Das Vermächtnis der Schwerter
ungestraft davonkommen soll, nur weil du dich und deine Interessen für wichtiger hältst als alles andere. Aber ich sage dir jetzt etwas, Arden, und ich würde dir raten, mir gut zuzuhören.« Targ näherte sich langsam dem erstaunten Erenor. »Du hast mir einst versprochen, dass du nichts unversucht lassen würdest, bis das Unrecht, welches uns allen widerfuhr, gesühnt ist, und ich habe dir daraufhin die Treue geschworen. Wenn du deinen Schwur brechen darfst, dann sehe ich mich auch nicht mehr länger an meinen gebunden. Ich werde jetzt mit Deran und wer auch immer mir sonst noch folgen will, aus dieser Tür gehen, ich werde im Hafen von Tilet Megas’ Schiff finden, es betreten und diesen Bastard erschlagen. Was du machst, ist mir egal. Ab heute gibt es kein Band mehr zwischen uns, geh du den Weg, den dir die Götter weisen oder wen auch immer du dafür hältst.« Damit drehte Targ sich um und verließ gefolgt von seinem Bruder die Königsgemächer.
Eringar war sich offenbar unschlüssig, was er tun sollte. Er sah zunächst Meatril an, dann wandte er sich an Arden. »Es hätte nicht so weit kommen müssen«, sagte er vorwurfsvoll. »Aber nun ist es eine Frage der Ehre und diese gebietet mir, mich Targ anzuschließen. Es tut mir leid.« Nach einem weiteren fragenden Seitenblick auf Meatril ging auch Eringar hinaus.
»Und du, Meatril?«, fragte Arden mit einem spöttischen Grinsen, das aber seine Bitterkeit nicht ganz zu überdecken vermochte. »Willst du ihnen nicht auch nachlaufen und dich gegen deinen König stellen? Ich bin mir allerdings nicht sicher, ob ihr euch der Folgen wirklich bewusst seid.«
»Natürlich«, erwiderte Meatril leise, »die Folge unseres Zwistes wird sein, dass dich die Citpriester endlich ganz in ihre Klauen bekommen.« Er seufzte tief. »Deshalb werde ich weiter an deiner Seite bleiben, wenn du es zulässt, denn ob du es glaubst oder nicht, du brauchst meine Hilfe. Dir hat die Königswürde die Sinne vernebelt wie ein Abend mit zu viel Wein. Aber ich glaube, dass es immer noch den Arden gibt, der weiß, was Worte wie Ehre, Treue und Freundschaft zu bedeuten haben. Ich werde warten, bis dieser Arden wieder unter all dem Gold und Glitter zum Vorschein kommt, der gerade über ihm ausgekippt wird, auch wenn es lange dauern sollte.«
»Oh heiliger Meatril«, rief Arden voller Hohn, »man sollte dir ein Denkmal errichten gleich vor dem Cittempel, denn deine Opferbereitschaft ist wirklich unerreicht! Du tust so, als ob ohne dich die Welt zusammenbricht. Aber ich weiß, warum du das alles tatsächlich machst. Du willst dich ein bisschen in meinem Ruhm sonnen, ein kleines Stück abhaben von dem riesigen Kuchen, den ich so unverschämt für mich alleine beanspruche. Denn dein Leben ist ohne mich bedeutungslos, du bist nur einer unter vielen, ein Niemand, du hast keine Aufgabe in dieser Welt, bist zu nichts Großem geboren. Selbst deine Geliebte hat das erkannt. Alles was du hast, ist deine Bekanntschaft mit dem Sohn Ecorims, dessen Aufstieg zum König von Citheon du begleiten durftest. Sonst gibt es nichts.«
Meatrils Züge wirkten plötzlich wie versteinert. »Was meinst du damit, dass sogar meine Geliebte das erkannt hat?«, fragte er mit zusammengebissenen Zähnen.
»Na, würde sie sich sonst zu anderen Männern hingezogen fühlen?«, spie ihm Arden zornig entgegen.
»Zu wem?« Meatril sprach ganz leise, aber seine Stimme bebte und er ballte dabei unwillkürlich die Fäuste.
Das erste Mal während ihrer ganzen Auseinandersetzung ließ Arden Zeichen der Unsicherheit erkennen, so als spüre er, dass er zu weit gegangen war. »Ach, nicht so wichtig«, murmelte er beinahe kleinlaut.
Doch Meatril baute sich bedrohlich vor ihm auf. »Wer?«
Es war eigenartig, denn obwohl Meatril weder größer noch kräftiger als sein Gegenüber wirkte und wenngleich Arden auch ganze Heerscharen mit seinem Willen zu beherrschen vermochte, vor der wütenden Entschlossenheit seines einstmaligen Freundes und Vertrauten wich der frisch gekrönte König von Citheon zurück.
»Warst du es, Arden?« Meatrils Stimme klang so rau und kalt wie ein Wintersturm. »Hast du … mit Daia …?« Er brachte die Frage nicht über die Lippen.
Arden schwieg. Aber der schuldbewusste Ausdruck in seinem Gesicht ließ keinen Raum für Zweifel. Meatril starrte den König an, als habe er einen Fremden vor sich. Dann kehrte er ihm wortlos den Rücken und überließ den Sohn Ecorims seinem Schicksal.
Allein stand Arden inmitten
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