Das Vermächtnis der Schwerter
bleiben?«, forderte Eringar bissig. »Dieser ganze Pomp, mit dem du dich jetzt umgibst, beeindruckt mich wenig, wir haben davon zu Hause selbst genug.«
Die erstaunten Blicke aller richteten sich mit einem Mal auf den jungen Etecrari. »Habe ich nie erwähnt, dass meine Familie zu den reichsten unseres Heimatlandes gehört?« Eringar winkte ungeduldig ab. »Aber darüber will ich jetzt nicht sprechen. Ich finde es nach wie vor ungerecht, Arden, dass du uns Undankbarkeit vorwirfst. Warum sollten wir den Citpriestern Dank schulden? Sie haben vielleicht ein paar Fäden gezogen und ihre Beziehungen spielen lassen, aber wir waren es doch, die unser Leben bei Königswacht riskiert haben. Uns sollte man dankbar sein!«
Arden knöpfte bedächtig sein Hemd zu. »Ohne den Schlachtplan, den mir Malun zu entwickeln half, hätten wir niemals gesiegt. Ihr verdankt euer Leben letztlich ihm und Ecorims Schwert in meiner Hand.«
»So stellst du das jetzt also dar!« Eringar kniff angriffslustig die Augen zusammen. »Man könnte es auch andersherum sagen, nämlich dass unser Leben überhaupt erst durch den genialen Plan, den du mit Malun ausgeheckt hast, in Gefahr geraten ist. Vielleicht wollte uns Malun auch einfach loswerden, damit er den neuen König endlich ungestört für seine Zwecke einspannen kann.«
»Ich glaube, es reicht jetzt, Eringar«, fuhr Meatril dazwischen, »das führt doch zu nichts. Wir sollten uns nicht über Dinge streiten, die in der Vergangenheit liegen und nicht mehr geändert werden können. Die Gegenwart ist das, was zählt, darum müssen wir uns kümmern.«
»Wir müssen uns darum kümmern?«, wiederholte Arden und zog dabei die Augenbrauen spöttisch nach oben. »Seid ihr jetzt alle mit mir auf den Thron geklettert? Korrigiert mich, wenn ich mich irre, aber so wie ich das sehe, ist es erst einmal allein Sache des Königs, wie er sich mit der Citkirche stellt und mit wem er verkehrt. Ich mag zwar ein wenig viel getrunken haben am gestrigen Abend, aber ich meine mich doch zu erinnern, dass nur mir die Krone des Südens aufgesetzt wurde und keinem von euch.«
Diese harsche Erwiderung ließ Meatril erst einmal in erschütterter Sprachlosigkeit versinken. Das folgende Schweigen nutzte Arden, um sich fertig anzukleiden. »Wisst ihr«, fuhr er schließlich fort, während er seine langen blonden Haare nach hinten band, »ich finde, ihr seid nicht nur undankbar gegenüber Malun und dem Citarim, sondern auch mir gegenüber. Ich meine, was bei Königswacht geschehen ist, war eben notwendig, und schließlich bin ich rechtzeitig zurückgekehrt, um euch aus eurer Zwangslage zu befreien. Techel ist besiegt, ihr seid alle noch am Leben, ich habe euch nach Tilet gebracht, ihr durftet unmittelbar hinter mir in die Stadt reiten und den triumphalen Empfang genießen. Ihr wohnt jetzt im Palast von Tilet, genießt fürstliche Privilegien und ich verlange noch nicht einmal, dass ihr mich angemessen mit Majestät ansprecht. Trotzdem höre ich von euch nur Gejammer und Beschwerden, so als wäre das alles überhaupt nichts wert.« Arden seufzte wie jemand, der eine schwere Last zu tragen hat. »Malun behauptete einmal, ihr könntet nicht verstehen, dass ich keiner mehr von euch bin, sondern ein Auserwählter der Götter. Er sagte, ihr würdet mich beneiden, weil ich zu Höherem bestimmt bin. Damals wollte ich ihm nicht glauben, aber im Moment neige ich dazu, ihm recht zu geben.«
»Du glaubst das wirklich, oder?«, brummte Deran. Er war der Erste, der seine Fassungslosigkeit über das eben Gehörte zu überwinden vermochte. »Nicht für alles Gold der Welt würde ich jetzt mit dir tauschen wollen. Das ist die Wahrheit.«
Arden warf ihm einen zweifelnden Blick zu. »Wie auch immer, ihr müsst das begreifen. Der alte Arden existiert nicht mehr. Ich habe meinen Weg zur Unsterblichkeit angetreten.«
Targ konnte sich plötzlich das Lachen nicht mehr verkneifen. »Hast du dir in letzter Zeit mal selber zugehört?«, fragte er provozierend. »Du redest wirres Zeug, als hätte dir ein Pferd vor den Kopf getreten.«
»Und deine Worte hören sich sehr nach Majestätsbeleidigung an«, konterte Arden mit ungewohnter Schärfe.
»Ach, jetzt komm schon, Arden«, versuchte es Targ noch einmal, »früher hast du mir meine Scherze nie übel genommen. Meistens wolltest du sogar noch eins draufsetzen. Muss denn ein Auserwählter der Götter jeden Sinn für Humor verlieren?«
Ein zaghaftes Grinsen schlich sich auf Ardens Gesicht.
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