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Das Vermächtnis der Schwerter

Titel: Das Vermächtnis der Schwerter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Rothballer
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Wurzelbälger entgegentrieben, nichts Aufschlussreiches mehr erkennen. Er nahm sich vor, bei passender Gelegenheit den Erleuchteten deswegen eingehend zu befragen.
    Arton versuchte, noch weiter im Gedächtnis der Themuraia zurückzugehen. Immerhin bestand die ebenso verlockende wie beängstigende Möglichkeit, dass ihm im Geist der Wurzelbälger ein ganz neuer Blickwinkel auf das Wirken seines Vaters eröffnet würde. Laut Nataols Erzählungen hatten die Themuraia für den Herrn von Arch Themur gekämpft, als er gegen die Heere des Südens zu unterliegen drohte. Davon musste noch etwas in ihrer Erinnerung zurückgeblieben sein, denn durch ihr gemeinsames Gedächtnis wurde das Erlebnis Einzelner zu einer Erfahrung des ganzen Stammes. Selbst wenn die an dem Krieg beteiligten Wurzelbälger bereits tot waren, würden ihre Erlebnisse von den anderen im Gedächtnis bewahrt werden, als seien sie selbst dabei gewesen.
    Und tatsächlich fand Arton, wonach er suchte. Die Eindrücke ergossen sich über ihn in einem unvermittelten Schwall aus Farben, Gerüchen, Geräuschen und Gefühlen. Mauern so scharfkantig wie die Reißzähne eines Wolfes erhoben sich vor seinem inneren Auge, davor Menschen mit blinkenden Waffen, eine weite, steinige Ebene, schneebedeckte Berge. Er fühlte sich als Teil einer unüberschaubaren Masse an Themuraia, er hörte Kampflärm, Schreie, roch das Blut der Gefallenen, fühlte ihren Tod. Es gab keinen Baum, keine Ruhe, keinen Rückzug, nur einen einzigen stählernen Willen, der alles verband, der alles dominierte, wie eine Stimme inmitten des Tumults, die jedes andere Geräusch übertönte. Es war der Wille von Hador Badach, es war der Geist seines Vaters, der sprach.
    Arton wurde überwältigt von den Erinnerungen der Themuraia, er glitt in den Strom ihrer Gedanken und ließ sich einfach mittreiben. Sein Vater hatte Zehntausende Wurzelbälger beherrscht, wenn nicht gar Hunderttausende. Die unwiderstehliche Macht seines Willens lag über jeder einzelnen Erinnerung aus dieser Zeit. Dabei waren jedoch keinerlei negative Emotionen mit dieser alles beherrschenden Kraft verbunden, es gab keinen Hinweis auf etwas Böses, das den Wurzelbälgern Anlass gab, sich zu fürchten. Die Themuraia schienen diese Geisteskraft stattdessen eher als etwas Unausweichliches hinzunehmen, wie eine Naturgewalt, der sie sich ganz einfach beugen mussten. Die Eindrücke wirkten auf Arton regelrecht berauschend.
    Der Fluss ihrer Erinnerungen, in den Arton eingetaucht war, nahm ihn mit sich in eine noch weiter zurückliegende Vergangenheit. Widerwillig musste Arton sich von den Gedankenspuren seines Vaters verabschieden. Stattdessen folgten nun in stetig wachsendem Tempo Wahrnehmungen, die ohne einen erkennbaren Zusammenhang aufblitzten und wieder verschwanden. Es handelte sich beinahe ausschließlich um Kampfszenen und immer waren Menschen die Gegner. Dann wandelte sich mit einem Schlag das Bild. Feuer und Flammen beherrschten nun die Erinnerungen der Wurzelbälger, zugleich wurden die Eindrücke aber auch immer verwirrender. Schatten glitten umher, unbegreiflich riesige Körper regten sich in der Dunkelheit: Zähne wie Schwerter, Klauen wie Wagenräder, glutrote Augen, lederne Schwingen, Haut aus Stein, Tausende Leben fortgerafft innerhalb eines Herzschlags. Das erste Mal empfing Arton deutliche Anzeichen von Furcht, die mit diesen Erinnerungen der Wurzelbälger verbunden waren, die Angst für immer ausgelöscht zu werden bis auf den letzten Gedanken.
    Dann endeten die Wahrnehmungen so abrupt, dass es beinahe schmerzte. Arton saß allein auf dem felsigen Hügel, der Wurzelbalg war verschwunden. Es dauerte eine geraume Weile, bis sich der junge Krieger mit der erneuten Einsamkeit in seinem Verstand abgefunden hatte. Aber auch wenn ihn jetzt nichts mehr von seinen eigenen unerfreulichen Gedanken abzulenken vermochte, so schien sich durch seinen Ausflug in die Erinnerungen der Themuraia dennoch sein Blickwinkel geändert zu haben, seine Perspektive zurechtgerückt worden zu sein. Die gewaltige Spanne ihrer Geschichte ließ sein eigenes Leben wie einen winzigen Augenblick erscheinen, machte sein missliches Schicksal zu einer Nichtigkeit im großen Weltenlauf. Vielleicht war es völlig gleichgültig, ob er nun gewillt war, seine Rolle im göttlichen Plan zu spielen oder nicht. Gewiss hatten die Himmelsherrscher in ihrer Weisheit alle Eventualitäten bedacht und würden im Fall seiner Weigerung einen anderen Weg finden, damit sich ihr

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