Das Vermächtnis der Schwerter
Meinung nach in diesem Gebäude versteckt sein müsste. Die beiden forderten mich daher auf, dieses Vermögen herauszugeben, und ich willigte unter der Bedingung ein, dass wir unbehelligt die Insel verlassen dürfen.«
»Ihr bewahrt hier einen Schatz auf?«, fragte Arton ungläubig. »Aber der Tempel wurde durchsucht, nachdem wir die Festung eingenommen hatten!«
Der Erleuchtete wiegte nachsichtig sein Haupt. »Sobald die ersten Kämpfe im Burghof begannen, habe ich meinen Priestern die Anweisung erteilt, alles Wertvolle in unsere geheime Kammer zu schaffen. Der Eingang dorthin ist sehr gut verborgen und es braucht Tage, um ihn zu finden, selbst wenn man weiß, dass er existiert.«
»Da ich nicht annehme, dass Ihr mir verraten werdet, wo sich dieses Versteck befindet, spare ich mir die Frage danach«, bemerkte Arton mit einem Achselzucken. »Ich fürchte allerdings, ihr habt grundlos für Eure Freiheit bezahlt. Soviel ich weiß, wollte Barat sowieso alle Gefangenen freilassen, das ist so eine fixe Idee von ihm. Er hat die Absicht, diese Insel zu einem Ort der Freiheit zu machen, und ein solcher Vorsatz wirkt nicht besonders überzeugend, wenn die Kerkerzellen voller Gefangenen stecken.«
Der Erleuchtete schürzte nachdenklich die Lippen. »Dieser Barat ist gerissen, das muss man ihm lassen.« Ein überlegenes Lächeln überzog daraufhin sein Gesicht. »Nur gut, dass er nicht weiß, wie groß unsere Mittel wirklich sind.«
Arton begriff sofort. »Ihr werdet Barat also nur einen Teil des Tempelschatzes überlassen und den Rest auf Euer Schiff schmuggeln? Es erstaunt mich, dass Ihr mir das sagt, denn schließlich geht Ihr damit das Risiko ein, dass ich es Barat und den anderen verrate.« Er ließ seinen Blick zu Boden sinken. »Aber Euer Vertrauen in mich ist gerechtfertigt«, fügte er nach kurzem Schweigen hinzu. »Ich bin den Minenflüchtlingen nichts schuldig.« Er räusperte sich und sah wieder den Hohepriester an. »Wann also brecht Ihr auf?«
Nataols Augenbrauen schnellten in die Höhe. »Sollte Eure Frage nicht besser lauten: ›Wann brechen wir auf?‹«
Arton wirkte überrascht. »Wie kommt Ihr darauf?«
»Als Ihr gerade so unverzagt mein Zimmer betreten habt«, erklärte der Hohepriester, »konnte ich mich des Eindrucks nicht erwehren, dass Ihr nun bereit seid, der Wahrheit ins Auge zu blicken. Dazu werdet Ihr an meiner Seite nach Tilet reisen müssen. Ich habe bereits für diesen Fall Vorsorge getroffen, indem ich mit Barat ausdrücklich vereinbarte, dass sich jeder, der den Wunsch dazu verspürt, uns anschließen darf. Damit wird sich Euch niemand in den Weg stellen.«
»Ich denke nicht, dass das notwendig gewesen wäre«, erwiderte Arton bemüht beiläufig, »denn keiner hier wird mich aufhalten wollen, wenn ich die Insel verlasse. Trotzdem habt Ihr ein weiteres Mal Euren Weitblick bewiesen, denn es ist tatsächlich mein Wunsch, den Citarim zu treffen. Deshalb werde ich mit Euch nach Tilet gehen.«
Zufrieden nickte Nataol und begann von Neuem, Kleidungsstücke in seine Reisetruhe zu schichten. »Seine Heiligkeit wird größtes Interesse daran haben, Eure Bekanntschaft zu machen. Uns allen steht ein denkwürdiges Zusammentreffen bevor, dessen bin ich mir sicher.« Der Citdiener blickte wieder zu Arton. »Dabei fällt mir ein, dass ich Euch schon längst fragen wollte, was eigentlich mit den Themuraia geschehen ist, die wir zur Verteidigung des Tempels eingesetzt haben. Eigentlich würde ich sie gerne mit nach Tilet nehmen, denn es hat viel Mühe bereitet, sie einzufangen.«
Arton starrte eine Weile ins Leere, bis er schließlich entschlossen erwiderte: »Nein. Die Themuraia haben hier in den Wäldern ein neues Zuhause gefunden, ich werde sie nicht zwingen, es schon nach dieser kurzen Zeit wieder zu verlassen. Erst muss ich alle Zusammenhänge besser verstehen und den höheren Zweck erkennen, dem wir uns alle unterzuordnen haben. Dann werde ich die Themuraia unter meiner Führung vereinen und unser aller Schicksal soll sich erfüllen.«
Nach diesen Worten musterte Nataol den Schwertmeister eindringlich, als habe er gerade erst etwas an diesem entdeckt, das ihm bisher entgangen war. »So ist es, Arton, alles steht bereits geschrieben im göttlichen Buch der Vorsehung. Unsere Aufgabe besteht nur darin, das uns zugedachte Los zu entziffern, um es dann anzunehmen. Ihr scheint auf diesem Weg bereits ein gutes Stück vorangekommen zu sein und Eure Reise nach Tilet geht weiter in die richtige
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