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Das Vermächtnis des Martí Barbany

Das Vermächtnis des Martí Barbany

Titel: Das Vermächtnis des Martí Barbany Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chufo Lloréns
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kennenlernen, wie Ihr den Dreschplatz vor dem Haus kennt.«
    Emma musste unwillkürlich lächeln.
    »Schon als Kind hast du immer an so etwas gedacht.«
    Die Frau fuhr sich mit der Hand über die Stirn wie jemand, der ein schlechtes Vorzeichen verscheuchen will, und sprach dann von etwas anderem.
    »Basilia hat geheiratet und ist schon Mutter. In der letzten Woche haben wir uns auf dem Jahrmarkt von Besalú gesehen.«
    Aus Martís Erinnerungen tauchte ein schwaches Bild auf, wie etwas, was er vor sehr langer Zeit erlebt hatte.
    »Sah Basilia glücklich aus?«
    »So scheint es.«
    »Das freut mich. Solche Erinnerungen aus Kindertagen vergisst man nie. Aber Liebe ist etwas anderes.«
    »Hast du schon Liebe empfunden?«
    »Das ist möglich.«
    »Darf ich wissen, wer die Auserwählte ist?«
    »Noch nicht. Alles zu seiner Zeit.«
    »Aber du brichst doch zu einer langen Reise auf.«
    »Das ist kein Hinderungsgrund, Mutter. Zeit und Entfernung stellen die Liebe auf die Probe. Das ist wie Feuer und Wind. Wenn es ein kleines Feuer ist, löscht der Wind es aus, und wenn es zuverlässig brennt, wird es vom Wind angefacht. Das Gleiche geschieht mit der Liebe.«
    »Ich denke nicht so. Liebe verlangt, dass zwei Menschen zusammen sein wollen, was auch geschieht. Dein Gefühl ist nicht stark genug, wenn du lieber abfahren als bei dem geliebten Menschen bleiben willst.«
    »Mutter, wenn Ihr nicht den bitteren Kummer aus Eurem Herzen verbannt, werdet Ihr nicht glücklich.«
    »Ich bin viele Jahre allein gewesen, und in einer Unglücksstunde habe ich alles für deinen Vater aufgegeben.«
    »Ihm ist es zu verdanken, dass ich Euch jetzt helfen kann.«
    »Ich hätte aber lieber Not gelitten und ihn dafür bei mir gehabt.«
    Martí wollte nicht auf seiner Meinung bestehen. Immer, wenn sein Vater in einem Gespräch erwähnt wurde, stritt er sich schließlich mit seiner Mutter, und das war nicht die richtige Zeit für so etwas.
    Sie verbrachten den Tag gemeinsam. Am nächsten Tag, nach dem Mittagessen, kehrte er nach Barcelona zurück.

    »Erklärt mir, mein Freund, warum Ihr so fröhlich ausseht«, sagte Erzdiakon Llobet zu Martí, der den Priester aufgesucht hatte, um sich von ihm zu verabschieden.
    »Ihr kennt mich zu gut, ich kann Euch nichts verheimlichen. Eudald, ich habe mich in die schönste Frau verliebt, die meine Augen jemals erblickt haben. Und sie erwidert meine Liebe.«
    Der Mann Gottes blickte ihn spöttisch an.
    »Und wer ist die glückliche Dame, die Eure Träume beherrscht?«
    »Laia, die Tochter des Ratgebers Montcusí.«
    »Ach, mein Freund! Ich kenne den Mann genau, und für mich steht fest: Niemals stimmt er zu, dass ihm ein Neuankömmling seinen Liebling wegnimmt. Glaubt mir, tretet Eure Reise an, und Ihr werdet merken, dass Zeit und Entfernung dazu führen, die Dinge aus einem anderen Blickwinkel anzusehen. Lasst alles, wie es ist, und fordert nicht das Glück heraus, das Euch bisher günstig war.«
    »Ihr verlangt etwas Unmögliches von mir. Meine Gefühle sind unerschütterlich, und das gilt auch für meine Absichten«, schloss Martí verärgert und ging.
     
    Nach alledem musste er sich nur noch von Laia verabschieden und ein Schiff suchen, das seinen Wünschen entsprach. Jofre, der alle Mittelmeerfahrer kannte, fand bald das richtige: Es war ein sehr seetüchtiges, wendiges Schiff. Der Kapitän war Grieche, ein alter Seebär, vierschrötig und säbelbeinig. Seine Füße klammerten sich an den Deckplanken wie die Saugnäpfe einer Krake fest, und mehrere Stunden vor dem Ausbruch eines Sturms konnte er diesen schon riechen. Er hatte bereits alle bekannten Meere befahren. Er hieß Basilis Manipoulos und sein Schiff Stella Maris . Am 1. September 1053 wollten sie von Barcelona auslaufen.

42
    Lysistrata
    Ramón Berenguers Feldlager, November 1053
     
    D er befürchtete Bannfluch des Papstes war vor dem Jahresende eingetroffen, und drängender als je zuvor empfand Almodis die Notwendigkeit, der Grafschaft einen Erben zu schenken. Darum machte sie sich nun auf eine Reise, die vielen widersinnig schien.
    Das Lager war auf einer Anhöhe eingerichtet, von der aus man den Fluss Ebro überblickte. Ermengol von Urgell war dem Ruf seines Vetters Ramón Berenguer I. gefolgt, um ihm in seinem Kampf gegen den Kalifen Muhammad II. von Tortosa beizustehen, der sich weigerte, den vereinbarten Tribut zu leisten. Die katalanischen Truppen waren zahlreich, und die besten und vornehmsten Adligen begleiteten sie bei diesem Abenteuer, das

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