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Das Vermächtnis des Martí Barbany

Das Vermächtnis des Martí Barbany

Titel: Das Vermächtnis des Martí Barbany Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chufo Lloréns
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Berenguers zu gewinnen, Euch begünstigen muss, auch wenn es ihm widerstrebt, so tut er es. Er darf kein Geld prägen: Er braucht Euch.«
    Langsam verstrich der Nachmittag, und der Jude lud seine Freunde zum Essen ein. Rivka schloss sich ihnen an. Baruch saß an der Stirnseite des Tischs, und nachdem er das Ha Mojze gebetet hatte, wies er an, das Essen auszuteilen. Martí und Eudald ließen sich das koschere Abendessen schmecken.

91
    Die zwei Schwestern
     
    D er Nachbarort Sant Adrià, am rechten Ufer des Flusses Besós, besaß seit der Zeit des Römischen Reichs ein paar kleine Bäder, die nur wenige Besucher hatten. Sie wurden von natürlich fließendem Wasser gespeist, wie es den Vorschriften in den heiligen Büchern der Hebräer über die Reinigung der Frauen entsprach. Darum hatten die Juden sie übernommen und bezahlten dem Grafen eine Pachtgebühr dafür.
    Dorthin waren Ruth und Batsheva unterwegs. Batsheva begleitete ihre Schwester: Ruth hatte ihren Purpurzyklus beendet, und da sie das Call von Barcelona nicht betreten durfte, musste sie die in der Thora vorgeschriebene Reinigung dort vornehmen. Sie fuhren mit einem Wagen, der zu Martís Haushalt gehörte und den Mohammed lenkte, der Sohn Omars, der nun schon dreizehn Jahre alt war. Die Schwestern plauderten zwanglos im Wagen, ohne befürchten zu müssen, dass der Junge ihre Worte hörte, denn der Wagen holperte nicht nur laut, sondern der Junge hatte auch beide Hände voll mit dem Maultiergespann zu tun.
    »Batsheva, nie werde ich manche Gesetze unseres Volks verstehen.«
    »Welche Gesetze meinst du, Ruth?«
    »Zum Beispiel das, das mich verpflichtet, die Bäder aufzusuchen, um mich zu reinigen, wenn die Tage des roten Flecks zu Ende sind.«
    Batsheva machte eine gereizte Geste. Sie kannte die Neigung ihrer Schwester, alles infrage zu stellen.
    »Und was verstehst du nicht?«
    »Hat Jahve nicht die Frau geschaffen?«
    »Das ist unser Glaube.«
    »Dann glaubst du, dass Jahve etwas Unvollkommenes erschaffen konnte?«
    »Nein.«

    »Von welchem Fleck muss ich mich dann heute reinwaschen, wenn wir Frauen nichts mit dem zu tun haben, was uns allmonatlich geschieht?«
    Batsheva wunderte sich.
    »Du denkst zu viel nach, Schwester. Darum sollen sich die Ältesten kümmern, die den Pentateuch auslegen. Beschäftige dich lieber mit den Aufgaben, die uns zugewiesen sind.«
    »Damit gebe ich mich nicht zufrieden, Schwester. Ich will nicht wie ein Lasttier sein, das die Befehle nicht anzweifelt, die es erhält.«
    »Überlass den Weisen die spitzfindigen Untersuchungen. Darüber disputieren sie jeden Tag bis zur Erschöpfung.«
    »Das ist bei unserem Volk schlecht eingerichtet: Wir Frauen denken nicht, und die Männer verbringen ihr Leben mit haltlosen Erörterungen, die zu nichts führen, bis wir schließlich dem Volk unterworfen sind, das uns aufnimmt.«
    »Wirklich, du bist unverbesserlich … Du phantasierst, Ruth. Änderst du dich nie?«
    »Ich habe dich sehr lieb, Batsheva, aber ich will mich nicht damit abfinden, eine unterwürfige jüdische Ehefrau zu werden. Früher habe ich es geahnt, und jetzt bin ich ganz sicher: Außerhalb des Call gibt es ein anderes Leben, das unendlich mehr begeistert, und nun, da ich es kennengelernt habe, weigere ich mich, mich wieder einsperren zu lassen.«
    »Ich weiß, dass du immer ein bisschen verrückt warst, aber dieser Verrücktheit habe ich mein Glück zu verdanken. Also sei sie gepriesen.«
    »Was willst du damit sagen?«, fragte Ruth überrascht.
    »Ich muss dir etwas erzählen: In dieser Woche kommt der Heiratsvermittler der Melameds zu uns, um mit unserem Vater die Ehe zu vereinbaren.«
    Ruth machte riesengroße Augen.
    »Wie mich das für dich freut, Batsheva! Also hat sich dieser Ishaí Melamed endlich entschlossen.«
    »Sie haben ihn zum Chasan ernannt. Das bringt ihm neue Einkünfte, und damit kann er sich selbstständig machen.«
    »Ihr seid mir nichts schuldig. Ich stehe ganz im Gegenteil in eurer Schuld.«
    »Jetzt verstehe ich nichts mehr.«
    »Wenn ihr in der Nacht, als Abenamar in die Stadt kam und dieser gewaltige Tumult losging, nicht meine Hand losgelassen hättet und ich euch nicht verloren hätte, wäre ich nie dem Glück begegnet.«

    »Wovon redest du?«
    »Schwester, ich liebe Martí Barbany mit aller Kraft meines Herzens, und vorläufig gebe ich mich damit zufrieden, dass ich für den Rest meiner Tage dieselbe Luft wie er atmen darf.«
    »Aber Ruth, ich habe immer geglaubt, dass diese zwanghafte Idee

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