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Das Vermächtnis der Schwerter

Titel: Das Vermächtnis der Schwerter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Rothballer
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des geräumigen Ankleidezimmers. Er starrte bewegungslos in einen großen Standspiegel unmittelbar vor sich. Im Augenblick fand er sich nicht besonders königlich, vielmehr mutete sein Spiegelbild eher ein wenig armselig an. Sah so ein Auserwählter der Götter aus? Und was sollte dieser gänzlich ungewohnte Zweifel, der sich in seinem Herzen breitzumachen begann?
    Plötzlich erfasste ihn hitzige Wut. Er packte den Spiegel und warf ihn zu Boden, sodass er zerbrach. »Jetzt habt Ihr, was Ihr wolltet, Malun!«, rief Arden außer sich.
    Genau in diesem Augenblick tauchte Malun unvermittelt hinter dem erzürnten Erenor auf. Arden fuhr herum. Auch wenn es zunächst so gewirkt hatte, war Malun natürlich nicht einfach aus dem Boden gewachsen, sondern hatte die Ankleide durch eine versteckte Tür in der Rückwand betreten, hinter der er offensichtlich belauscht hatte, was in den königlichen Gemächern vor sich ging.
    »Es gibt keinen Grund für Reue«, versicherte der Erhabene in der gewohnten Atemlosigkeit, die durch sein immenses Körpergewicht verursacht wurde.
    »Habt Ihr alles mit angehört?«, schnaubte Arden unwillig.
    »Ihr erteiltet mir persönlich die Erlaubnis dazu«, erinnerte ihn der Priester.
    »Jaja, ich weiß«, gab Arden ärgerlich zurück, »ich hatte allerdings nicht vermutet, dass das Treffen so … unerfreulich wird. Jetzt ist der Bruch also vollzogen. Das ist doch, was Ihr wolltet, oder?«
    »Dieser Schritt mag zwar für Euch hart gewesen sein«, erklärte Malun versöhnlich, »aber er war dennoch zweifelsohne notwendig, um Euch von diesem schädlichen Einfluss zu befreien. Eure angeblichen Freunde haben nichts unversucht gelassen, um einen Keil zwischen Euch und die Kirche zu treiben. Sie haben die Götter geschmäht, sie haben seiner Heiligkeit dem Citarim und den Dienern des Cit Unglaubliches unterstellt, sie haben Euch und Euer hohes Amt herabgewürdigt. Mit Lug und Trug wollten sie Euch von Eurem göttlichen Pfad abbringen, aber Ihr habt Euch nicht blenden lassen. Stattdessen war es ein Beweis Eurer Stärke, diesen schmerzlichen Schnitt zu vollziehen, der Euch für immer von diesem menschlichen Ballast trennt. Ihr könnt stolz auf Euch sein.«
    Arden schüttelte immer noch aufgebracht den Kopf. »Und was soll ich jetzt Eurer Meinung nach tun? Targ will in den Hafen, um Megas zu stellen, und die anderen werden ihn mit Sicherheit begleiten. Dieses Zusammentreffen wird auf jeden Fall tödlich enden, die Frage ist nur, für wen. Megas’ Tod wäre, wie Ihr selbst gesagt habt, schädlich für mein Reich und der Tod meiner … der Ecorimkämpfer würde mir …«, er geriet ins Stocken, »… das ist etwas, das ich nicht verantworten will.« Unbewusst begann er, an seinen Fingernägeln zu kauen.
    Malun kräuselte nachdenklich die Stirn. »Ich kann mir nicht vorstellen, dass diese Ecorimkämpfer irgendeine Gelegenheit bekommen werden, an den Inselherrn Megas heranzukommen – nicht bei den vielen Soldaten, die ihn bewachen. Wenn sie trotzdem versuchen, ihn anzugreifen, dann wird das mit großer Gewissheit ihr Tod sein.«
    »Dann lasst Euch gefälligst etwas einfallen, damit es nicht so weit kommt!«, herrschte Arden ihn an. »Schließlich geschieht das alles nur, weil ich Euren Rat befolgt habe.«
    »Wie wäre es«, schlug der Citpriester dienstbeflissen vor, »wenn ich einen kleinen Trupp von, sagen wir, zwanzig Bewaffneten abstelle, die die Ecorimkämpfer sicher auf ein Schiff eskortieren, das in Richtung Fendland ausläuft? Damit sollten mögliche blutige Zwischenfälle unterbunden werden.«
    Arden sah auf. »Das ist gut«, rief er erleichtert. »Schafft sie so weit weg von Megas wie irgend möglich.«

 
LUG UND TRUG
     
    D er Inselherr von Ho’Neb, Megas Arud’Adakin, lag bäuchlings auf einer Liege in seiner luxuriös ausgestatteten Kajüte und entspannte gerade bei einer wohltuenden Rückenmassage. Die sanft schaukelnden Bewegungen seines Schiffes, das immer noch im Hafen von Tilet vor Anker lag, wiegten ihn beinahe in den Schlaf. Die geschickten Finger der ebenso jungen wie hübschen Dame, der er diesen Genuss verdankte, fanden jeden Muskelknoten und jede Verkrampfung, die sich während der Anstrengungen der letzten Tage gebildet hatten. Sie gehörte dem Orden der Bajulatinnen an, eine Schwesternschaft, die sich im Dienste der Göttin Bajula gänzlich dem körperlichen Wohlbefinden anderer verschrieben hatte. Ihr Können umfasste Wund- und Krankenpflege ebenso wie mannigfaltige Entspannungs-

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