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Das Vermächtnis des Martí Barbany

Das Vermächtnis des Martí Barbany

Titel: Das Vermächtnis des Martí Barbany Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chufo Lloréns
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übrigen Klöster und Kirchen
Barcelonas und seiner Umgebung stimmten gleichfalls ein. Alle Tätigkeiten wurden unterbrochen, und das Leben auf der Straße erstarb: Die Leute hielten in ihrem geschäftigen Hin und Her inne. Die Männer mit der Mütze in der Hand und die mit Umschlagetüchern und Mantillen bedeckten Frauen warteten darauf, dass der Nachhall des Glockengeläuts verstummte; danach begann das lebhafte Treiben aufs Neue.
    »Was wünscht Ihr?«
    Der Ordensbruder war wieder zum Leben erwacht, und mit einer singenden und liebenswürdigen Stimme, die eher zu einem Chorsänger gepasst hätte, fragte er Martí Barbany nach seinem Namen und dem Grund seines Besuchs.
    »Ich bringe ein Schreiben, einen Geleitbrief für Erzdiakon Llobet. Ich möchte ihn besuchen, wenn Ihr so liebenswürdig seid.«
    Martí legte das Beglaubigungsschreiben vor. Der Geistliche hielt ein dickes Glas, das auf einem Holzstiel saß, an sein rechtes Auge und las die Aufschrift des Dokuments.
    »Seid so gütig, einen Augenblick zu warten.«
    Er bimmelte mit einem Glöckchen, das auf dem Tisch stand, und sogleich erschien ein sehr junger Tonsurträger, der auf Anweisungen wartete.
    »Bringt dieses Schreiben zu Pater Llobet.«
    Martí Barbany griff ein.
    »Wenn es Euch nichts ausmacht, wäre es mir lieber, ihm den Brief selbst zu geben: Das ist mein Beglaubigungsschreiben.«
    Bei diesen Worten streckte er die Hand aus, damit ihm der andere den Brief zurückgab. Der Mann musterte den energischen Besucher eindringlich und sagte sich, dass dieser Junge trotz seines geringen Alters und seines ein wenig dörflichen Aussehens etwas Besonderes sein musste.
    »Wie es Euch gefällt, aber ich halte es für recht unwahrscheinlich, dass er Euch anhört. Pater Eudald wird von vielen aufgesucht, und ohne vorherige Prüfung empfängt er gewöhnlich keine Besuche, auch wenn Ihr ein Empfehlungsschreiben habt.«
    »Sagt Hochwürden, dass ihn Martí Barbany zu sehen wünscht.«
    Daraufhin erklärte der Mönch, als wollte er sich entschuldigen: »Was er entscheidet, geht über meine Befugnisse hinaus, wie Ihr gewiss versteht.«

    Kurz darauf kehrte der Novize zurück und teilte mit, der Erzdiakon wolle den Besucher empfangen.
    Der Mönch betrachtete den jungen Mann neugierig und setzte hinzu: »Ihr habt es ja gehört. In der ganzen Zeit, die ich hier im Tordienst verbringe, ist es das erste Mal, dass der Erzdiakon jemanden ohne vorherige Ankündigung empfängt. Beim heiligen Bartholomäus, Ihr seid ein Glückskind!«

4
    Bischof Guillem von Balsareny
    Barcelona, Mai 1052
     
    D ie Aufgabe, die sich dem guten Bischof stellte, war nicht gerade angenehm oder einfach. Er würde sich seines ganzen diplomatischen Talents bedienen müsssen, wenn er dieses offensichtlich recht schwierige Abenteuer unbeschadet bewältigen wollte. Auf der einen Seite stand seine Treue zur Gräfin Ermesenda von Carcassonne, wobei ihn die Freigebigkeit gewiss bestärkte, mit der die Herrin seine Diözese Vic stets bedachte. Auf der anderen Seite waren die Vorteile zu bedenken, die in allem lagen, was die Grafschaften Gerona und Osona begünstigte, über deren Nutzungsrecht die Gräfin auf ausdrücklichen Wunsch ihres verstorbenen Gatten Ramón Borrell verfügte – und das sollte so lange gelten, wie es dem lieben Gott gefiele, sie auf Erden leben zu lassen, obwohl nun ihr Enkel den Titel des Grafen von Barcelona führte: Ramón Berenguer I.
    Damals verbreiteten sich Neuigkeiten langsam. Die Botschaften, die Papst Viktor II. seinen Bischöfen und Äbten über das dichte Netz von Klöstern zwischen den betreffenden Diözesen und Rom zusenden wollte, trafen trotzdem schnell ein, und es wäre ihm wahrhaftig tausendmal lieber gewesen, dass er die letzte nicht erhalten hätte.
    Bischof Guillem war ein Mann Gottes: Er sorgte sich um die ihm anvertrauten Gläubigen, er übte Barmherzigkeit, und mit gerechtem Urteil und erprobter Redlichkeit vermittelte er in allen Fragen, die sein Eingreifen erforderten, um Konflikte zu verhüten, ob es sich nun um adlige Nachbarn handelte, die sich um ein Grundstück stritten, oder um einen Leibeigenen, der sich wegen des ungerechten Betrags der Mitgift beleidigt fühlte, die die Familie der Verlobten seines Hereu aufbringen wollte, oder auch um einen anderen, den man überfallen hatte, während er das
Land in der Sagrera bearbeitete. Tatsächlich war es eine große und buntscheckige Schlange, die sich jeden Morgen an der Tür seiner Residenz bildete und darauf

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