah er Arthenius lächelnd an.
    „Es ist meine Aufgabe, mir Sorgen zu machen.“
    „Eine Aufgabe, die du dir selbst auferlegt hast. Und wenn du Sorgen um Anoria meinst, um die Menschen hier, den Krieg oder die Zukunft unseres Volkes, dann gebe ich dir recht. Aber Sorgen um Larenia? Das ist kaum gerechtfertigt. Sie kann sich durchaus selbst verteidigen.“
    Arthenius antwortete nicht und das war auch nicht notwendig. Felicius kannte die Antwort auf seine Frage bereits. Es gab nur wenig, was ihm entging, auch wenn er sein Wissen nicht auf die gleiche Art einsetzte wie Larenia oder Arthenius.
    Jetzt beobachtete

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