Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Das Vermächtnis der Wanderhure

Titel: Das Vermächtnis der Wanderhure Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iny Lorentz
Vom Netzwerk:
jung oder alt ist. Hauptsache, dukannst dein bestes Stück in einem warmen Frauenspalt versenken. Im nächsten Ort wohnt eine saubere Hure, die einem so patenten Burschen wie dir sicher gerne zeigen wird, wie er seinen Schwengel rühren muss. Was meinst du, sollen wir dich zu ihr bringen?«
    »Nein, danke!« Michi schüttelte unter dem Lachen der Schifferknechte den Kopf. Er wäre ja gerne mit den Männern gegangen, doch der Ort lag schon zu nahe bei Rheinsobern, und er fürchtete, dieser Ausflug würde daheim bekannt werden. Sein Vater würde vielleicht darüber hinwegsehen, doch der Mutter dürfte er danach eine Weile nicht unter die Augen treten. Zu der Angst, seine Familie dummem Gerede auszusetzen, kam noch die Scheu, sich bei der Hure zu blamieren.
    Die Einzige, die nichts von Annis Schlagfertigkeit und den Kommentaren der Schiffer wahrgenommen hatte, war Marie, die sich wieder in ihren Erinnerungen verlor. Sie musste an Falko von Hettenheim denken, und es war ihr, als ginge auch von dem Toten noch eine Bedrohung für sie aus.
     

II.
     
    I n ihrer Zeit als Ehefrau des Burghauptmanns hatte Marie die Ritterburgen der Umgebung besucht und kannte jeden Fußbreit Boden einen Tagesritt weit um Rheinsobern herum. Und doch war ihr jetzt, als reise sie durch ein fremdes, ja sogar fremdartiges Land. Sie legte die Hand auf die leichte Wölbung ihres Leibes und horchte in sich hinein, um das neue Leben zu erfassen, das in ihr heranwuchs. War es wirklich die Schwangerschaft, die sie so seltsam reagieren ließ? Bei Trudi hatte sie nichts dergleichen empfunden, obwohl sie damals mehr Probleme hatte schultern müssen, als ein Mensch alleine tragen kann. Zu jener Zeit war ihr Mann für tot erklärt worden, und der neue Burghauptmann vonRheinsobern hatte sie um ihr Vermögen bringen wollen. Jetzt aber herrschte um sie herum nur eitel Sonnenschein. Vielleicht, dachte sie, lösten ihr Widerwille gegen die Sobernburg und die Erinnerung an all das, was dort passiert war, diese unguten Gefühle aus.
    »Ich hätte klüger sein und mit der Reise warten sollen, bis mein Kind geboren ist. Michi hätte auch allein nach Rheinsobern fahren können«, sagte sie zu niemand Bestimmtem, auch wenn Anni eifrig nickte.
    Aber sie wusste, dass sie nicht anders hatte handeln können. Sie würde diese Reise durchstehen und versuchen müssen, den warmen Spätsommertag, der sich langsam dem Ende zuneigte, mit schöneren Gedanken zu beschließen.
    Plötzlich zupfte jemand sie am Ärmel. Sie blickte auf und sah Michi aufgeregt nach vorne zeigen. »Seht dort, Frau Marie! Ich kann in der Ferne bereits die Rheinsoberner Kirchtürme erkennen. Dort drüben unter dem Bergfried der Sobernburg!«
    Marie stand auf und entdeckte nun ebenfalls die Stadt. Wenn es noch zwei Stunden hell blieb, würden sie den Hafen und mit dem letzten Tageslicht auch Hiltruds Bauernhof erreichen. Sie nickte Michi aufatmend zu und wandte sich dann an den Besitzer der Barke. »He, Schiffer, können die Gäule etwas schneller laufen? Ich will Rheinsobern heute noch erreichen!«
    Der untersetzte Mann in der derben Tracht der Rheinfahrer verzog das Gesicht und spie über die Bordwand ins Wasser. Er hatte im nächsten Ort anhalten und übernachten wollen, doch für ein gutes Trinkgeld würde er bis Rheinsobern weiterfahren.
    »Ich werde schauen, was sich machen lässt, Herrin. Der Treidelknecht wird jedoch ganz schön fluchen, wenn er seinen Gäulen die Peitsche geben muss.« Bevor Marie antworten konnte, winkte er dem Treidelknecht zu.
    »He, Steffen, die Herrin wünscht Rheinsobern heute noch zu erreichen!«
    »Die Dame kann leicht befehlen, aber ich habe danach zwei abgetriebene Gäule, mit denen ich morgen nichts anfangen kann.«
    Es war ein Spiel, das die Schiffer und Treidelknechte immer wieder aufführten, aber das konnte Marie nicht wissen. »Es soll ja nicht umsonst sein! Sag mir, was dir morgen an Verdienst entgeht, und ich werde es dir ersetzen.«
    »Hörst du? Die Herrin gibt ein großzügiges Trinkgeld.« Der Schiffer streifte Marie mit einem abschätzigen Blick, denn schon oft hatten eilige Reisende hohen Lohn versprochen und sich am Ziel geweigert, das versprochene Aufgeld zu zahlen.
    Marie begriff, dass sie die Männer bei Laune halten musste, und warf ihnen Geldstücke zu. Dabei fiel kein einziger Pfennig ins Wasser, obwohl der Treidelknecht ein ganzes Stück vor der Barke auf einem der Pferde ritt. Er fing die für ihn bestimmte Münze auf, biss prüfend in deren Rand

Weitere Kostenlose Bücher