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Das Vermächtnis der Schwerter

Titel: Das Vermächtnis der Schwerter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Rothballer
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Tabuks Vertrauensleuten wieder auf die Insel zurückgekehrt war, hatten er und die drei anderen Ecorimkämpfer sich mit nichts anderem beschäftigt als der Ausbildung der Andobrasier. Dennoch zeigten sich nur äußerst spärliche Erfolge, und wenn, dann eher bei den jüngeren Inselbewohnern. Die älteren erwiesen sich dagegen erstaunlich resistent gegen alle Belehrungsversuche, vor allem wohl auch, weil sie von der Notwendigkeit, zu kämpfen, nicht restlos überzeugt waren. Schließlich sahen sich immer noch viele als dem Reich von Citheon zugehörig und daran änderte auch die Tatsache nichts, dass dort nun ein anderer Regent den Thron bestiegen hatte. Sie betrachteten Megas nicht als Feind, sondern als den Gesandten des neuen Königs, der die Insel wieder dem Reich angliedern würde. Warum sollte man sich also gegen diese legitime Maßnahme wehren? Meatril war sich jedoch sicher, dass sich ihre Meinung noch ändern würde, wenn erst einmal Megas’ Katapultgeschosse auf die Stadt herniederregneten, und deshalb wollte er auch nicht aufgeben. Einige Lichtblicke gab es ja trotz alledem, wie beispielsweise den Sohn eines Schmieds, der mittlerweile so wuchtige Hiebe austeilte, dass regelmäßig sein hölzernes Übungsschwert zerbrach. Allerdings wusste Meatril mittlerweile auch, dass ein Probekampf nicht mit der harten Wirklichkeit eines Gefechts auf Leben und Tod zu vergleichen war. Wer bei der Schwertübung brillierte, konnte dennoch im Angesicht des schwer gerüsteten Feindes entsetzt die Flucht ergreifen. Heldenmut beruhte nicht auf kämpferischen Fähigkeiten. Wer seinem Gegner überlegen war, brauchte keine Tapferkeit, um zu siegen. Wahrhaft heldenmütig war, wer aus einer eindeutig schlechteren Position heraus trotzdem unverzagt sein Möglichstes versuchte. Ob solche verborgenen Helden aber unter der Stadtbevölkerung zu finden waren, würde sich erst herausstellen, wenn es Megas gelang, Truppen an Land zu bringen, und der Kampf in den Straßen der Stadt entbrannte.
    Mit ein wenig Glück würde es aber nicht so weit kommen, denn ihr Plan sah ja vor, dass die feindliche Flotte durch den Beschuss der zusätzlichen Katapulte, die Joshua Tabuk beschaffen wollte, gar nicht erst bis in den Hafen vordringen konnte. Es gab dabei nur ein Problem: Von den Transportschiffen fehlte bislang jede Spur.
    »Ich glaube, wir beenden die Übungen für heute«, rief Meatril durch die große Markthalle, wo die Ecorimkämpfer etwa hundertfünfzig Andobrasier im Schwertfechten und Bogenschießen unterwiesen. Die Sonne stand schon tief und Meatrils Stimme begann, vom häufigen Wiederholen der immer gleichen Kommandos bereits mehr und mehr zu einem heiseren Krächzen zu werden.
    »Morgen um die gleiche Zeit«, übernahm daher Targ die Verabschiedung und an Meatril gewandt fügte er leiser hinzu: »Vielleicht solltest du deine Anweisungen auf ein Schild schreiben, das du dann immer vorzeigst, wenn sie etwas falsch machen. Damit schonst du deine Stimme und brauchst nicht immer das Gleiche zu erzählen.«
    Meatril musste grinsen, schüttelte aber dennoch tadelnd den Kopf.
    »Ich glaube, dass die wenigsten hier lesen können«, bemerkte Eringar, der zusammen mit Deran hinzugetreten war. »Trotzdem würde das Aufschreiben kaum nutzloser sein, als wenn wir es ihnen den ganzen Tag zu erklären versuchen. Was ist nur mit diesen Leuten los?« Der junge Etecrari furchte missbilligend die Stirn. »Haben die keinen Stolz im Leib?«
    »Sie fangen die Fische, die deinen Hunger stillen«, antwortete Deran, während er ernst auf seinen kleineren Gefährten herabblickte. »Das Kämpfen war noch nie ihre Aufgabe. Wie groß wäre deine Begeisterung, wenn du plötzlich aufs Meer hinausfahren müsstest, um Fische zu fangen?«
    »Ich wäre sicher nicht begeistert«, räumte Eringar ein, »aber wir versuchen ihnen doch nur zu helfen, sich ihrer Haut zu erwehren, damit sie am Leben bleiben. Und ist es nicht auch eine Frage der Ehre, für sich selbst, die Familie, seinen Besitz und sein Land zu kämpfen? Wie kann man sich einfach seinem Schicksal ergeben, ohne wenigstens den Versuch zu unternehmen, sich aus eigener Kraft zu verteidigen?«
    »Du kannst keinem Stein vorwerfen, ein Stein zu sein«, erwiderte Deran mit einer Miene, als wäre damit alles Notwendige gesagt. Eringar blickte nur verständnislos in die Runde.
    »Ich glaube, was Deran sagen will«, erklärte Meatril mit kratziger Stimme, »ist, dass die Menschen eben unterschiedlich sind. Manche werden

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