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Das Vermächtnis der Schwerter

Titel: Das Vermächtnis der Schwerter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Rothballer
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Hinterzimmer, um sich dort ungestört mit Arden zu unterhalten. Leider habe ich nicht hören können, was gesprochen wurde, da ständig der Kutscher des Mannes vor dem Zimmer aufgepasst hat. Allerdings traf ich im Gästebereich auf Meatril Westmarken, der Arden zur Grotte begleitet hatte, jedoch offensichtlich nicht zu der geheimen Besprechung eingeladen worden war. Darüber schien er sehr ungehalten zu sein und versuchte, seinen Ärger mit Wein herunterzuspülen. Ich gesellte mich zu ihm, um mich schließlich vorsichtig nach der Ursache für seinen Ärger zu erkundigen. Darauf begann Meatril, über einen ebenso arroganten wie fetten Citpriester zu schimpfen, der ihn als, Leibwächter’ bezeichnet und dann mehr oder weniger aus dem Besprechungszimmer geworfen hätte. Er sagte wörtlich: ›Wenn Arden nicht gewesen wäre, hätte ich diesem Dickwanst das Fell gegerbt und es wäre mir dabei völlig egal gewesen, dass er ein Sondergesandter des Citarim ist.‹«
    Diesmal wartete Shyrali vergeblich auf Abaks Antwort. Das Gesicht des königlichen Beraters war wie erstarrt. Schließlich erhob er sich ächzend, um dann langsam in der Kajüte auf und ab zu schreiten. Er schien seine Informantin völlig vergessen zu haben.
    »Ich dachte mir schon, dass Ihr das wissen wollt«, richtete Shyrali zaghaft wieder das Wort an Abak. »Das war der Hauptgrund für meine schnelle Abreise aus Seewaith. Es gab aber noch einen weiteren. Zwar kommt man auf dem Seeweg von Seewaith nach Tilet tatsächlich an der Insel Ho’Neb vorbei, die gewöhnliche Passage verläuft aber eigentlich weiter südlich, abseits der Untiefen der Küstengewässer. Daher hätte ich Eure Flotte auf ihrem Weg zur Bucht von Lechia wahrscheinlich im Süden passiert, ohne sie zu bemerken, wenn ich nicht einem anderen Boot bis Lechia gefolgt wäre. An Bord befand sich ein Mann, der den Cittempel in Seewaith nur wenige Stunden nach dem Treffen zwischen dem Priester und Arden verlassen hatte, von dort auf direktem Weg zum Hafen marschierte und ein Schiff bestieg. Der Verdacht lag nahe, dass es sich dabei um einen Boten handelte, der möglicherweise wichtige Ergebnisse der Unterredung mit Arden Erenor übermitteln sollte. Die Frage war nur: an wen? Zunächst vermutete ich, dass er zum Citarim nach Tilet unterwegs war, aber zu meiner Überraschung steuerte er direkt auf Lechia, die Hauptstadt von Ho’Neb zu.«
    Abak blieb stehen. »Weshalb sollte denn ein Bote der Kirche nach Lechia wollen?«, überlegte er laut. »Für den Citarim sind wir aus Jovena doch alles Ungläubige, kaum wert, beachtet zu werden.« Seine trüben blauen Augen verengten sich argwöhnisch. »Gibt es da etwa eine Verbindung zwischen Ho’Neb und der Citkirche, von der ich nichts weiß?« Der Berater des Königs zauste energisch seinen Bart, bis er seine Aufmerksamkeit unvermittelt wieder Shyrali zuwandte.
    »Wie lange ist es her, dass dieser Bote Lechia erreicht hat?«, erkundigte er sich angespannt.
    »Das war gestern Nachmittag«, antwortete Shyrali, »etwa zwei Stunden vor Sonnenuntergang. Obwohl ich darauf bestanden habe, gleich weiterzusegeln, wollte der Kapitän meines Schiffes die Nacht lieber in der Bucht von Lechia verbringen, weil er die Passage in den Quasul-Hor im Dunkeln für zu gefährlich hielt. Am nächsten Morgen sind wir dann beim ersten Sonnenlicht aufgebrochen. Schon nach kurzer Fahrt trafen wir auf Eure Flotte, die in entgegengesetzter Richtung unterwegs war.«
    Abak starrte eine Weile ins Leere. »Du hast hervorragende Arbeit geleistet, Shyrali.« Das unvermittelte Lob zauberte ein glückliches Lächeln auf das Gesicht seiner Schülerin. »Es war klug, mir diese Nachrichten sofort zu bringen«, fuhr Abak fort. »Du wirst dafür angemessen entlohnt werden. Es könnte allerdings sein, dass ich deine Dienste schon sehr bald wieder in Anspruch nehmen muss. Doch jetzt lass mich allein, ich habe über vieles nachzudenken.«
    Shyrali erhob sich erfreut und vollführte eine höfische Verbeugung. »Immer gerne, mein Meister«, flötete sie und verließ mit einem leisen Kichern den Raum.
    Nachdem sie gegangen war, glitt ein sanftes Lächeln über Abaks Gesicht. Dieses Mädchen besaß wirklich den Zauber der Unbefangenheit, in ihrer Nähe fühlte sich jeder irgendwie leichter. Natürlich stellte diese besondere Ausstrahlung auch Shyralis größtes Kapital dar, denn ebendeshalb war sie als Spitzel so erfolgreich. Niemand hielt es für möglich, dass sich hinter ihrer lieblichen Fassade die

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