Das Vermächtnis der Schwerter
musste er ein bestimmtes Ziel haben.
Targ suchte den Waldrand sorgfältig nach Spuren ab. Es stellte eine wahre Tortur dar, seinen Vergeltungsdrang so lange zu zügeln, bis er endlich einen Hinweis auf den Verbleib seines Todfeindes gefunden hatte. Doch schließlich entdeckte er am westlichen Straßenrand einige abgeknickte Farnblätter und weiter im Waldesinneren auch ein paar frische Fußspuren. Dabei musste es sich um Megas’ Fährte handeln – zumindest hoffte Targ das.
Er fackelte nicht lange und folgte den Abdrücken ins Unterholz. Die Schlingpflanzen, Dornenbüsche und Wurzelarme erschwerten Targ das Vorwärtskommen. Trotzdem war er dankbar für das schwer zu durchdringende Geflecht am Waldboden, denn Megas hatte sich seinen Weg hier regelrecht freischlagen müssen, wodurch es ein Leichtes war, seiner Fährte zu folgen. Nach einer Weile stieß Targ auf einen Wildpfad, dem Megas offenbar weiter in westlicher Richtung nachgegangen war. Diese schmale Schneise durch das Unterholz erlaubte eine sehr viel schnellere Fortbewegung, allerdings musste der Ecorimkämpfer des Öfteren kleine Pausen einlegen, um sich zu vergewissern, dass sich zwischen den zahlreichen Tierspuren am Boden auch noch die Abdrücke des Verfolgten befanden. Auf diese mühsame Weise hastete Targ im Schatten des unerreichbar hohen Blätterdachs vorwärts. Die feuchtwarme Luft unter dem grünen Mantel der Bäume stand vollkommen still, sodass sich bald dicke Schweißperlen auf Targs Stirn bildeten. Da er unter diesen Umständen unmöglich so weiterrennen konnte, verfiel er schließlich in einen langsameren Laufschritt. Diese Verzögerung ärgerte ihn zwar, war aber unerlässlich, um in der Schwüle des Waldes einigermaßen atmen zu können. Außerdem würde sich Megas inzwischen sicherlich auch nicht mehr so rasch fortbewegen, dachte Targ, somit war die Gefahr gering, dass er den Anschluss an den Flüchtigen verlor.
Nach mindestens zwei Stunden auf dem schmalen Pfad begann der Boden, merklich nach Westen hin abzufallen, und die Bäume lichteten sich so weit, dass sogar einige Sonnenstrahlen ihren Weg bis zum Boden fanden. Gleichzeitig stellte Targ fest, dass bei jedem Schritt, den er in diesem Gelände tat, ein schmatzendes Geräusch zu vernehmen war, so als sauge sich der Boden an den Sohlen seiner Schuhe fest und lasse diese danach nur widerwillig wieder los. Als die letzten Baumstämme schließlich einigen niedrigeren Sträuchern und Büschen gewichen waren, konnte Targ erkennen, was er aufgrund der Geräusche bereits befürchtet hatte. Vor ihm erstreckte sich eine Sumpflandschaft, die sich nach Westen und Norden schier endlos auszudehnen schien, während sie im Süden von einer zackigen Wand aus Felsen zum Meer hin abgegrenzt wurde. Die weite, ebene Fläche war überzogen von unzählbar vielen kleinen Seen und Tümpeln, in denen sich die Sonne brach wie in einem Mosaik aus Spiegelscherben. Die Luft wurde erfüllt vom geschäftigen Summen der Insekten, und unablässiges Quaken verriet, dass es auch Frösche gab, die vermutlich den langbeinigen Wasservögeln als Nahrung dienten, die wie auf Stelzen die niedrigen Wasserstellen mit ihren Schnäbeln nach Fressbarem durchkämmten. All diese Tiere schien der modrig faule Geruch, der Targ über das Moor entgegenwehte, nicht im Geringsten zu stören. Wenn es im Wald schon schwül gewesen war, dann wirkte die Luft hier regelrecht überfrachtet mit Wasserdampf und die Sonne heizte alles so weit auf, dass der Ecorimkämpfer sich fühlte wie am Rande eines brodelnden Kochtopfes.
Dennoch hatte Megas’ Fährte genau hierher geführt. Targ stieg auf einen alten Baumstumpf. Sein Blick wanderte angestrengt über die endlose Moorfläche, auf der kaum ein Gewächs die Sicht versperrte. Von seiner leicht erhöhten Position stand die Wahrscheinlichkeit gar nicht schlecht, den verhassten Mörder und Verräter irgendwo zu erspähen.
Und tatsächlich, Targ konnte ein schwaches Aufblitzen wahrnehmen, weniger als eine Meile entfernt am südlichen Rand des Sumpfes nahe bei den Felsen. Die Reflektion der Sonne auf einem metallischen Rüstungsteil hatte Megas verraten. Targ lief augenblicklich los. Jetzt musste er sich nicht mehr damit aufhalten, nach Spuren zu suchen. Er hatte sein Ziel direkt vor Augen. Es galt, nur noch diese lächerliche Distanz zwischen ihm und seinem Todfeind zu überwinden, dann würde er endlich seine Vergeltung bekommen.
Im letzten Moment bremste Targ seinen Lauf ab. Um ein Haar wäre er
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