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Das Vermächtnis des Martí Barbany

Das Vermächtnis des Martí Barbany

Titel: Das Vermächtnis des Martí Barbany Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chufo Lloréns
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verbreitete, und holte den Rogen aus den Eingeweiden hervor, den sie zusammen mit Pflanzen aus verschiedenen Töpfen zerstampfte: Sellerie, Muskatnuss, Datteln, Gewürznelken, Trüffeln, Knoblauch und Leinöl. Schließlich zerkleinerte sie das Ganze in einem Mörser und machte daraus eine Salbe. Sie drückte diese in einen kleinen Behälter, den sie mit einem Pfropfen aus Wachs und geschmolzenem Lack versiegelte. Aus anderen Stoffen stellte sie nun ein Getränk her, das sie ebenso umfüllte. Als sie fertig war, kehrte sie mit zwei kleinen Töpfen zu Almodis zurück, die diese Verrichtungen unerschrocken beobachtet hatte.
    »Ihr müsst Folgendes tun. Besucht Euren Gemahl dort, wo es für Euch am günstigsten ist. Trotzdem weigert Ihr Euch mehrere Tage und Nächte lang, bei ihm zu liegen, bis Ihr ihn aufs Höchste erregt habt. Ihr bringt ihm gegenüber eine Entschuldigung vor und stellt ihm eine Bedingung, damit er begreift, welchen Preis er an dem Tag erhält, an dem er die Bedingung erfüllt hat. An diesem Tag vereinigt Ihr Euch mit ihm: Beim ersten und zweiten Mal liegt Ihr nicht unter ihm, worauf ich schon hingewiesen habe; nach dem zweiten Beilager bringt Ihr eine Entschuldigung vor und legt eine Pause ein. In dieser Zeit bietet Ihr ihm das Getränk an, das ich Euch gebe. Es besteht aus Süßwein, in dem ich Safran, Basilienkraut, Koriander, Wacholderbeeren und Wurzelsellerie aufgelöst habe, und Ihr versichert ihm, dass dieses Getränk seine Lust steigert. Ihr zieht Euch zurück, und wenn Ihr allein seid, bestreicht Ihr Euer Inneres mit der Salbe aus dem zweiten Topf. Wenn Ihr zu ihm zurückkehrt, riecht Ihr mehr denn je nach Weib, und das wird ihm sein Geruchssinn verraten, wenn er zum dritten Mal in Euch eindringt. Und wenn er wie ein Sturmbock vorgeht, wird auch die Mixtur wirken, mit der Ihr Euch zwischen den Beinen eingerieben habt, und je mehr Schwung er aufbringt, desto tiefer dringt sie ein. Er wird sich langsamer, aber stärker ergießen, und Ihr dürft nicht zulassen, dass auch nur ein Tropfen außerhalb des Gefäßes spritzt, das die Natur der Frau gegeben hat. Habt Ihr verstanden?«

    Almodis legte einen prall mit Geld gefüllten Beutel auf Florindas Tisch, und sie versprach ihr, wenn ihre Zauberformeln, Salben und Tränke wirkten, werde sie noch einmal so viel erhalten. Sie hüllte sich wieder in ihren Mantel und entfernte sich. Delfín folgte ihr und ließ hinter ihr mit der einen Hand die Knochenklapper ertönen, während er in der anderen Hand ein Säckchen mit den Mitteln trug, die die Blinde für Almodis hergestellt hatte.

41
    Trennungen
     
    D er Tag der Abreise nahte, und Martí machte es sich zur letzten Pflicht, sich von seiner Mutter zu verabschieden. Er nahm sein bestes Pferd und belud es mit Quersäcken, die er mit Geschenken füllte, von denen er wusste, dass sie seinen Leuten gefallen würden. Dann ritt er los. Als er von der Anhöhe aus das Gut erblickte, spürte er, dass sein Herz freudig schlug, und er erkannte, dass er die Aufgabe erfüllt hatte, die ihm von seinem Vater im Testament aufgetragen worden war: Was früher beinahe Ödland gewesen war, hatte sich nun in ein üppiges Feld verwandelt, und überall auf dem Gut sah man emsiges Treiben. Mehrere Familien arbeiteten inzwischen für seine Mutter. Der Kauf eines benachbarten, sehr wasserreichen Guts hatte den Zustand der Ländereien zusätzlich verbessert. Kaum hatte ihn Sultán erblickt, da erkannte er ihn auch schon wieder und stürzte ihm entgegen. Mit seinem fröhlichen Gebell verkündete er allen, dass der Reiter, der vom Hügel herunterkam, der junge Herr war. Die Leute liefen auf den Weg, und seine Mutter, die man benachrichtigt hatte, erschien an der Haustür und trocknete sich die Hände an einem Tuch ab. Martí gab dem edlen Tier die Sporen, und nach einem kurzen Galopp befand er sich auf dem Dreschplatz. Er sprang aus dem Sattel und umschlang den schmächtigen Körper seiner Mutter.
    Sogleich begrüßten und beglückwünschten ihn die guten Leute und bekundeten ihre Dankbarkeit. Mateu und Tomasa, die alten Diener, zeigten stolz vor den neuen Pächtern, dass sie das Vertrauen des Herrn genossen, und diese lobten über alle Maßen, wie prächtig sich die Felder entwickelt hatten. Nach einem reichlichen Mahl blieben Emma und Martí allein vor den Resten des üppig gedeckten Tisches sitzen.
    »Also fährst du weit fort, mein Sohn«, sagte die Frau in besorgtem Ton.

    »Wo mich das Schicksal hinführt: Ich will die Welt so

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