Das Vermächtnis des Martí Barbany
kämpfen: Es ist übel zugerichtet und durchnässt. Das könnt Ihr sehen, wenn Ihr nur aus meiner Zelttür hinausschaut. Wollt Ihr etwa, dass ich ohne jeden Gewinn heimkehre und den dort auf mich wartenden Grafen und allen Untertanen meiner Länder erkläre, dass der Guadiana viel Wasser geführt hat? Wie erfülle ich die Versprechen, die ich meinen Verbündeten gegeben habe?«
»So etwas habe ich nicht gesagt: Mein König hat mich angewiesen, dass man Euch die vereinbarten zehntausend Maravedis bezahlt, damit wir uns auf diese Weise als Freunde und Verbündete trennen können.«
»Ihr haltet mich für einfältig, Gesandter. Wer entschädigt mich für den Tribut Murcias und die entgangene Beute?«
»Auch mein König hat gewiss beträchtliche Verluste, und er ist bereit, sie ehrenvoll auf sich zu nehmen. Ich glaube, Herr Graf, dass die Summe, die ich Euch anbiete, gerecht ist. Das war für alle ein schlechtes Geschäft. So sind nun einmal die Umstände.«
»Nicht meine Unfähigkeit oder Trägheit hat dazu geführt.«
»Was wollt Ihr also?«
»Dreißigtausend Maravedis, um nichts zu gewinnen, aber auch nichts zu verlieren. Es ist gerecht, dass derjenige bezahlt, der für den Misserfolg verantwortlich ist.«
Der Gesandte erblasste leicht.
»Ich bin nicht befugt, einem solchen Unrecht zuzustimmen.«
»Ich verlasse mich auf das Wort Eures Königs. Ich erwarte Euch in Barcelona und vertraue darauf, dass Ihr mir die Summe zukommen lasst, die ich mit solchem Recht verlange.«
»Bei einem Rechtsstreit darf sich keine Partei zum Richter machen. Ich halte die verlangte Summe für so maßlos, dass sie gar nicht in Betracht kommt.«
»Ich verstehe Euch: Ihr und Euer König, Ihr müsst nicht den Sold für sechstausend Mann bezahlen.«
»Ich bin nicht berechtigt, in einer solch misslichen Angelegenheit zu entscheiden, aber da ich meinen Herrscher kenne, bezweifle ich, dass er eine derart unglaubliche Summe genehmigen will.«
»Dann finden wir uns damit ab, dass Marçal von Sant Jaume als Geisel al-Mutamids einige Zeit in Sevilla verbringt.«
Abenamar verstand die indirekte Drohung, und sein Gesicht zeigte, dass sie wirkte.
»Damit gebt Ihr zu verstehen, dass Prinz ar-Rashid in Barcelona bleibt?«
»Ich deute es nicht an, Gesandter. Ich erkläre es nachdrücklich, und er wird die gleiche Vorzugsbehandlung wie mein Schwiegersohn erleiden oder genießen.«
»Aber ar-Rashid ist der Kronprinz.«
»Marçal ist für mich wie ein Bruder. Also, nun wisst Ihr es: In weniger als einer Woche breche ich das Lager ab, und ich erwarte Euch in Barcelona, wobei ich wünsche, dass ich Euch bei Eurer Ankunft die gleichen Ehrungen wie die bieten kann, mit denen ich Euch das letzte Mal überhäuft habe, als Ihr gekommen seid und mich um Freundschaftsdienste gebeten habt.«
84
Schlechte Neuigkeiten
B ernat Montcusí war in übelster Laune von dem fehlgeschlagenen Feldzug nach Murcia zurückgekehrt. Er war kein Krieger: Er hasste Unbequemlichkeiten, seine Abwesenheit hatte ihn daran gehindert, sich um seine Geschäfte zu kümmern, und außerdem hatte er für seine Geldschränke nichts hinzugewonnen. Der einzige Vorteil von alledem war, dass er die Verhandlungen entscheidend beeinflusst und seine Stellung als wichtigster Wirtschaftsberater des Grafen gestärkt hatte.
Seinen Hausdienern konnte es jedoch während seiner Abwesenheit nicht schlechter gehen. Die Nachricht war dem Boten vorausgeeilt: Montcusí hatte schon von dem Überfall auf seinen Besitz in Terrassa gehört, doch bisher kannte er noch nicht die Einzelheiten und die sich daraus ergebenden Folgen. Das sollte er an diesem Nachmittag aus erster Hand erfahren, denn Don Fabià von Claramunt, der ehemalige Burghauptmann und nunmehrige bloße Verwalter des Anwesens, hatte um eine Unterredung gebeten.
Bernats Sekretär Conrad Brufau, der ihm die schlechten Neuigkeiten im Voraus mitgeteilt hatte, kündigte gerade an, dass der Besucher eingetroffen war: »Don Fabià von Claramunt wartet im Vorzimmer.«
»Lass ihn eintreten, Conrad.«
Der Sekretär ging hinaus, und sogleich kam der Verwalter herein.
»Guten Tag, Claramunt.«
»Herr, ich wünsche Euch das Gleiche.«
»Tretet näher und setzt Euch. Ich stehe sofort zu Eurer Verfügung.«
Während sich der Besucher setzte, holte Bernat die Schreibutensilien zusammen, die auf seinem Arbeitstisch verstreut lagen, kreuzte die Hände auf dem Bauch und blickte seinen Mann an.
»Mir sind schlechte Neuigkeiten zu Ohren gekommen,
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