Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Das Vermächtnis der Schwerter

Titel: Das Vermächtnis der Schwerter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Rothballer
Vom Netzwerk:
mehrmals zu erheben und ein gutes Dutzend Mal die Dankesformel zu wiederholen hatten. Dann nahm der oberste Glaubensführer endlich die Krone von dem Kissen, das die ganze Zeit über auf Maluns ausgestreckten Unterarmen geruht hatte, und hob den prunkvollen Reif hoch über den Kopf.
    »Die Krone des Südens!«, verkündete der Citarim. »Zeichen der Macht und Stärke Citheons. Niemals hat sie das Haupt des unrechtmäßigen Herrschers Jorig Techel berührt, denn er war ihrer nicht würdig. Sie wurde bewahrt, um dereinst wieder die Stirn des wahren Königs von Citheon zu schmücken, einem Abkömmling aus dem Geschlecht des unvergessenen Noran Karwander. Ein solch wahrhaftiger Erbe steht nun vor dem Altar des höchsten der Vier, um dieses Zeichen seiner Erwählung durch die Götter zu empfangen. Arden Erenor, Sohn des Ecorim, tretet vor!«
    Arden machte wie geheißen einen Schritt nach vorne, sodass er direkt unter der vom Citarim in die Höhe gehaltenen Krone zum Stehen kam.
    »Wollt Ihr hier im Hause des Herrn unter seinem strahlenden Antlitz und vor seinem höchsten sterblichen Diener mit den anwesenden Gläubigen als Zeugen folgenden Schwur leisten: Ich werde stets zum Wohle und im Dienste des Herrn Cit wie auch der anderen Götter, der geheiligten viergöttlichen Kirche, des Landes Citheon und seiner Bewohner handeln.«
    »Das schwöre ich!«, erwiderte Arden inbrünstig. Der junge Mann wirkte in seiner edlen Aufmachung mit der glänzenden Klinge an seiner Seite und seinen strohblonden Haaren, die über seine Schultern herabfielen, wahrhaft königlich. Die Krone würde ihn endgültig über die gewöhnlichen Sterblichen erheben, so viel schien jedem, der ihn bei seinem Königseid erblickte, sicher.
    Doch der Citarim war noch nicht fertig. »Werdet Ihr die Feinde der Götter, wo immer sie Euch auch begegnen mögen, bekämpfen, die Diener der Götter jedoch ehren, solange Ihr König dieses von Cit gesegneten Landes seid? Schwört Ihr ab dem Drachen, seinen Verbündeten und Helfershelfern? Werdet Ihr alles in Eurer Macht Befindliche tun, um dieses Böse und alles, was damit verbunden ist, ein für alle Mal und mit aller Konsequenz zu tilgen?«
    Diesmal wirkte Arden etwas überrascht und zögerte einen Augenblick, ein solch befremdliches Versprechen abzugeben. Sofort gewann der starre Blick des höchsten Citdieners, der permanent auf das Gesicht des zukünftigen Herrschers gerichtet war, an Schärfe. Im gleichen Augenblick sprangen Targ und Meatril auf, weil sie beide das unwillkürliche Bedürfnis verspürten, Arden vor diesem verhängnisvollen Schwur zu bewahren.
    »Ich schwöre!«, versicherte Arden hastig, nach einem kurzen Seitenblick auf die Ecorimkämpfer. Es schien fast, als wolle er unbedingt verhindern, dass seine beiden Gefährten die Krönungszeremonie störten.
    Der Citarim warf Arden einen durchdringenden Blick zu, dann hob er von Neuem an zu sprechen: »So empfangt nun die Krone des Südens.« Er setzte Arden den goldenen Stirnreif aufs Haupt. »Hoch lebe König Arden Erenor!«
    Wie auf Kommando brachen nun die Hochrufe aus den versammelten Tiletern hervor, jede Zurückhaltung schien vergessen. Hoch erhobenen Hauptes drehte sich Arden langsam um seine eigene Achse, damit alle Anwesenden ihren neuen König von jeder Seite bestaunen konnten. Er streifte seine vier Seewaither Freunde nur mit einem flüchtigen Blick, in dem aber etwas Strafendes, sogar Verächtliches lag.
    Im Gegensatz zu allen anderen im Tempel sahen sich die vier Ecorimkämpfer nicht zu irgendwelchen Freudensbekundungen imstande, sondern wechselten stattdessen nur betretene Blicke. Meatril musste sich eingestehen, dass Targ mit seinen Befürchtungen mehr als recht behalten hatte. Doch nicht allein durch die Form der Krönungszeremonie machte sich Arden abhängig von der Duldung des Citarim. Mit dem eben geleisteten Schwur, dessen genauer Wortlaut Arden ganz offensichtlich vorher nicht bekannt gewesen war, erklärte sich der frisch gekrönte König im Grunde zu einem Vasallen der Kirche, denn wer anders als der Citarim würde zukünftig darüber entscheiden, ob jemand als Feind der Götter angesehen und daher bekämpft werden musste oder nicht. Hinzu kam noch diese eigenartige Benennung der Drachen als Hauptgegner von Reich und Glauben, obwohl man diese Kreaturen doch allenfalls noch aus Legenden kannte. Was auch immer der Citarim damit bezweckte, Arden hatte sich und damit auch ganz Citheon durch seinen Eid auf Gedeih und Verderb an die

Weitere Kostenlose Bücher