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Das Vermächtnis des Martí Barbany

Das Vermächtnis des Martí Barbany

Titel: Das Vermächtnis des Martí Barbany Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chufo Lloréns
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wären gern an Eurer Stelle …!«
    »Begleitet Ihr mich?«
    »Gewiss, ich werde bei Euch sein.«
    Nachdem Martí eine Weile über die Vorteile nachgedacht hatte, auf eine solch mächtige Verbündete zählen zu können, wechselte er das Thema.
    »Die Bürger sind in größter Unruhe, Eudald. Die Familien ahnen, dass etwas bevorsteht, was Wohlstand nach Barcelona bringen wird. Viele Leute haben auf den Mauern gestanden, und niemand hat übersehen, dass der Maure mit einer weißen Fahne gekommen ist und sich am nächsten Tag zurückgezogen hat. Man glaubt allgemein, dass er gekommen ist, um unseren erlauchten Gast freizukaufen, und dass er den Austausch, der in der Nacht vor sich ging, wohl nicht umsonst bekommen hat.«

    »Ihr habt recht. Ich weiß nicht, wie viel es war. Jedenfalls hat unser Graf am Samstag das Ereignis gefeiert und mitgeteilt, dass der Feldzug nach Murcia stattliche Gewinne gebracht habe.«
    »Und die Folge davon ist, dass …«
    »Für Euch etwas Nachteiliges: Der Finanzberater hat seine Machtposition ausgebaut. Neulich an jenem Abend hat der Graf ihm zu Ehren seinen Becher erhoben. Der Einzige, der sich dem Trinkspruch nicht angeschlossen hat, ist der Mann, der mit Euch spricht.«
    »Kennt Ihr den Grund?«, fragte Martí.
    »Es scheint so, oder wenigstens wird das gemunkelt, dass Montcusí die hauptsächlichen Verhandlungen mit Abenamar geführt und also den Sieg davongetragen hat.«
    Martí dachte wieder eine Weile nach, bis er zu der Schlussfolgerung kam, dass jeder, der ihn unterstützte, sich den Groll des Ratgebers zuziehen würde, und er bangte um seinen Freund.
    »Ihr habt mir gesagt, dass niemand auf Eure Abwesenheit hingewiesen hat, als Ihr mich begleitet habt, um Aixa zu befreien.«
    »Auch bei den Domherren wird die hohe Politik gepflegt und das Dienstalter respektiert.«
    »Bitte erklärt mir das.«
    »Nun gut, alle kennen das Amt, das ich bei der Gräfin ausübe. Sie kann mich zu unpassenden Zeiten rufen. Der Bischof befreit mich sogar von den Nachtgebeten und fragt nicht, ob ich an einem Empfang teilgenommen habe oder ob Almodis tief in der Nacht nach der Beichte verlangt hat, was tatsächlich manchmal vorgekommen ist. Nach unserer Rückkehr habe ich bei Euch meine Kriegertracht ausgezogen und das Ordensgewand angelegt, und danach bin ich in meine Wohnung zurückgegangen und noch rechtzeitig für das Laudesgebet eingetroffen.«
    »Ich freue mich, dass es so war. Ich möchte nicht, dass man Aixas Befreiung mit Euch in Verbindung bringt. Die Freundschaft, mit der Ihr mich ehrt, ruft schon genug Verdacht hervor.«
    »Trotzdem, mehr denn je bange ich jetzt um Euch: Der Graf hat Montcusí öffentlich gelobt, und wenn er zuvor eine Vorrangstellung am Hof eingenommen hatte, hat er nun eine noch höhere Wertschätzung erreicht. Macht keinen falschen Schritt, Martí: Er hat einen grenzenlosen Ehrgeiz, und er hat bewiesen, dass er ein Schurke ist. Er genießt hohes Ansehen, und er kann Euch schaden. Außerdem ist sein Ruf als Ordner der Finanzen beim einfachen Volk gewachsen, das annimmt, der Geldregen,
der über die Stadt niedergehen soll, sei zum Teil ihm zu verdanken. Alle bringen ihre Läden in Ordnung, weil sie voraussehen, dass etwas von all diesem Reichtum in ihren Truhen landen wird. Vergesst nicht, dass bei dem Fest am Samstag die Schlossdiener hin und her liefen und sich um die Gäste kümmerten, und viele von ihnen haben eine Gattin, und die Frau, die den Kopf auf das Kissen eines Mannes drückt, genießt großen Einfluss. Verlasst Euch darauf, die Nachricht wird sich unter den Klatschbasen von Mund zu Mund verbreiten und immer schlimmer übertrieben werden, und was gestern hundert war, ist heute tausend und morgen zehntausend. Seid vorsichtig, sage ich Euch noch einmal.«
    »Er soll sich lieber um sich selbst kümmern. Ich brauche nicht mehr Geld, und jetzt beunruhigt mich nicht einmal, dass er mit dem Grafen eng befreundet ist, zumal ich die Freundschaft der Gräfin genieße.«
    »Die Jugend ist kühn. Aber Ihr dürft nicht übersehen: Wenn man es mit den Mächtigen aufnimmt, ist das stets ein großes Wagnis, und eine Verordnung oder ein neues Gesetz kann Eure Tätigkeit einschränken und vollständig beenden. Bemüht Euch, nicht die kleinste Vorschrift zu missachten. Wenn er Euch bei etwas ertappen kann, tut er es gewiss. Und wenn Ihr mir einen Rat gestattet: Vergesst nicht, wer eine Rache plant, muss zwei Gräber vorbereiten.«
    »Seid unbesorgt, Eudald, fürchtet nicht um mich.

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