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Das Vermächtnis der Schwerter

Titel: Das Vermächtnis der Schwerter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Rothballer
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direkt in die Augen. Augenblicklich vernebelte sich seine Sicht. In seinen Augenhöhlen begann es zu brennen, als hätte das krötenartige Wesen glühende Nadelspitzen von sich geschleudert. Targ taumelte rückwärts. Er versuchte verzweifelt, die Flüssigkeit aus seinen Augen zu wischen, aber je mehr er rieb, desto schlimmer wurde es. Schließlich stolperte er über irgendetwas am Boden und fiel nach hinten um. In größter Pein begann er, sich am Boden zu winden. Die Schmerzen zerrten an seinem Bewusstsein, bis es Targ kaum noch aushielt. Erst dann dämmerte er langsam in eine tiefe Ohnmacht hinüber, welche ihn gnädig von seiner Qual erlöste.

    Die Kämpfe in der Stadt zogen sich noch bis tief in die Nacht hin. Immer wieder gelang es den Schwarzlanzern, sich in einer Gasse oder einem Gebäude festzusetzen und dort heftigen Widerstand zu leisten. Kommandant Garlan wusste zwar erfolgreich zu verhindern, dass sich die versprengten Gruppen feindlicher Einheiten wieder vereinigen konnten, aber dennoch entwickelte sich die Schlacht mehr und mehr zu einem zähen Ringen, das keiner wirklich für sich entscheiden konnte. Eine Wendung zugunsten der Verteidiger stellte sich erst ein, als Meatril wieder in das Geschehen eingriff. Er kämpfte so verbissen, als suche er den Tod. Alle Andobrasier ließen sich von seinem Wagemut anstecken und so konnte eine Lanzergruppe nach der anderen überwältigt werden, wenn auch stets unter großen Verlusten. Kein einziger der schwarzen Söldner ergab sich seinem Gegner, auch dafür war diese Truppe berüchtigt.
    Am Ende lag ein gutes Drittel der Stadt Andobras in Schutt und Asche. Mehr als die Hälfte der Verteidiger war gefallen, die meisten Überlebenden hatten mehr oder weniger schlimme Wunden davongetragen, Eringar und Deran waren tot, Targ blieb verschwunden. Und dennoch – kein einziger Städter hatte während der Kämpfe mit den Schwarzlanzern die Flucht ergriffen. Sie hatten gemeinsam mit den Minenflüchtlingen gut zweihundert Mann der gefürchtetsten Eliteeinheit des Inselreichs besiegt, und dazu noch die größte Flotte der Ostlande zurückgeschlagen. Der Preis dafür war hoch und es würde sich erst noch zeigen, ob er nicht vielleicht sogar zu hoch gewesen war. Trotzdem hatten sie alle Unglaubliches vollbracht, wenngleich auch der Stolz auf das Erreichte den müden, abgekämpften Gesichtern nicht anzusehen war. Xeliten, Waldbewohner, Städter, Minenflüchtlinge – alle hatten sie ihre freie Insel verteidigt, auch wenn jeder von ihnen eine andere Vorstellung davon hatte, wie diese Freiheit aussehen sollte. Von nun an waren sie alle Andobrasier.

 
RACHEDURST
     
    A ls Targ seine Augen aufschlug, glaubte er, in tiefster Nacht erwacht zu sein. Allerdings, wenn das zutraf, dann musste es sich um die finsterste Nacht handeln, die er jemals erlebt hatte. Um ihn herum war es pechschwarz, es gab keinen Mond, kein Sternenlicht, keine glitzernden Wasserflächen, noch nicht einmal das blasse Leuchten von Glühwürmchen. Die Dunkelheit war so absolut, als hätte man ihn in eine Truhe geworfen, den Deckel zugeschlagen und alle Ritzen mit Wachs versiegelt. Diesem Eindruck widersprach jedoch das beinahe ohrenbetäubende Getöse, das er um sich herum wahrnehmen konnte. Erst nachdem er seine Sinne wieder ein wenig hatte ordnen können, erkannte er, dass es sich bei diesen Geräuschen in erster Linie um Froschquaken handelte, das jetzt um ein Vielfaches lauter erklang als noch zu dem Zeitpunkt, als Targ den Sumpf betreten hatte. Demnach war wohl tatsächlich die Nacht über den Sumpf hereingebrochen, aber das erklärte dennoch nicht, warum er rein gar nichts sehen konnte.
    Eine wilde Panik brodelte mit einem Mal in ihm auf. Hatte ihm das Gift der Kröte etwa sein Augenlicht genommen? Schwankend kam er auf die Füße. Um wenigstens irgendeinen Orientierungspunkt zu haben, versuchte er, mit ausgestreckten Armen den Felsvorsprung zu ertasten, wo er die folgenreiche Begegnung mit der angriffslustigen Kröte gehabt hatte. Doch nicht einmal das wollte ihm gelingen. Torkelnd und stolpernd wie ein Betrunkener lief er umher und mit jedem Schritt wuchs seine Angst. Wie sollte er sich an diesem Ort völlig blind zurechtfinden, wenn dies schon als Sehender ein schwieriges Unterfangen darstellte?
    »Wenn du weiter so kopflos hier herumirrst«, vernahm Targ plötzlich eine Stimme in nächster Nähe, »dann wirst du irgendwann mit mir zusammenstoßen.«
    Targ stand augenblicklich still. Er hätte diese

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