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Das Vermächtnis des Martí Barbany

Das Vermächtnis des Martí Barbany

Titel: Das Vermächtnis des Martí Barbany Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chufo Lloréns
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mir.«
    »Verzeiht die Frage: Liegt Ihr beim Beischlaf unten?«
    Delfín unterbrach sie entsetzt.
    »Herrin, soll ich draußen warten?«
    Florinda antwortete: »Das ist vielleicht besser. So könntet Ihr auf meine Fragen, die noch vertraulicher sein müssen, zwangloser antworten.«
    »Das ist mir gleich: Dieser Zwerg ist wie mein Schatten. Manchmal verjagen ihn meine Damen aus dem Zimmer, wenn ich bade, und ich habe nicht einmal gemerkt, dass er da ist.«
    Die Antwort der Gräfin bestätigte Florinda, dass die Ratsuchende eine höchst vornehme Dame war und sie heimlich aufgesucht hatte, weil sie nicht erkannt werden wollte. Dies veranlasste sie, sich noch vorsichtiger zu verhalten.
    »Trotzdem meine ich, dass es besser wäre, wenn wir beide, Ihr und ich, allein bleiben.«
    »So soll es sein, wenn es dir lieber ist.«
    Delfín nahm seine Sachen und verließ das Zimmer.
    »Machen wir weiter, Herrin. Erklärt mir, wie Ihr liegt.«
    »Ich komme aus Septimanien. In meiner Heimat gibt es viel fortschrittlichere Sitten. Ich habe meinen Gemahl kennengelernt, als er eine seiner Handelsreisen unternahm: Wir beide waren verwitwet, und wir haben beschlossen, zu heiraten.«
    »Das erklärt nichts von dem, wonach ich Euch frage.«
    »Dazu wollte ich gerade kommen. Die Sitten meiner Heimat waren schon immer viel freiheitlicher, die Pyrenäen sind weitaus mehr als eine bloß natürliche Grenze. Als ich meinen Gemahl im Bett kennenlernte, merkte ich deshalb, dass ein Student in Carcassonne oder Toulouse mehr Erfahrung als er hatte. Kurz gesagt, ich musste ihm fast alles beibringen.«
    »Das ist nicht schlecht, aber Ihr kommt nicht zum Kern meiner Frage.«
    Almodis sprach weiter.
    »Mein Gemahl schläft oft mit mir, aber er nimmt sich dabei nicht viel Zeit.«

    »Ich habe Euch nach etwas gefragt, was für mich wichtig ist, und Ihr antwortet nicht.«
    »Als ich ihn kennenlernte, war das Beilager recht eintönig. Ich musste mir viel Mühe geben, um für Abwechslung zu sorgen, und ich füge hinzu, dass er ein fleißiger Schüler war.«
    »Herrin, ich will mich klar äußern: Liegt Ihr unter ihm, oder besteigt Ihr ihn, oder kopuliert Ihr auch vielleicht wie die Hunde?«
    Almodis errötete unwillkürlich. Was die Seherin nun sagte, erstaunte sie maßlos.
    »Errötet nicht, Herrin. Wir sind allein, und es kümmert niemanden, was zwei Frauen miteinander schwatzen.«
    »Er kam unmittelbar zur Sache und übersprang die Vorspiele der Liebe. Ein Paar muss sich beherrschen können, solange es spielt, und mein Gemahl weiß nicht, was so etwas für eine Frau bedeutet.«
    »Ich verstehe, dass er Euch auf der Stelle besitzt und nicht auf Euch wartet.«
    »Das wollte ich sagen.«
    Die Blinde dachte eine ganze Weile nach, und Almodis wartete geduldig auf ihre Antwort.
    Dann sprach Florinda: »Wir haben drei Probleme: Erstens muss man herausbekommen, ob die Erde, in die gesät wird, noch gut ist oder zu lange brachgelegen hat. Das betrifft Euch. Dann muss man erfahren, ob der Samen des Sämanns fruchtbar ist, und schließlich, ob sich die Aussaat zur richtigen Zeit und mit den geeigneten Mitteln vollzieht.«
    Die beiden Frauen sprachen lange weiter.
    »Nun kommen wir zu mehreren Schlussfolgerungen. Erstens müsst Ihr mit Eurem Gemahl beim ersten Vollmond, einundzwanzig Tage nach Euren letzten monatlichen Beschwerden, eine ganze Nacht lang schlafen. Ihr müsst erreichen, dass er sich zweimal entleert, ohne unten zu liegen, damit es beim dritten Mal langsamer geschieht. Wenn es nämlich ruhiger vor sich geht, bekommt es tiefere Wurzeln und Grundlagen. Hierfür gebe ich Euch einen Trank, den Ihr nach meinen Anweisungen benutzen sollt. Bei dieser dritten Vereinigung sollt Ihr unten liegen, mit den Beinen seinen Oberkörper an den Hüften umschlingen und ihn an Euch pressen. Wenn Ihr all das tut, ist es sehr wahrscheinlich, dass Ihr wieder Mutter werdet. Wenn es nicht dazu kommt, werden sämtliche Mühen vergebens sein, denn sobald sich die Natur hartnäckig weigert, ist alles umsonst.«

    Die Frau stand auf, und mit einer Sicherheit, die für eine Blinde ungewöhnlich war, lief sie ans hintere Ende des Zimmers. Vor einigen mit Flakons und Korbflaschen vollgestellten Regalen befand sich dort ein Tisch, auf dem man Phiolen und Destillierkolben sah. Die Blinde machte sich eine ganze Weile zu schaffen, indem sie Mixturen auf einem Öfchen erhitzte, wozu sie seltsame Zauberworte sagte. Dann nahm sie einen Fisch aus, dessen starker Geruch sich im Zimmer

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