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Das Vermächtnis der Schwerter

Titel: Das Vermächtnis der Schwerter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Rothballer
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Hafeneinfahrt von Lechia vor Anker gegangen. Die weitläufige, trichterförmige Bucht verengte sich hier bis auf etwa viertausend Schritt und sollte als wind- und wellengeschützter Treffpunkt mit dem etwa siebzig Schiffe starken Flottenverband von Ho’Neb dienen. Aufgrund dieser von Turael Arud’Adakin zugesicherten Unterstützung hatte sich Abak entschlossen, den Angriff auf Fendland nur mit einem knappen Drittel der königlichen Flotte durchzuführen. Ein weiteres Drittel konnte er somit zur Bewachung Tilets zurücklassen, die restlichen Schiffe sollten zur Sicherung des Heimatlandes, der Insel Tar’Tianoch, abkommandiert werden, von wo sowohl der König als auch Abak ursprünglich kamen. Gerade in letzter Zeit wollten die kritischen Stimmen dort nicht mehr verstummen, die einen größeren Einsatz Jorig Techels für sein Stammland Jovena und besonders auch für seine Heimatinsel forderten. Mit der Entsendung der Seestreitkräfte plante Abak, diese Kritiker für den Moment zum Schweigen zu bringen, damit sie nicht den Krieg des Königs gegen Fendland als willkommene Gelegenheit für einen offenen Aufruhr ansahen. Jetzt fragte er sich unvermittelt, ob diese Aufteilung der Flotte nicht ein fataler Fehler gewesen war.
    Abak ließ aufmerksam seinen Blick schweifen. Die stattlichen drei- und viermastigen Segler, deren Fahnen die Wappen Citheons, Jovenas und Tar’Tianochs zeigten, schaukelten sanft im leichten Seegang im Zentrum der Bucht. Die Sonne strahlte ungetrübt vom Himmel herab und das kristallklare Wasser gab den Blick bis zum sandigen Meeresgrund frei, der wohl noch gute zwanzig Schritt unterhalb der Schiffsrümpfe lag. Die malerischen, pflanzenbewachsenen Felskappen, die sich hier und da aus dem Meer erhoben, und die ebenso grün gesprenkelte Steilküste, von der die Bucht eingerahmt wurde, wirkten völlig friedlich, so als könne an diesem beschaulichen Ort nichts Schlimmes geschehen. Dennoch vermochte Abak seine Nervosität, die ihn nach dem Gespräch mit Shyrali überfallen hatte, nicht abzuschütteln.
    »Kapitän Lessard!«, rief er aufs Achterdeck hinauf. »Hat der Ausguck irgendwelche Schiffe gemeldet?«
    Der Kapitän kam zum königlichen Berater auf das Zwischendeck hinunter. »Nein, ehrwürdiger Ratgeber, bisher keine Sichtung.«
    Abak beobachtete eine Weile die Hafeneinfahrt von Lechia, die aufgrund der unverkennbaren Landmarke, nämlich einem großen palmenbestandenen Felsen, auch aus weiter Ferne nicht zu übersehen war. Zwar ließ sich die Stadt selbst wegen ihrer verborgenen Lage in einem Talkessel nicht überblicken, aber die Hafenpassage war gut erkennbar und dort regte sich rein gar nichts.
    »Habt Ihr, während wir uns Lechia näherten, irgendwelche Schiffe gesehen, die den Hafen verließen?«, erkundigte sich Abak beim Kapitän, der noch immer geduldig neben ihm stand.
    »Nein, Herr«, erwiderte Kapitän Lessard pflichtschuldig, »keine Schiffe, weder gerudert noch unter Segel, seit wir den Quasul-Hor verlassen haben. Mit Ausnahme des Schiffes der jungen Dame natürlich, die wir an Bord genommen haben.«
    »Es ist verdächtig ruhig in der Hauptstadt Ho’Nebs«, murmelte Abak gedankenvoll vor sich hin. Eigentlich war vereinbart worden, dass sich der Inselherr Turael persönlich bei Abak zu melden hatte, sobald die königliche Flotte in den Gewässern vor Lechia ankam, und bei dieser Gelegenheit sollte auch der Oberbefehl über die einzelnen Flottenteile an Abak übertragen werden. Aber von den zugesicherten Schiffen Ho’Nebs fehlte jede Spur, ebenso wie vom Inselherrn oder einer etwaigen Abordnung zu ihrer Begrüßung, wie es bei solch einem Anlass eigentlich angemessen gewesen wäre.
    »Ist es möglich, dass siebzig Schiffe auf einmal im Hafen von Lechia liegen?«, wandte sich Abak von Neuem an seinen Schiffsführer.
    Der Seemann schüttelte entschieden den Kopf. »Auf keinen Fall, Herr. Zwanzig, dreißig vielleicht, aber siebzig niemals. So groß ist Lechias Hafen nicht.«
    »Gibt es Schwierigkeiten?«, fragte plötzlich eine Stimme hinter ihnen. Shyrali hatte sich unbemerkt genähert.
    Abak wiegte sein ergrautes Haupt. »Das kann ich noch nicht sagen. Hast du auf deiner Fahrt hierher irgendwelche Schiffe gesehen, Shyrali? Irgendwelche Spuren der Flotte Ho’Nebs?«
    »Nein, das hätte ich Euch natürlich gesagt«, antwortete sie erstaunt.
    In diesem Augenblick ertönte ein Ruf aus dem Mastkorb eines der anderen Schiffe, die unweit der Tamir ankerten. Gleich darauf wurde die Meldung

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