Das Vermächtnis des Martí Barbany
Belagerungsgeräten aufgehalten, und es sei unmöglich, auf die andere Flussseite zu kommen. Was sagt Euch Euer gesunder Menschenverstand, Herrin?«
»Wir haben uns schlechte Kampfgefährten ausgesucht. Wir haben unseren Teil der Verpflichtungen erfüllt, und es ist ja wahrhaftig nicht leicht gewesen, von Barcelona herzukommen. Den Ungläubigen darf man nie vertrauen: Sie sind verschlagen und unberechenbar. Heute sind sie Eure Verbündeten, und morgen verkaufen sie sich dem Meistbietenden oder dem, der ihnen am besten passt.«
»Ihr habt zu bedenken, dass wir mit mehr als sechstausend Mann nach Süden gezogen sind und dass es verderblich wäre, wenn wir umkehren müssten, ohne dass es uns einen Nutzen bringt. Die Reiterei
hätte eine maßgebliche Unterstützung bedeutet, wenn die Verteidiger der Stadt aufs offene Feld hinausgekommen wären. Um eine lange Belagerung vorzubereiten, genügen mir aber die Streitkräfte, die ich mitgebracht habe.«
»Ich glaube nicht, dass es die sinnvollste Entscheidung wäre. Murcia geht Euch nichts an. Es ist ein weit entferntes Königreich, das sich schwer verteidigen ließe, falls sich die Murcianer weigern sollten, Tribute zu bezahlen, nachdem Ihr die Belagerung aufgehoben habt. In einem Jahr haben sie Zeit, Hilfe zu erbitten, und das können sie sogar tun, indem sie den afrikanischen Almoraviden Privilegien einräumen, und in diesem Fall wäre es tollkühn, sich mit ihnen zu verfeinden.«
»Ich darf nicht nach Barcelona zurückkehren, ohne dass ich einen Nutzen aus diesem Abenteuer ziehe. Das würde der Grafschaft Unheil und Schande bringen.«
»Wer sagt Euch, dass man keinen Vorteil aus diesem Abenteuer ziehen kann?«
»Wenn sich die Stadt nicht ergibt, sehe ich keine Möglichkeit.«
»Ihr habt eine Geisel: Benutzt sie.«
»Das ist der Sohn des Königs von Sevilla, und seine Truppe ist unterwegs.«
»Verträge sind Verträge, und sie enthalten alle möglichen Bedingungen: Die Truppen sind unterwegs, aber noch nicht eingetroffen. Die Frist betrug zwanzig Tage, und sie haben sie reichlich überschritten. Dass es um den Sohn al-Mutamids geht, bedeutet bei Weitem keinen Nachteil. Der König von Sevilla wird sich gewissenhaft darum kümmern, das von Euch festgesetzte Lösegeld zu bezahlen, um seinen Sohn zu befreien.«
»Aber dafür hat er Marçal von Sant Jaume.«
»Das habe ich schon berücksichtigt. Ist Abenamar nicht ein leidenschaftlicher Schachspieler?«
»Ja und?«
»Tauscht einen Bauern gegen einen Turm. Dabei könnt Ihr nur gewinnen.«
Die Würfel waren gefallen. Nach einer langen Beratung mit seinen Heerführern, die von seinem Seneschall angeführt wurden, und dann mit Ponç Bonfill i March und Bernat Montcusí, seinen Rechts- und Wirtschaftsberatern, beschloss der Graf, dem Rat seiner Frau zu folgen: Er würde aus diesem fehlgeschlagenen Abenteuer ehrenvoll hervorgehen und wenigstens kein Geld verlieren.
Die Unterredung mit Abenamar fand am Nachmittag des nächsten Tages statt.
Der Maure erschien in untadeliger Kleidung vor Ramón, als genösse er die Annehmlichkeiten des Schlosses von Sevilla. Neben den rohen Hauptleuten des katalanischen Heeres wirkte er wie eine Gestalt, die einem Altargemälde entstiegen war.
Der Augenblick eignete sich nicht für hochtönende Phrasen. Ramón musste sich im Gegenteil dem vornehmen Gast gegenüber hart wie Stein zeigen und als gekränkter Monarch auftreten, dessen Bundesgenossen ihn betrügen wollten, und da er nun einmal der Stärkere war, bekundete er keinerlei Bereitschaft, Verzeihung zu gewähren.
»Nun gut, mein Freund, ich verstehe ja, dass Euer König ebenso wenig wie ich den Naturgewalten gebieten kann. Dennoch habe ich bewiesen, dass ich ein umsichtiger und vertrauenswürdiger Herrscher bin, während er sich auf Improvisationen einließ und vielleicht seinem guten Stern vertraute.«
Der Maure antwortete in feierlichem und bedächtigem Ton. Als guter Diplomat war er sich bewusst, dass er sich in einer schwierigen Lage befand.
»Wie Ihr richtig sagt, ist der Mensch den unwandelbaren Gesetzen des Schicksals unterworfen. Seit über zwanzig Jahren hat man kein solches Hochwasser des Guadiana erlebt. Unser Heer wird dort festgehalten. Wenn Ihr das nicht glaubt, könnt Ihr Kundschafter ausschicken, die es Euch bestätigen.«
»Ich zweifle nicht an Eurem Wort, aber Eure Truppen sollten sich um diese Zeit nicht dort befinden. Mein Heer ist von Barcelona nach Süden gezogen und musste gegen tausend Missgeschicke
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