Das Vermächtnis des Martí Barbany
d’Estruc, dem Hauptmann ihrer persönlichen Wache, ihrer ersten Hofdame Doña Lionor, Doña Brígida, Doña Bárbara, Delfín und den jungen Prinzen Ramón und Berenguer, die wie zwei kleine Männer gekleidet waren. Zu ihren Füßen krochen die kleinen Mädchen umher und wurden von Doña Hilda, ihrer alten Kinderfrau, beaufsichtigt.
Die Lautstärke der Gespräche schwoll an, bevor der Graf ein Glöckchen
läutete und die Anwesenden verstummen ließ. Das Schweigen pflanzte sich wie eine Welle fort, und die Stimme des Grafen gelangte bis zu den letzten Winkeln des großen Saals.
»Gute Neuigkeiten, meine Freunde! Danken wir Gott. Was ein schlimmer Misserfolg hätte werden können, hat uns zu einem großen Sieg verholfen, und wie man zu sagen pflegt: ›Ende gut, alles gut.‹ Selbst wenn wir einmal annehmen, dass wir in Murcia wertvolle Beute gemacht hätten, so würde sie doch niemals die Summe erreichen, wie sie dem Lösegeld für die Geisel entspricht, die in diesem Jahr unser königlicher Gast war. Euch allen danke ich für Euer Vertrauen und Eure Geduld. Sobald der Betrag überprüft worden ist, kommt nun der Augenblick, Schulden zu bezahlen und jedem das Seine zu geben. Die Kirche, die uns mit ihren Gebeten in der Betrübnis und Bedrängnis beistand, wird eine großzügige Spende erhalten.« Als der Bischof das hörte, verneigte er sich leicht. »Der Stadt und dem Veguer als ihrem Vertreter wird ebenfalls unsere Freigebigkeit zuteil.« Nun hob Olderich von Pellicer seinen Becher. »Und selbstverständlich werden auch die befreundeten Grafen, die ihre Heerscharen unter meinen Fahnen einreihten, angemessen entschädigt.«
Ermengol von Urgells Stimme erdröhnte im Hintergrund.
»Lang lebe der Graf von Barcelona!«
»Lang lebe er!«, antworteten alle einmütig.
»Ich bitte Euch lediglich um ein wenig Geduld. Es ist keine Kleinigkeit, die ganze Summe zu prüfen, und bis meine Rechnungsführer nicht die genaue Zahl festgestellt haben, kann ich nicht damit beginnen, meine Schulden zu bezahlen.«
Nun hob er sein Glas und brachte einen Trinkspruch aus: »Auf zukünftige und einträgliche Eroberungen und auf wichtige Bündnisse zum Nutzen der Grafschaft! Und mein besonderer Dank gilt Euch, meinem geliebten Ratgeber Bernat Montcusí, der Ihr mit so viel Scharfsinn und Hellsichtigkeit darüber gewacht habt, dass diese Verpflichtung eingehalten wird.«
Der Ratgeber blähte sich wie eine Kröte auf und nahm die Glückwünsche der Anwesenden entgegen, die sich dem Trinkspruch ihres Herrn anschlossen – wenn nicht aus Überzeugung, so doch wenigstens, um ihm gefällig zu sein. Nur zwei Männer hoben nicht den Becher. Der eine war Eudald Llobet, der eine gleichmütige und würdige Miene machte. Der andere war Marçal von Sant Jaume, der das unangenehme
Geiseldasein hatte erdulden müssen und der sich nun schlecht belohnt, zurückgesetzt und gedemütigt fühlte.
Das Grafenpaar hatte sich zurückgezogen und genoss die vertrauliche Atmosphäre des Schlafzimmers. Die Gräfin saß vor einem Spiegel und pflegte ihre rote Haarmähne mit einem Korallenkamm, der Elfenbeinzähne hatte. Sie wandte sich an ihren Gemahl, der schon im Bett lag und auf sie wartete, um das Ende eines vollkommen glücklichen Tages zu feiern.
»Ramón, mein lieber Gatte, ich lobe Eure Haltung und freue mich, dass all diese Missgeschicke, unter denen wir gelitten haben, so ruhmreich und einträglich für die Grafschaft geendet haben.«
»Ich danke Euch. Denkt daran, dass uns ein Drittel der Gesamtsumme zusteht: zehntausend Maravedis. Damit bezahle ich den Rest der Kaufsumme für Carcassonne und Razès, und was übrig bleibt, verwende ich, um die Truppe und die Verbündeten zu entlohnen. So sehen sie, dass der Graf von Barcelona stets seine Schulden begleicht.« Der Graf richtete sich im Bett auf und betrachtete das Spiegelbild seiner geliebten Frau. »Almodis, ich weiß, dass ich mich immer auf Eure Hilfe verlassen kann. Ihr habt Euch wie ein Soldat verhalten. Ihr seid viel mehr als die Erholung des Kriegers.«
»Wenn Ihr mich so anseht und allen Eure Schulden bezahlen wollt, warum habt Ihr dann nicht daran gedacht, mir eine Belohnung zu geben?«
»Was kann ich Euch anbieten? Alles, was ich habe, gehört Euch.«
»Das weiß ich«, sagte Almodis lächelnd. »Aber auch ich habe Verpflichtungen.«
»Und was sind das für große Verpflichtungen?«
»Verpflichtungen, die ich meinen Leuten gegenüber eingegangen bin und die ich einhalten muss: die
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